Virologe warnt vor einer "riesigen Welle"
Die Infektionen mit der Schweinegrippe werden in Deutschland dramatisch ansteigen. So warnt jetzt ein Virologe. Der Grund dafür ist für ihn klar.
Passau/London/Paris (afp) - Der Virologe Alexander Kekulé rechnet mit einem dramatischen Anstieg der Infektionen mit der Schweinegrippe in Deutschland. "Es ist der Beginn einer riesigen Welle", sagte er der Passauer Neuen Presse.
"Die Zahl der Infektionen im Inland wird in den nächsten Wochen dramatisch zunehmen." Er geht jedoch nicht davon aus, dass die Erkrankungen bedrohlich würden. "Zum Glück verlaufen die meisten Erkrankungen derzeit relativ milde. Ich glaube auch nicht, dass sich das deutlich ändern wird", sagte Kekulé.
Die Warnungen der Weltgesundheitsorganisation, es könnten sich ein "Killer-Virus" entwickeln, bestätigten sich nicht, sagte der Virologe. "Die befürchtete, tödliche Hochzeit' zwischen Vogel- und Schweinegrippe-Erreger wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben."
Als Grund für die rasche Ausbreitung des Virus nannte Kekulé die Ferienzeit. "Viele kehren aus dem Ausland zurück. Und an den Ferienorten treffen Menschen aus aller Herren Länder zusammen." In Diskotheken oder Flugzeugkabinen herrschten ideale Bedingungen für die Ausbreitung des Erregers.
Derweil hat sich Großbritannien einen Plan zurechtgelegt, falls sich die Schweinegrippe weiter ausweitet und eine große Anzahl an Todesopfern fordert. Für den Fall könnte im Südwesten Englands vorübergehend eine unterirdische Grabstätte als Leichenhalle benutzt werden. Wie ein Sprecher der Stadt Exeter am Samstag mitteilte, könnten die Katakomben aus dem 19. Jahrhundert eines alten Friedhofes genutzt werden. Die Grabstätten sind normalerweise eine Touristenattraktion.
Großbritannien ist das am stärksten von der Schweinegrippe betroffene Land Europas, bislang starben dort 31 Menschen an dem Virus. Nach Schätzungen der Gesundheitsbehörden wurden in der vergangenen Woche in England rund 100.000 neue Infektionen registriert.
Ist die Angst vor der Schweinegrippe gerechtfertigt oder nicht? Der Pariser Medizin-Professor und Abgeordnete Bernard Debré hat sich in scharfer Form vom aktuellen Umgang mit der Schweinegrippe-Gefährdung distanziert. Der Virus-Typ A (H1N1) sei "nicht gefährlich", die Schweinegrippe "etwas weniger gefährlich" als die typische saisonale Grippe, die jedes Jahr zu erwarten sei, sagte Debré der Zeitung "Journal du Dimanche". "Deshalb muss man jetzt mal einen Punkt machen", forderte der Mediziner, der zugleich für die Regierungspartei UMP im Pariser Abgeordnetenhaus sitzt. "Das ist und bleibt ein Grippchen!", sagte Debré, nicht vergleichbar etwa mit dem Ebola-Fieber.
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