Schweinegrippe breitet sich immer schneller aus
Berlin/München (dpa) - Die Zahl der neuen Schweinegrippe-Fälle hat sich in Deutschland innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte nach jüngsten Daten 7822 Neuerkrankungen pro Woche. 60 Prozent der neu gemeldeten Fälle stammen aus Bayern.
Den schnellsten Anstieg der Krankenzahl gab es in Bremen, wo sich die Zahl innerhalb einer Woche verachtfacht hat. Aber auch in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt vervielfachten sich die neuen Fälle. Diese Daten nannte das RKI am Montag in seinem Wochenbericht, der die letzte Oktoberwoche beleuchtet. Insgesamt sind demnach 40 000 Schweinegrippefälle beim RKI registriert. Zudem zählte das RKI neun Schweinegrippe-Todesfälle.
Nach einem Impfstoffmangel in einigen Bundesländern wird Ende November voraussichtlich mehr Schweinegrippe-Impfstoff auf den Markt kommen. Derzeit lägen die lieferbaren Impfdosen unter dem ursprünglichen Planungsziel, teilte der Hersteller des Impfstoffs Pandemrix am Montag in München mit. Grund dafür sei, dass sich das Saatvirus zu Beginn der Produktion schwierig vermehren ließ und die Produktion daher umgestellt worden sei. Ab voraussichtlich Ende November werde die nun bessere Ausbeute auch zu höheren Liefermengen führen. Die Auslieferung der von Deutschland bestellten 50 Millionen Impfstoff-Dosen erfolge sukzessive auf wöchentlicher Basis bis ins erste Quartal 2010 hinein.
Die Bundesregierung versuchte, Sorgen über zu geringe Impfstoffmengen zu zerstreuen. "Es war klar, dass der Stoff nicht in einer 50-Millionen-Dosis plötzlich da ist", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin. "Es war immer klar, dass es zu Wartezeiten kommen würde. Das ist ganz normal." In einigen Regionen - etwa Bayerns, Niedersachsens oder Sachsen-Anhalts - war der Impfstoff in den vergangenen Tagen bereits ausgegangen. Viele Menschen müssen wochenlang auf den gewünschten Impftermin warten. In einer Telefonkonferenz habe Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler mit seinen Länderkollegen am Montag die Lage beraten. Zudem lud er die Landesminister für diesen Mittwoch nach Berlin ein.
Für die Auslieferung eines neuen Impfstoffs für Schwangere gebe es noch keinen Termin, sagte der Sprecher des Ministeriums. Mit einem Unternehmen werde nun intensiver über Verträge verhandelt. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Schwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keine Wirkstoffverstärker enthält. Ein derartiger Impfstoff ist in Deutschland bisher weder zugelassen noch erhältlich.
Glaxosmithkline stellte am Montag zudem eine neue Studie mit 168 Probanden über 60 Jahren vor. Demnach können die Impfstoffe gegen Schweinegrippe und gegen die saisonale Grippe gleichzeitig in je einen Arm gegeben werden.
In Deutschland wurden am Montag zwei weitere Todesfälle in Zusammenhang mit der Schweinegrippe bekannt. In Münster starb eine 48 Jahre alte Frau, die an der Schweinegrippe erkrankt war. Die Frau hatte nach Auskunft des Universitätsklinikums in Münster schon zuvor eine chronische Lungenkrankheit. In einem Hagener Krankenhaus starb ebenfalls eine Frau, bei der Schweinegrippe-Erreger nachgewiesen wurden. Die tatsächliche Todesursache müsse allerdings noch durch eine Obduktion geklärt werden, teilte die Stadt Hagen mit. Ob das neue H1N1-Virus direkte Ursache für den Tod einer 15-jährigen Schweinegrippe-Patienten aus Kassel war, konnten Ärzte bis Montag noch nicht klären.
Die Organisation "Ärzte-im-Netz" hat eine Liste der Ärzte in Deutschland zusammengestellt, die sich als Impfärzte gegen Schweinegrippe haben eintragen lassen. Sie ist unter www.aerzte-im-netz.eu abrufbar.
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