
Nächste Insolvenz in der Modebranche: Dieses Unternehmen ist betroffen

Die Insolvenzwelle in der Modebranche geht weiter. Nach Gerry Weber und Madeleine trifft es nun auch Peter Hahn. Was steckt hinter dem Insolvenzverfahren und wie geht es weiter?

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt und erneut trifft es ein Unternehmen aus der Modebranche: Peter Hahn, eine etablierte Modekette mit Sitz in Winterbach bei Stuttgart, hat kürzlich ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingeleitet. Was die Gründe für die Insolvenz sind und wie es jetzt weitergehen soll.
Übrigens: Peter Hahn ist nicht das einzige Mode-Unternehmen, welches von einer Insolvenz betroffen ist, denn die Modebranche in Deutschland ist durch aktuelle Pleiten schwer gebeutelt. Darunter ist auch die große Münchner Modekette Hallhuber. Auch eine fränkische High-Fashion-Firma sucht dringend nach Investoren. Auch Peek & Cloppenburg Düsseldorf sucht nach einem Weg, wie es jetzt weitergeht.
Nächste Modekette insolvent: Peter Hahn vor dem Aus?
Die schwäbische Modekette Peter Hahn ist auch über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus bekannt. Gegründet im Jahr 1964 hat sie sich im Laufe der Jahre als ein wichtiger Akteur in der Modebranche etabliert. Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter und hatte zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 350 Millionen Euro, wie aus der Pressemitteilung des Unternehmens hervorgeht.
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In der Mitteilung werden mehrere Faktoren für die Einleitung des Schutzschirm-Insolvenzverfahrens genannt. Dazu gehören die Auswirkungen der Insolvenz einer Schwesterfirma, Anforderungen an die Umstellung des ERP-Systems (Anmerkung der Redaktion: ERP-System ist eine Softwarelösung, die dazu dient, alle geschäftsrelevanten Prozesse in einem Unternehmen zu steuern und zu optimieren) und die allgemeine Marktlage im Versandhandel. Diese Faktoren hätten eine Neuausrichtung und Refinanzierung des Unternehmens erforderlich gemacht.
Gegenüber dem Zeitungsverlag Waiblingen (ZVW) erklärt Peter Hahns Geschäftsführer Jörg Marx allerdings, dass das Unternehmen immer profitabel gewesen sei - bis zu dem Zeitpunkt als das fränkische Schwesterunternehmen Madeleine so schlecht auf dem Markt unterwegs gewesen sei. Sowohl Madeleine als auch Peter Hahn gehören zu der Tristyle Group. Andreas Kleinschmidt, der Sanierungsbevollmächtige bei Peter Hahn ergänzte zu diesem Thema: „Wenn es Verluste bei der Tochter gibt, muss die Mutter die ausgleichen." Dadurch sei auch Peter Hahn von Madeleines Schieflage finanziell betroffen gewesen. Bei der fränkischen Schwester müssen rund 200 Mitarbeiter gehen.
Insolvenzverfahren bei Peter Hahn - So geht es jetzt weiter
Peter Hahn hat also ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingeleitet. Doch was bedeutet das? Ein solches Verfahren ist eine besondere Form des Insolvenzverfahrens, das darauf abzielt, ein Unternehmen zu sanieren. Im Gegensatz zu einem regulären Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und hat die Möglichkeit, das Unternehmen unter Aufsicht eines vorläufigen Sachwalters neu auszurichten. Dieses Verfahren ist nur möglich, wenn das Unternehmen noch nicht zahlungsunfähig ist und ausreichende Sanierungschancen besitzt, was durch einen unabhängigen Sachverständigen bestätigt werden muss.
Laut einem Bericht des Portal t-online hat Peter Hahn das Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingeleitet, um sich neu aufzustellen und zu refinanzieren. Das Unternehmen sieht in diesem Verfahren den schnellsten und effizientesten Weg zur Restrukturierung.
Jörg Marx, der Geschäftsführer von Peter Hahn, und der Sanierungsbevollmächtigte Andreas Kleinschmidt äußerten sich gegenüber des ZVW zur aktuellen Lage des Unternehmens. Sie betonten, dass trotz der Insolvenz der Geschäftsbetrieb unbeeinträchtigt weiterläuft und dass die Kunden weiterhin gut bei Peter Hahn bestellen. Sie erklärten auch, dass das Unternehmen von den kühleren Witterungsverhältnissen profitiert und keine negativen Auswirkungen der Insolvenznachrichten auf die Kundenbestellungen festgestellt wurden.
Insolvenz von Peter Hahn: Diese Auswirkungen könnte es auf die Branche haben
Die Insolvenz von Peter Hahn ist kein Einzelfall in der Modebranche. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche haben bereits andere namhafte Modeanbieter wie Gerry Weber und Madeleine ähnliche Schritte unternommen und Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingeleitet. Dies deutet auf einen Trend hin, der die gesamte Branche betrifft und zeigt, dass selbst etablierte Unternehmen vor finanziellen Schwierigkeiten nicht gefeit sind.
Die allgemeine Marktlage im Versandhandel, die als einer der Gründe für die Insolvenz von Peter Hahn genannt wurde, ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Branche vor Herausforderungen steht. Die Verschiebung vom stationären Handel zum Online-Handel, kombiniert mit der Pandemie, habe den Druck auf Versandhändler erhöht, wie aus der Pressemitteilung von Peter Hahn hervorgeht.
Zudem hat sich Peter Hahn auf die Zielgruppe der "Best-Ager" spezialisiert, also Frauen ab 45 Jahren. Das Portal t-online merkt an, dass dies eine interessante Nische ist, die jedoch auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Die Insolvenz von Peter Hahn könnte ein Weckruf für andere Modeunternehmen sein, die sich auf ähnliche Zielgruppen konzentrieren, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen.
Peter Hahn: Das sind die Zukunftspläne
Laut der Pressemitteilung des Unternehmens sind intensive Gespräche und Verhandlungen mit Finanzierern und Investoren über die langfristige Neuaufstellung und Refinanzierung des Unternehmens bereits weit fortgeschritten. Das Ziel ist es, die Restrukturierung und den Investoreneinstieg im ersten Quartal des nächsten Jahres abzuschließen.
Ein wichtiger Bestandteil der Zukunftspläne von Peter Hahn ist die Stärkung der Eigenmarken. Daniela Angerer, die Geschäftsführerin von Peter Hahn, betonte in der Pressemitteilung, dass das Unternehmen plant, seine Eigenmarken deutlich zu stärken, zu profilieren und weiterzuentwickeln. Dies soll dazu dienen, die von Peter Hahn vertriebenen Premiummarken mit "hochwertigen Kollektionen und Outfits" zu ergänzen.
Trotz des Insolvenzverfahrens werde der Geschäftsbetrieb von Peter Hahn in vollem Umfang fortgesetzt und die Einzelhandelsgeschäfte in ganz Deutschland blieben geöffnet. Von Mitarbeiterentlassungen war - Stand 20. November - nicht die Rede. Damit steht das Verfahren bei Peter Hahn im Gegensatz zu der Insolvenz beim bayerischen Modehaus Rübsamen, wo Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Zudem habe das Unternehmen eine stabile Kundenbasis beibehalten, wie aus dem Bericht des ZVW hervorgeht. Die Kunden hätten laut Marx und Kleinschmidt nicht negativ auf die Nachricht des Insolvenzverfahrens reagiert und Bestellungen blieben stabil.
Doch nicht nur die Modebranche hat momentan zu kämpfen: Auch zahlreiche Onlineshops sind in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert. Unter den 80 jüngsten Fällen ist auch der bekannte Shop "fahrrad.de". Doch es gibt nicht nur Schließungen in Deutschland - in diesem Herbst eröffnet eine bekannte ausländische Modemarke Filialen in Deutschland.