Olaf Scholz besucht Nigeria und Ghana. Er legt einen ähnlichen Eifer an den Tag wie seine Vorgängerin Angela Merkel. Die Bedingungen allerdings sind schwieriger geworden.
Zum Ende ihrer Amtszeit ließ sich Angela Merkel von Afrika noch mal richtig feiern. Bei der vierten „Compact-with-Africa“-Konferenz im August 2021 wurde die damalige Kanzlerin von ihren Gästen aus Ruanda, Togo, Ghana und anderen afrikanischen Staaten mit Lob überschüttet. Merkel habe, so der Tenor, die Beziehungen Deutschlands zu dem Kontinent weit vorangebracht. Ihr Nachfolger misst Afrika eine ebenso große Bedeutung bei wie die CDU-Politikerin, die dort um die 20 Länder besuchte. Bis Dienstag hält sich Olaf Scholz in Nigeria und Ghana auf, es ist bereits seine dritte Afrika-Reise und die zweite in diesem Jahr. Afrika ist weiterhin Chefsache im Kanzleramt. Die Mission jedoch ist für Scholz deutlich schwieriger geworden.
Afrika braucht Deutschland. Es ist auf den Handel angewiesen, auf die Entwicklungszusammenarbeit. Doch die Abhängigkeit nimmt in dem Maße ab, in dem sich Länder auf dem Kontinent tummeln, die früher einen Bogen darum machten. Allen voran China und Russland. Scholz‘ Problem dabei ist, dass Deutschland zunehmend Afrika braucht. Der Nachbarkontinent weiß um diese Entwicklung und zeigt ein neues Selbstbewusstsein.
Afrikanische Länder sind eine Stütze der Klimapolitik für Deutschland
Die Verhältnisse wandelten sich bereits unter Merkel. Der Begriff „Entwicklungshilfe“ verschwand aus dem politischen Sprachgebrauch und wurde durch „Entwicklungszusammenarbeit“ ersetzt. Berlin wollte damit einerseits vom hohen weißen Ross herunter. Andererseits forderten immer mehr afrikanische Staats- und Regierungschefs eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
In Afrika bekommen sie durchaus mit, wie Deutschland um seine Klimapolitik ringt. Wenn grüner Wasserstoff hierzulande tatsächlich Energielieferant Nummer eins sein soll, braucht es für den nötigen sauberen Strom die Sonne Afrikas. Mehrfach schon reisten Regierungsmitglieder aus Berlin in afrikanische Staaten, um dort nach Fachkräften Ausschau zu halten. Was durchaus sinnvoll ist, denn es findet sich dort die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Welt. In Nigeria beispielsweise sind fast zwei Drittel der 220 Millionen Einwohner unter 25 Jahre alt. Doch viele Nigerianerinnen und Nigerianer gehen lieber in Länder, in denen statt Deutsch flächendeckend Englisch gesprochen wird und die Visavergabe nicht nervige zwei Jahre dauert.
Andererseits ist Nigeria, um bei diesem Beispiel zu bleiben, im Bereich der Migration eines der größeren Herkunftsländer. Knapp vier Prozent der Geflüchteten, die sich übers Mittelmeer nach Europa aufmachen, kommen von dort. Es gibt ein Rückführungsabkommen. Doch Scholz will schnelle Verbesserungen erreichen, angesichts der aufgeheizten Migrationsdebatte im eigenen Land wird er dazu förmlich getrieben.
Russland hat viel Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent
Im Vergleich zu Merkels Zeiten muss sich Scholz als Europäer zudem gegen den stärkeren Einfluss Chinas und Russlands in Afrika stemmen. Es geht dabei längst nicht mehr nur um die wertvollen Rohstoffe, sondern zunehmend um Waffen und Sicherheit. Der globale Süden steht etwa der westlichen Unterstützung für die Ukraine und Israel in Teilen kritisch gegenüber, was nicht zuletzt auf das Betreiben von Wladimir Putin zurückzuführen ist, der mit Geld und zahlreichen Gipfeltreffen viele Verbündete gewonnen hat.
Aus Nigeria, Ghana und anderen Staaten vollwertige Partner Deutschlands zu machen, wird noch einige Reisen von Olaf Scholz erfordern. Des Kanzlers Sachlichkeit ist diesmal ein Vorteil. Er macht uneitel da weiter, wo Merkel aufgehört hat, und dürfte so zügig Fortschritte erzielen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wer mehr Einfluss in Africa haben möchte, muss mehr bieten als schlaue Ratschläge, Bevormundung und Versprechen in die ferne Zukunft.
China schafft Fakten, baut Autobahnen, Kraftwerke, Staudamm in Rekordzeit. Die EU plant und prüft hingegen Jahrzehnte und es geht dort nichts voran. Natürlich gibt China nur altes auf Pump. Die EU hat ja aber auch Bedingungen.
Man muss aber schneller und flexibler werden, sonst wird es nichts. Faire Gespräche und Verhandlungen auf Augenhöhe wären ein Anfang.