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  3. Panzer in Prag: Als aus dem Prager Frühling ein langer Winter wurde

Panzer in Prag
21.08.2018

Als aus dem Prager Frühling ein langer Winter wurde

Mit brennenden Blockaden versuchen Bürger, den sowjetischen Panzern den Weg zum Hauptgebäude des tschechoslowakischen Rundfunks in der Prager Innenstadt zu verstellen.
Foto: Libor Hajsky

1968 beendeten russische Panzer dem Traum von Freiheit. Auch Rudolf Ströbinger kämpfte für Reformen. Frau und Tochter, die in Bobingen leben, erinnern sich.

Was machte den Prager Frühling aus? Ursache, Verlauf und Ende der tschechoslowakischen Reformbewegung, die heute vor 50 Jahren von Soldaten der Sowjetunion und weiterer Mitgliederstaaten des Warschauer Paktes niedergeschlagen wurde, werden bis heute unterschiedlich gedeutet. Doch sicher ist, dass die dramatischen Ereignisse im August 1968 tausendfaches Leid brachten. Nach neueren Schätzungen starben in den Tagen der Invasion rund 500 Männer und Frauen, die Gefängnisse füllten sich, auf den Fluchtrouten versuchten Tausende, den Westen zu erreichen. Lebenswege änderten sich schlagartig und nahmen eine neue, oft unglückliche Richtung.

Inmitten des Chaos, das am 21. August 1968 losbrach, versuchte die Familie Ströbinger sich über Wasser zu halten. Die Erinnerung an diese Tage, an die aufgeheizte Atmosphäre und an die drückende Angst ist bei Vera Ströbinger und Vera Novelli bis heute lebendig. Denn ohne Zweifel war der Ehemann und Vater in großer Gefahr: Rudolf Ströbinger hatte sich als stellvertretender Chefredakteur der Prager Tageszeitung Lidová Demokratcie früh für weitreichende Reformen eingesetzt. Jetzt, nachdem Sowjet-Panzer gegen den erbitterten, aber meist friedlichen Widerstand der Bevölkerung die Lage unter Kontrolle zu bringen versuchten, war der Journalist untergetaucht. Er wollte einer Verhaftung entgehen, um weiter publizistisch gegen die Besatzer ankämpfen zu können. „Wir hofften auf ein Lebenszeichen des Vaters“, erinnert sich die Tochter Vera Novelli, die heute mit ihrer Mutter in Bobingen bei Augsburg lebt.

Ein Brief an die damals 34-jährige Frau und die kleine, achtjährige Tochter, die am Tag des Einmarsches bei Verwandten in Südmähren waren, ist erhalten: „Ich denke ganz viel an Euch“, beginnt die Nachricht. Und: „…die Rude pravo (kommunistische Prager Tagezeitung) ist schon besetzt, wir haben auch die letzte Sonderausgabe (der Lidová Demokratcie) fertiggestellt. Weiß nicht, wie die Jungs das verteilen. Auf dem Wenzelsplatz, wo gerade die Rotationsdruckmaschine läuft, wird aus Kanonen geschossen.“

Die Welt fühlte mit den tapferen Tschechen und Slowaken

Die Welt fühlte mit den tapferen Tschechen und Slowaken. Doch die brachiale Macht der Militärs des russischen „Brudervolkes“ erstickte, was in den Monaten zuvor geschaffen wurde. Und das war viel mehr, als viele in der Tschechoslowakei für möglich gehalten hatten – viel mehr aber auch, als der russische Präsident Leonid Breschnew und die Hardliner in Polen, Warschau, Sofia und vor allem in Ostberlin zu tolerieren bereit waren.

Anders als bei den Volksaufständen in der DDR 1953 und drei Jahre später in Ungarn 1956 war es in der CSSR die Kommunistische Partei, die den Umbruch anstieß. Im April beschloss die KP unter Führung von Alexander Dubcek ein Aktionsprogramm, in dem weitreichende Reformen der Wirtschaft und der Justiz in Aussicht gestellt wurden. Wenig später wurde offiziell die staatliche Pressezensur aufgehoben – schon zuvor hatten mutige Journalisten wie Rudolf Ströbinger unter Missachtung einschlägiger Bestimmungen offen berichtet.

Junge Familie, ernste Blicke: der Journalist Rudolf Ströbinger mit seinen beiden Veras Mitte der 60er Jahre.
Foto: privat

Schnell entwickelte sich eine Eigendynamik: Das Land hatte zwischen den Weltkriegen eine reiche demokratische Tradition entwickelt. Die Opfer des Kommunismus und der Stalinisierung ergriffen die Gelegenheit und meldeten sich mit noch weitergehenden Reformwünschen zu Wort. Später wurde aus bürgerlichen Kreisen auch die führende Rolle der KP infrage gestellt. Doch dazu, dies belegen die Quellen aus dieser Zeit, waren die kommunistische Partei und Dubcek – zumindest im Sommer 1968 – nicht bereit. Die Rede war von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Doch wie dieser Sozialismus in der Praxis aussehen sollte, darüber gingen die Meinungen innerhalb und außerhalb der Partei weit auseinander. Die Frage, ob es ohne den militärischen Eingriff einen Übergang zu demokratischen Verhältnissen mit freien Wahlen gegeben hätte, ist zwar spannend, aber unmöglich zu beantworten. „Wir waren so überrascht, so voller Hoffnung“, erinnert sich die heute 84-jährige Vera Ströbinger an das Lebensgefühl im Frühjahr und Sommer 1968. Umso bitterer das abrupte Ende des politischen Frühlings. Die Erniedrigung, die ohnmächtige Wut. „Das bleibt im Kopf, das bleibt in der Seele“, sagt Vera Ströbinger.

Zwei Divisionen der DDR-Volksarmee standen an der Grenze

Ein Glück in dem ganzen Unglück war es aus deutscher Sicht, dass zwei bereitstehende Divisionen der DDR-Volksarmee im letzten Moment doch jenseits der Grenzen blieben. Es wäre ohne Zweifel ein schwer reparabler Schaden entstanden, wenn deutsche Soldaten nur 29 Jahre nach dem Einmarsch der Wehrmacht erneut auf das Gebiet der Tschechoslowakei vorgerückt wären. Es blieb am 21. August bei kleineren Grenzverletzungen durch DDR-Truppen.

Rudolf Ströbinger, der noch auf einer Postkarte an die Familie den Satz geschrieben hatte „Alles wird gut, wir sind im Recht“, wurde Ende August klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ihn die neuen Machthaber festsetzen. Er gelangte zu Fuß illegal über die Grenze nach Deutschland. Frau und Kind, die wieder nach Prag zurückgekehrt waren, sollten folgen. Für die kleine Vera eine furchtbare Zeit. „Ich habe das alles nicht verstanden. Ich durfte ja mit keinem über die bevorstehende Flucht sprechen. Nicht einmal mit meinem Sandkastenfreund. Das Schlimmste aber war der Abschied von meiner Oma, die ich sehr geliebt habe.“ Doch es half nichts, Mutter und Tochter reisten am 5. November mit dem Zug aus. Wie konnte das gelingen? Schließlich wurde Rudolf Ströbinger doch gesucht. „Wir haben das Chaos im Land ausgenutzt. Zudem gab es unter der Hand eine große Solidarität gegen die Besatzer. Auch unter Polizisten und Grenzbeamten.“ Die Familie war wieder vereint.

Der schwere Neuanfang in der Grenze

Der Neuanfang in der Bundesrepublik war alles andere als einfach. Zumal der Geheimdienst der CSSR die Familie bespitzelte. Rudolf Ströbinger jedoch, der in Abwesenheit zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt wurde, setzte seine Wut über die Niederschlagung des Prager Frühlings in Energie um. Er arbeitete – zunächst in Köln – als Journalist, Historiker und Autor. Unter anderem leitete er die tschechoslowakische Redaktion der Deutschen Welle. Internationale Beachtung fanden Bücher wie „Das Rätsel Wallenberg“ oder „Stalin enthauptet die Rote Armee“. Rudolf Ströbinger, der 2002 für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz erhielt, starb 2005 im ostfriesischen Hage. Tochter Vera Novelli wurde wie der Vater Journalistin. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Historiker halten das Ende des Prager Frühlings für den Anfang vom Ende des Ostblocks. Zumindest markierte er für viele Jahre den Abschied von der Hoffnung, es gebe in den Ländern des Warschauer Pakts eine Chance auf Freiheit – bis weit in die 80er Jahre hinein, als erneut ein kommunistischer Parteiführer Reformen einleitete: Der Mann hieß Michail Gorbatschow.

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