Das ZDF will Björn Höcke nicht mehr in Talkshows einladen. Der Schritt zeugt von einem Mangel an journalistischem Selbstbewusstsein - und hilft vor allem der AfD.
Der Applaus war so vorhersehbar wie wohlfeil. Natürlich ist Björn Höcke ein Rechter der übelsten Sorte - ihn nicht mehr in seine Talkrunden einzuladen, zeugt allerdings von einem eklatanten Mangel an journalistischem Selbstbewusstsein. Traut es sich kein Talkmaster, keine Runde streitbarer Diskutanten zu, Höcke zu stellen? Ihn mit der Waffe des Arguments zu schlagen?
Der Antipolitiker aus Thüringen ist, ob man ihn mag oder nicht, ein demokratisch gewählter Abgeordneter. Mit welchem Recht grenzt das ZDF ihn aus und andere nicht? Niemand muss einem Radikalen wie Höcke eine Bühne bauen, auf der er sich ungeniert produzieren kann. Der kritische Diskurs, gerade mit den Gegnern der offenen Gesellschaft, sollte für einen öffentlich-rechtlichen Sender jedoch mindestens so selbstverständlich sein wie das monatliche Gebührenaufkommen. Und wenn nicht: Wo zieht das ZDF dann die rote Linie?
Ein ZDF, das einen AfD-Mann boykottiert, hilft nur den Höcke-Fans
Die Linke Sarah Wagenknecht war Mitglied der kommunistischen Plattform in ihrer Partei und auch damals schon ein gern gesehener Gast in den Talkshows. Ist der Enteignungs-Phantast Kevin Kühnert künftig bei Lanz oder Illner noch tragbar? Und überhaupt: Wer zieht eigentlich die „Grenzen demokratischer Gesinnung“, von denen Chefredakteur Peter Frey so moralinsauer spricht? Das ZDF?
Klaus Bresser, einer von Freys Vorgängern, hat vor 30 Jahren ähnlich Diskussionen geführt. Sein Höcke hieß Franz Schönhuber und war Vorsitzender der Republikaner. „Wir können an den Schönhubers nicht vorbeisehen oder sie gar totschweigen.“, hat Bresser damals argumentiert. „So machen wir es ihnen leicht, sich als Märtyrer aufzuspielen.“ Ein Sender, der einen AfD-Mann boykottiert: Das ist nur Wasser auf die Mühlen der Höcke-Fans.
Lesen Sie auch den Pro-Kommentar: Das ZDF sollte Extremisten wie Björn Höcke keine Bühne bieten
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Das Beste, was Rudi Wais schreibt: Wer zieht eigentlich die "Grenzen der demokratischen Gesinnung", von denen Chefredakteur Peter Frey so moralinsauer spricht? Das ZDF?
Journalistisches Selbstbewußtsein allerdings bzw. das Zutrauen, Höcke mit der Waffe des Arguments zu schlagen, dürfte nicht ausreichen. Man muß auch Argumente haben und mit Argumenten kommen wollen.
Ist das etwa, was Rudi Wais gegen Höcke vorbringt - "Natürlich ist Höcke ein Rechter der übelsten Sorte" - ein Argument?
Zudem sollte man damit rechnen, daß der Gegner auch argumentiert. Und vor allem ihm zuhören und sich nicht flegelhaft benehmen wie gewisse Bundestagsabgeordnete, eine gewisse Dame inbegriffen, wenn der Feind eine Rede hält. Nein, Claudia Roth ist nicht gemeint; sie hört aufmerksam zu - soweit ich sehen konnte. Ebenso Sarah Wagenknecht und Anton Hofreiter.
"Und vor allem ihm zuhören und sich nicht flegelhaft benehmen wie gewisse Bundestagsabgeordnete, eine gewisse Dame inbegriffen, wenn der Feind eine Rede hält."
Sollten Sie damit Weidel (AfD) meinen, stimme ich Ihnen voll zu.
Ich hätte einen Kompromis. Das ZDF ladet Landolf Ladig ein.
Die Ankündigung des ZDF einen Björn Höcke nicht mehr in Talkshows einzuladen, reflektiert die mangelnde Kompetenz und ist eine Bankrotterklärung an die Demokratie.
Höcke und sein AfD-Flügel sind der Rechtssaußen bundespolitischer Möglichkeiten. D.h.: rechtsextrem bis zum Abwinken.
Jede demokratische Diskussion mit ihm landet bei AfD und Flügel und befasst sich mit den unterschiedlichen Facetten der alten völkischen Rechten und ist eben keine normal demokratische Diskussion.
Was in den vielen Merkel-Jahren verloren gegangen ist, oder auch suspekt war: die wehrhafte Demokratie. Das ist es, was Höcke entgegenzuhalten ist.
Seine Ansichten sind öffentlich bekannt. Er selber berühmt sich immer wieder seiner gestrigen Sprache und Ansicht. Mangel an Möglichkeiten, öffentlich aufzutreten, gibt es für ihn nicht. Oder wäre eine Einladung des ZDF die einzige Möglichkeit für ihn, sich öffentlichwirksam zu äußern?
Warum also dieses Aufheulen, wenn sich das ZDF nicht mehr erkennbar instrumentieren lassen will?
Das Ziel einer Diskussionsrunde im ZDF kann ja wohl nicht sein, Höcke zu stellen. Da widerspreche ich Rudi Wais. Denn dann wäre das vorgegebene Thema ja Höcke.
Und Wais fährt seine krude Einstufung, wie bisher. Natürlich ist Sarah Wagenknecht, Die LINKE und ihre politische Einstellung daran Schuld, dass Höcke da ist. Ebenso wie der „Enteignungs-Phantast“ Kevin Kühnert (hier in widerlichen Bezug gesetzt).
Persönliche Diffamierung der Einen, wie hier wieder einmal gegeben, ergeben freie Fahrt für Höcke? NEIN.
Wenn unsere öffentlich-rechtlichen so weitermachen, wird es kommen wie in Großbritannien! Dort droht Boris Johnson damit, der BBC den Geldhahn zuzudrehen!
Das ZDF will nur noch mainstream-gerechte Gäste in ihren Talkshows. Da können sich dann Gesine Schwan und Claudia Roth gegenseitig feiern!
Schon wieder der klägliche Versuch, Links und Rechts durch einen Topf zu rühren.
Das ist Geschichtsklitterung allererster Güte.
Dazu noch der Vergleich Schönhuber-Höcke unter ganz anderen Rahmenbedingungen insbesondere International.
Solche Meinungen und auch Kommentare sind willkommene Steigbügelhalter für den braunschwarzen Sumpf.
"Die Linke Sarah Wagenknecht war Mitglied der kommunistischen Plattform in ihrer Partei und auch damals schon ein gern gesehener Gast in den Talkshows. Ist der Enteignungs-Phantast Kevin Kühnert künftig bei Lanz oder Illner noch tragbar?"
Nicht mehr tragbar zumindest in einer Redaktion, die auch politisch wenigstens noch halbwegs ernst genommen werden möchte, ist ein Redakteur, der derart hanebüchene, unverschämt ekelhafte Vergleiche anstellt. Zu solch bösartigem Unsinn verstieg sich bisher noch nicht mal BILD. Den Beifall aus der Vogelschiss- und Schandmalecke bis zu den übelsten Rechtsextremisten haben Sie sich damit verdient . . .
Eine weitere Gefahr für die Demokratie sind Menschen wie Sie Herr Kr., die eine von Herrn Wais angestossene Diskussion argumentbefreit zum bösartigen Unsinn mit Beifall der übelsten Rechtsextremisten herabwürdigen.
>> Klaus Bresser, einer von Freys Vorgängern, hat vor 30 Jahren ähnlich Diskussionen geführt. Sein Höcke hieß Franz Schönhuber und war Vorsitzender der Republikaner. „Wir können an den Schönhubers nicht vorbeisehen oder sie gar totschweigen.“, hat Bresser damals argumentiert. „So machen wir es ihnen leicht, sich als Märtyrer aufzuspielen.“ <<
Das erscheint mir schon plausibel.
Rudi Wais ist sicher keine Rechter. Er ist halt ein unverbesserlicher Neoliberaler, der die Lehren aus der Finanzkrise und dem Deregulierungswahn der 90er Jahre entweder nicht ziehen kann oder nicht ziehen will.
@ PETER P.
Wie erwartet hat sich der erste Claquer schon gemeldet.
Eines wundert mich schon - dass dieser geschichtsblinde Redakteur in seinen kruden Vergleich nicht auch Fr. Merkel
einbezog, die ja bekanntlich FDJ-Mitglied war. Oder das ehem. Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps F. J. Strauß, um nur einige zu nennen.
Ein Grund für das Wachstum der Afd ist sicher, wenn rotgrün eine Bestrafung von rückkehrenden IS-Kämpfern nach Regeln des zivilen Strafrechts befürwortet, FJS aber wegen seiner Mitgliedschaft im NS Kraftfahrkorps niemals eine Resozialisierung erfahren kann.
>>
(Strafvollzugsgesetz - StVollzG)
§ 2 Aufgaben des Vollzuges
Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel). ...
>>
Und die SPD arbeitet weiter ganz hart an der Verteidigung von Rang 4 ...
https://www.emma.de/artikel/der-verhoehnte-rechtsstaat-337311
@ PETER P.
"FJS aber wegen seiner Mitgliedschaft im NS Kraftfahrkorps niemals eine Resozialisierung erfahren kann."
FJS auf einer Stufe mit IS-Kämpfern. Gratulation, darauf wäre ich als Rot-Grüner nicht gekommen.
Dass der Resozialisierung eines Toten unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen, werden sogar Sie nicht bestreiten können. Der Anwendung irgendeines Strafrechts stehen die gleichen Hindernisse im Wege.
Auch wenn es Ihnen widerstrebt:
Unsere Rechtsordnung ist immer noch die eines Rechtsstaates. Sie kennt nun mal nur Öffentliches Recht, Zivilrecht und Strafrecht.
Dass den braunen Herrschaften eine ganz andere Rechtsordnung vorschwebt, näher am Kriegsrecht, am Führerprinzip ausgerichtet und so eine Art Volksgerichtshof, ist seit der Vogelschiss-Zeit bekannt..
Da ist nichts braun, wenn wir Kämpfer feindlicher Staaten in Kriegsgefangenschaft nehmen und die Bevölkerung Europas schützen.
Das wäre der korrekte Weg; die Mitgliedschaft in einer feindlichen Armee reicht völkerrechtskonform für Haft aus. Die Hybris die Taten einer feindlichen Armee mit dem zivilen Strafrecht zu beantworten und individuelle Tatnachweise z.B. für Taten in Syrien zu erbringen führt nur zu diesem Eiertanz, dass man diese feindlichen Soldaten mit deutschem Pass nicht mehr nach Deutschland reinlassen will.
@ PETER P.
"Da ist nichts braun, wenn wir Kämpfer feindlicher Staaten in Kriegsgefangenschaft nehmen"
Das waren oder sind Terroristen und keine Soldaten.
Schon allein deshalb, weil der IS nach Überzeugung der allermeisten Völkerrechtler kein Staat war oder ist sondern eine Bande islamischer Terroristen.
Wer außer Ihnen, vertritt noch die Ansicht, es handle sich um Soldaten eines feindlichen Staates?
>> Das waren oder sind Terroristen und keine Soldaten. <<
Warum ist dann die Bundeswehr eingebunden?
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/kampf-gegen-is-bundeswehr-startet-neue-irak-mission-a-1225482.html
Warum spricht Frau Merkel von Krieg?
https://www.welt.de/politik/deutschland/article157358793/Deutschland-befindet-sich-im-Krieg-gegen-den-IS.html
„Deutschland befindet sich im Krieg gegen den IS“
@ PETER P.
„Deutschland befindet sich im Krieg gegen den IS“
Auch in Mali befindet sich die BW im Antiterror-Einsatz und nicht im Krieg gegen das Land.
Wie Frau Merkel und die "Welt" diese Einsätze bezeichnen ist rechtlich ziemlich unerheblich.
Dazu die SZ bereits am 19. 11. 2015:
"Da der IS kein Staat ist und daher völkerrechtlich kein "internationaler bewaffneter Konflikt" mit ihm herrscht, sind die IS-Terroristen auch nicht als Kombattanten zu behandeln, sondern wie normale Straftäter, für die das nationale Straf- und Polizeirecht der Staaten gilt, in denen sie wüten. Das Völkerrecht bleibt hier außen vor."
Da war's jetzt von mir zu diesem Thema.