Sie will da rein
Doris Schröder-Köpf, die Frau des Altkanzlers Gerhard Schröder, zieht es in die Politik.
Augsburg Es gibt da diese Geschichte über Gerhard Schröder, der einst als junger Mann am Zaun des Kanzleramtes rüttelte und rief: Ich will da rein! Hat er bekanntlich geschafft. Ob Doris Schröder-Köpf in diesen Tagen mal an jene Heldenerzählung gedacht hat, die man sich noch heute an sozialdemokratischen Stammtischen erzählt? Fakt ist: Die Frau des Altkanzlers arbeitet an ihrer eigenen politischen Karriere. Sie will rein. In den niedersächsischen Landtag.
Schröder-Köpf selbst hat sich bislang nicht zu ihren Ambitionen geäußert. Streng genommen ist sie momentan auch nur eine Kandidatin für die Kandidatur. Denn in ihrem Hannoveraner Stimmkreis gibt es noch eine weitere Anwärterin, die bei der Wahl im kommenden Jahr für die SPD antreten will. Wen die Partei aufstellt, entscheidet sich frühestens Mitte März. Doch schon jetzt wird spekuliert, der Sprung in den Landtag sei für Schröder-Köpf möglicherweise nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die Bundespolitik. Die 48-Jährige war bis dato selbst nicht als Politikerin aktiv, galt aber als wichtige Ratgeberin ihres Mannes während dessen Kanzlerschaft von 1998 bis 2005. Nicht selten garnierte „der Gerd“ Aussagen mit der Einleitung „Doris hat gesacht“. Die Journalistin, die aus Tagmersheim (Kreis Donau-Ries) stammt und ihre Karriere bei unserer Zeitung begann, mischte sich als Kanzler-Gattin immer wieder in aktuelle gesellschaftliche Debatten ein und hatte einen eigenen Schreibtisch im Kanzleramt.
Schröder-Köpf wäre nicht die erste Politikerin, die von ihrem Mann das Staffelholz übernimmt. Berühmtestes Beispiel sind die Clintons. Als Bill 1993 Präsident der Vereinigten Staaten wurde, stand Hillary als „First Lady“ an seiner Seite. Später ging sie als Senatorin selbst in die Politik und wäre 2009 gerne als Präsidentin ins Weiße Haus zurückgekehrt. Sie scheiterte allerdings in den Vorwahlen an Barack Obama, wurde aber immerhin Außenministerin. In Argentinien übernahm Präsidentin Cristina Kirchner 2007 sogar direkt das Amt ihres Ehemannes Nestor, der das Land zuvor regiert hatte. Der Begriff „Kirchnerismus“ war geboren.
Von „Schröderismus“ ist man in Niedersachsen noch weit entfernt. Ihr Prominenten-Status dürfte für Doris Schröder-Köpf bei der Frage, wen die SPD ins Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis 24 Hannover-Döhren schickt, aber kaum von Nachteil sein.
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