Irak: Deutschland bietet USA Hilfe an
Berlin/Washington (AFP) - Deutschland könnte bei der Überwindung der Krise im Irak helfen, heißt es im Bericht der Baker-Kommission, der eine Kurskorrektur in der amerikanischen Irak-Politik fordert. Berlin signalisiert Hilfe bei der Kontaktaufnahme zu Iran und Syrien und beim zivilen Aufbau des Irak. Ein militärisches Engagement wird es aber auch künftig nicht geben.
Deutschland will die USA bei dem von der "Baker-Kommission" empfohlenen Aufbau des Dialogs mit dem Iran und Syrien unterstützen. Ein solcher Dialog sei unbedingt notwendig, sagte der Koordinator für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, Karsten Voigt (SPD) der "Berliner Zeitung" (Donnerstagausgabe).
Deutsche und Europäer könnten hier helfen und vermitteln, allerdings nie das direkte Gespräch zwischen den USA und Iran oder Syrien ersetzen. Die Vorschläge für einen Strategiewechsel im Irak und in der Region, wie sie die Expertengruppe unter Vorsitz des früheren US-Außenminister James Baker ausarbeitete, erhielt unterdessen international Unterstützung.
Man müsse hoffen, dass die Nachbarn des Irak, die US-Präsident George W. Bush einst zur Achse des Bösen gerechnet habe, nun zur Stabilität im Irak beitragen, so voigt. Er sicherte den USA auch deutsche Unterstützung beim zivilen Wiederaufbau des Irak zu, sobald dies die Sicherheitslage des Landes erlaube. "Ein militärisches Engagement Deutschlands im Irak wird es aber auch künftig nicht geben." Die "Kurskorrektur war dringend erforderlich", sagte Voigt der "Nordwest-Zeitung" (Donnerstagausgabe): "Es muss einen geordneten Rückzug geben."
Die Regierung in Japan bezeichnete den Bericht der Baker-Kommission am Donnerstag als "konstruktiv". Zugleich versicherte Verteidigungsminiser Fumio Kyuma, dass sein Land auch bei einer geänderten US-Strategie ihre humanitäre Hilfe und die Unterstützung des Wiederaufbaus im Irak fortsetzen werde.
Der australische Regierungschef John Howard sagte, die internationalen Truppen dürften erst dann aus dem Irak abziehen, wenn das Land zu einer stabilen Demokratie geworden sei. Die US-Regierung werde sicherlich ihre Strategie überarbeiten, aber einen überstürzten Abzug der Truppen werde es dabei nicht geben. Sollten die Truppen des Westen aus dem Irak unter Umständen abziehen, die sie als Besiegte erscheinen lassen würden, würde dies dem Terrorismus in der Region und weltweit einen enormen Auftrieb verleihen. Dies wäre ein schwerer Schlag gegen die USA und hätte negative Konsequenzen für Australien.
Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki hat sich in den Bericht der Kommission eingebracht. Die Autoren des Berichts hätten mit ihm über vier Themen diskutiert, sagte Maliki in Bagdad. Dabei habe es sich um die notwendige Unterstützung der USA, den Dialog mit den Nachbarländern in der Region, die Frage einer internationalen Irak-Konferenz und die Notwendigkeit für eine bessere Ausrüstung der irakischen Sicherheitskräfte gehandelt.
In dem 160 Seiten langen Empfehlungen der Kommission wird der US-Regierung auch empfohlen, mit "allen Parteien" im Irak mit Ausnahme des Terrornetzwerke El Kaida aktiv den Dialog zu suchen. Ausdrücklich genannt werden dabei auch Großayatollahs Ali Sistani, der radikale Schiitenführer Moktada Sadr sowie die Anführer von Milizen und Aufständischen. Für Überraschung sorgte eine Formulierung zum Konfliktherd Nahost. So ist dabei die Rede vom "Rückkehrrecht" der Palästinenser. Dieser Bericht sei für Israel besonders deshalb beunruhigend, weil damit zum ersten Male die Frage des Rückkehrrechts für die palästinensischen Flüchtlinge von 1948 angesprochen werde, sagte ein israelischer Diplomat in Washington.
Der britische Premierminister Tony Blair wurde am Donnerstag in Washington zu einem Gespräch mit Bush erwartet, bei dem es auch über den Irak gehen sollte. Diplomaten beider Länder betonten aber, der Besuch des Regierungschefs von Großbritannien als engster Verbündeter im Irak falle nur zufällig auf den Tag nach Veröffentlichung des Berichts der Baker-Kommission und hätte eigentlich schon zu einem früheren Termin stattfinden sollen.
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