Verlängerung für die spannendste Landratswahl
Um Haaresbreite und diese spannendste Landratswahl die es je gab, wäre am Sonntag bereits entschieden worden. Denn Roland Weigert von den Freien Wählern lag teilweise deutlich in Front, während CSU-Spitzenkandidat Josef Konrad in manchen Gemeinden des Landkreises beinahe ins Bodenlose fiel.
Eindeutiger Favorit ist nach dem Ergebnis vom Sonntag Roland Weigert. Der 39-Jährige sprühte bei seinem stürmisch gefeierten Auftritt im Landratsamt auch förmlich vor Optimismus: "In zwei Wochen werden wir es machen!", rief er seinen begeisterten Anhängern bei der Wahlparty in einem Raum im Erdgeschoss des Landratsamtes zu.
Lange Gesichter bei der CSU
Einen Stock höher im Großen Sitzungssaal hatte es lange Gesichter gegeben. Vor allem das Ergebnis aus der Stadt Neuburg strapazierte die Nerven, denn es ging als letztes ein. Unendlich lange Minuten prangte der Zwischenstand bei 17 von 18 Gemeinden auf der großen Leinwand: Da lag Weigert mit etwas mehr als 48 Prozent in Front.
Als Landkreiswahlleiter Robert Knöpfle dann das Ergebnis aus Neuburg ausrief, um wenigstens diese Information weiterzugeben, bis der Endstand im Computer errechnet werden konnte, war es mucksmäuschenstill. Weigerts knapper Sieg in der Großen Kreisstadt (36,3 Prozent für ihn / 35,1 Prozent für Konrad) trieb bei den CSU-Funktionären noch mehr Schweißperlen ins Gesicht, weil zunächst niemand den Überblick hatte, ob das nicht vielleicht doch für die absolute Mehrheit reichen würde.
Es reichte nicht. Als der Endstand aufleuchtete lagen sich alle in den Armen - die Freien Wähler feierten Weigerts Einzug in die Stichwahl, die CSU die Erleichterung. Abgeschlagen landeten Michael Kettner (SPD), Lothar Klingenberg (FDP) und Karola Schwarz (Grüne) auf den Plätzen.
Nach 244 Veranstaltungen und etwa 1000 Hausbesuchen in den beiden Städten und in den größeren Gemeinden des Landkreises gab sich Roland Weigert weiterhin kämpferisch. "Wir werden die Bürger noch stärker mobilisieren und haben noch ein schönes Stück Arbeit vor uns. Ich stehe für den Generationswechsel und für Einigkeit und Einheit im Landkreis. Und ich stehe für einen Wechsel des politischen Stils in diesem Landkreis!", sagte Roland Weigert unter dem Jubel seiner Anhänger.
"Ich habe noch keine Erklärung für dieses Ergebnis gefunden. Offenbar hat sich der Wähler von dem frühen und intensiven Wahlkampf des Herrn Weigert beeindrucken lassen. Fehler könnte ich nicht bei mir ausmachen, ich wüsste auch nicht, was ich in den nächsten 14 Tagen anders machen könnte. Ich werde aber noch mehr Bürger ansprechen und meine Positionen rüberbringen und die Diskussion suchen. Ich werde die Leute überzeugen, dass ich der Richtige bin", sagte Josef Konrad.
Keine Miene verzog Michael Kettner (SPD). "Mit meinem Ergebnis bin ich nicht zufrieden, zwölf Prozent sind enttäuschend wenig. Ich denke, wir haben die richtigen Themenschwerpunkte gelegt." Einen positiven Aspekt zog er aber dennoch: "Wir haben unser strategisches Ziel erreicht. Es gibt eine Stichwahl, nach der es am Ende hoffentlich keinen CSU-Landrat geben wird."
Vollkommen zufrieden war Karola Schwarz (Grüne). "Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns auf Augenhöhe mit der FDP bewegen." Lothar Klingenberg von der FDP konnte dem Ausgang wenig Gutes abgewinnen: "Das Ergebnis war so nicht zu erwarten und ich habe mir mehr ausgerechnet. Wir haben wohl etwas darunter gelitten, dass sich die Wähler sehr auf Weigert und Konrad konzentriert haben."
Wahlanfechtung? - CSU will die Frage "in aller Ruhe prüfen"
Bereits wenige Minuten nach dem Endergebnis kursierte ein Stichwort durch den Sitzungssaal: "Wahlanfechtung!" In der CSU gibt es herbe Kritik wegen der jüngsten Wahlkampfzeitung der Freien Wähler, in der sich unter anderem Bürgermeister pro Weigert ausgesprochen haben. Man werde das Thema Wahlanfechtung "in aller Ruhe prüfen", erklärte dazu gestern Nacht auf Anfrage CSU-Kreisvorsitzender Rudi Peterke, der generell betonte, die Freien Wähler hätten in ihrer Wahlkampfzeitung "erhebliche Unwahrheiten verbreitet".
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