Pressestimmen zur Hessen-Wahl: "Denkzettel für die Politik in Berlin"
Bei der Landtagswahl in Hessen wurden SPD und CDU abgestraft. In den Pressestimmen wird das als Abrechnung der Wähler mit der Bundespolitik bewertet.
Es waren zweistellige Verluste für die CDU und die SPD bei der Landtagswahl in Hessen. Durch die Stärke der Grünen wird die schwarz-grüne Landespolitik zwar wohl weiterhin regieren können, die Große Koaltion in Berlin hat aber offensichtlich einen Denkzettel bekommen. Hier die Pressestimmen zur Wahl.
Hessen-Wahl 2018: Das sind die Pressestimmen
"Die Sorge der CDU, sich nicht vom noch dramatischeren Niedergang der SPD abkoppeln zu können, nimmt zu. Sind die Befürchtungen in der Partei aber schon so groß, dass die Vorsitzende sie nicht mehr übergehen kann? Bislang hielt Merkel daran fest, sich im Dezember nochmals als CDU-Vorsitzende bestätigen zu lassen. Lehrt nicht auch das Schicksal ihres Vorgängers, dass ein Kanzler nie den Parteivorsitz abgeben sollte? In Merkels Lage aber wäre das Festhalten daran der größere Fehler. Mit der Weitergabe des Stabes aus freien Stücken würde sie belegen, dass auch sie weiß, was alle wissen: Das Ende ihrer Kanzlerschaft naht." Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Dass sich die stolze Volkspartei CDU nach zweistelligen Verlusten in einem Bundesland daran festhält, dass sie immerhin nicht so desaströs dasteht wie Angela Merkels Bundes-CDU, ist erschütternd. Die Reaktionen in der CDU, besonders die Glückwünsche der Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer zeigen, was in der CDU-Zentrale und im Kanzleramt herrscht: komplette Realitätsverweigerung." Bild
"Typisch Hessen: Knapper Wahlausgang, buntes Parlament, vieles ist möglich. Damit erfüllte die Landtagswahl die Erwartungen. Die Mehrheit der Hessen hatte in einer Umfrage betont, dass sich diese Abstimmung als Denkzettel für die Politik in Berlin eigne. Herausgekommen sind historische Verluste für CDU und SPD. Verluste, die als Misstrauensvotum verstanden werden müssen." Landszeitung
"Allgemein wird das hessische Wahlergebnis als zweiter Denkzettel für die Große Koalition in Berlin gesehen. Fraglich ist, ob die Botschaft dieses Mal ankommt. Alle Aussagen aus Berlin lassen vermuten, dass man sich weiter durchwurschteln will in der Großen Koalition, wie es Grünen-Chef Robert Habeck formulierte. Da fragt man sich schon, was der Wähler noch machen muss, um Merkel und Nahles klarzumachen, dass ihre Art von Politik - mit Streit, mit Possen, mit Personal-Verschiebereien - nicht mehr gewünscht ist." Emder Zeitung
Pressestimmen: CDU und SPD in Hessen hatten "keine Chance gegen den Bundestrend"
"Die Krise der beiden traditionellen Volksparteien setzt sich fort. Und es wird mehr als deutlich: Diese Krise hat ihren Ursprung in Berlin. Union und SPD sitzen gemeinsam im Berliner Groko-Keller. Dort sind sie eingeschlossen und keiner von beiden weiß, wo der Schlüssel ist, um wieder nach oben zu kommen. Es bestehen kaum Zweifel, dass die Konflikte und der anhaltende Streit in der Großen Koalition auch den Wahlausgang in Hessen maßgeblich geprägt haben." Freie Presse
"In Hessen hatten die wahlkämpfenden Parteien keine Chance gegen den Bundestrend. Es war wieder eine Denkzettel-Wahl. Die Grünen wird dies freuen, sie sind die Partei der Stunde und rücken nun zur SPD auf. Die CDU und SPD sind für die miserable Arbeit der Großen Koalition bitter bestraft worden." Neue Osnabrücker Zeitung
"Für Angela Merkel sind die dramatischen Verluste der Hessen-CDU zwar nicht schön, doch weil sich Bouffier aller Voraussicht nach in Wiesbaden an der Macht halten kann, dürfte der Kritik innerhalb der eigenen Partei fürs erste die Spitze genommen sein. Den Hamburger Parteitag könnte Merkel vermutlich als wiedergewählte CDU-Vorsitzende überstehen. Viel dramatischer ist die Lage dagegen für die SPD-Chefin Andrea Nahles." Mittelbayerische Zeitung
"Die Schlacht um Hessen ist geschlagen. Und wieder sind es SPD und Union, die vor den rauchenden Trümmern ihrer Volkspartei-Existenz stehen. Ein Drittel ihrer Wähler - weg. Wie in Bayern. Mit dem feinen Unterschied, dass vor zwei Wochen noch heimliche Schadenfreude über das Unglück der CSU aufblitzte, wo jetzt nur noch Entsetzen herrscht." Münchner Merkur
"Abseits der parteipolitischen Aufgeregtheiten bietet die Hessenwahl viel Grund zur Beruhigung. Es gibt keinen Anlass, aus der neuen Farbigkeit des hessischen Landtags eine Krise der Demokratie oder eine Instabilität der bundesrepublikanischen Ordnung ablesen zu wollen." Badische Neueste Nachrichten
Und wir schreiben in unserem Kommentar: "Die CDU wurde brutal abgestraft. Aber der anhaltende Höhenflug der Grünen scheint nicht nur den Ministerpräsidenten zu retten, sondern zumindest vorerst auch die Bundeskanzlerin. Notfalls muss Bouffier eben auch noch die FDP ins Boot holen." (AZ)
Hier können Sie noch einmal unseren Live-Blog zur Wahl nachlesen:
Die Diskussion ist geschlossen.