Kommentar: Drei Wahlen, viele Fragen und ein Signal
Es sind zwar drei verschiedene Wahlen, aber man kann durchaus einSignal finden, das in Sachsen, Thüringen und im Saarland in RichtungBundestagswahl abgegeben wurde. Es ist ein vertracktes Signal. Von Rainer Bonhorst
Kommentar von Rainer Bonhorst
Es sind zwar drei verschiedene Wahlen, aber man kann durchaus ein Signal finden, das in Sachsen, Thüringen und im Saarland in Richtung Bundestagswahl abgegeben wurde. Es ist ein vertracktes Signal. Nicht jeder Sieger ist auch ein Sieger. Und nicht jeder Verlierer ist ein Verlierer.
So ist es mit der CDU. Ihr Sieg in Sachsen, dem Bayern des Ostens, ist nur ein halber: Dort, wo man lieber allein geblieben wäre, geht es jetzt schwarz-gelb weiter. In den anderen beiden Ländern ist man so tief gesunken, dass das schwarz-gelbe Projekt dahin ist. Für die FDP geradezu tragisch: Sie holt Stimmen über Stimmen und sieht ihre Hoffnungen schwinden, endlich mitzuregieren. Die CDU hingegen trauert vor Ort, bleibt aber mit Blick auf Berlin gelassen.
Die von manchem schon halb begrabene SPD wiederum legt schön zu. Das ist gut mit Blick auf Berlin, aber problematisch vor Ort.
Vor allem in Thüringen sind die Optionen verwirrend. Was darf es sein? Ein Machtwechsel mit der Linken und den Grünen? Da riecht man schon die nächste bittere Rote-Socken-Kampagne. CDU und CSU werden ein solches Angebot dankbar annehmen. Und wer soll die linke Koalition führen? Ein Ministerpräsident der Linken? Das wäre ein ganz neuer Tabu-Bruch. Oder ordnet sich die Linke scheinbar bescheiden einem SPD-Ministerpräsidenten unter? Na, dann viel Vergnügen.
Und die Alternative? Eine sogenannte Große Koalition von CDU und SPD mit Althaus, dem zweistelligen Wahlverlierer, der die Probleme seines tödlichen Skiunfalls noch herumschleppt? Ebenfalls: viel Vergnügen.
Im Saarland will die SPD es wohl wissen, mit Lafontaines Partei als Partner. Auch etwas Neues: Der Westen öffnet sich als Erster für den Rote-Socken-Wahlkampf.
An der Saar ist, wie in Thüringen, Schwarz-Gelb gescheitert. Das vor allem ist die Botschaft für die Bundestagswahl. Am Horizont taucht schemenhaft ein Gebilde auf, das wie eine Fortsetzung der Großen Koalition in Berlin aussieht.
Die Union trauert angemessen. Angela Merkel hat unserer Zeitung gesagt, sie werde bei einer Stimme Mehrheit mit der FDP koalieren. Das Wort verpflichtet. Aber es verpflichtet sie nicht, in eine Depression zu verfallen, wenn sie als Kanzlerin doch mit Frank-Walter Steinmeier weiterregieren muss. Sie fühlt sich bei ihm ganz wohl. Und sie ist - so oder so - ungefährdet.
Guido Westerwelle jubelt heute und muss sich morgen Sorgen machen. Am ferneren Horizont zeichnet sich auch für die Bundespolitik die rot-rot-grüne Mehrheit ab, die in den Ländern um sich greift, im Bund aber noch nicht salonfähig ist. Das ist für Westerwelle und für Merkel eine düstere Perspektive.
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