Lindners Rücktritt stürzt FDP in Führungskrise
Parteichef Rösler verliert seinen Generalsekretär und gerät selbst unter Druck
Berlin/Augsburg Mit seinem überraschenden Rücktritt als Generalsekretär hat Christian Lindner die FDP noch tiefer in die Krise gestürzt. Vor allem Parteichef Philipp Rösler gerät zunehmend unter Druck. Zwischen ihm und Lindner hat es Spannungen gegeben, nachdem Rösler den Mitgliederentscheid der Partei zum Euro-Rettungsschirm noch vor Ablauf der Abstimmung für gescheitert erklärt hatte. „Das war ein bisschen voreilig“, sagte Bayerns liberaler Wirtschaftsminister Martin Zeil unserer Zeitung. Dass Röslers Vorpreschen allein Lindner zum Rückzug veranlasst hat, glaubt er aber nicht: „Da muss noch irgendetwas anderes vorgefallen sein.“
Lindner selbst ging auf die Hintergründe seiner Entscheidung gestern nicht näher ein. Auch zu Spekulationen, der Mitgliederentscheid habe möglicherweise doch die nötige Beteiligung erreicht, äußerte er sich nicht. „Es gibt den Moment, an dem man seinen Platz freimachen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen“, lautete einer der wenigen Sätze, die er am Vormittag vor Journalisten in Berlin sagte.
Für die FDP ist der Abgang des 32-jährigen Hoffnungsträgers nach nur zwei Jahren im Amt „ein Schock“, wie die stellvertretende Parteivorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger unumwunden zugab. Die Partei befinde sich nun in einer „sehr schwierigen Situation“, konstatierte die Bundesjustizministerin. Noch deutlicher wurde ein Altvorderer der Liberalen. „Die FDP ist in einer Lebensgefahr wie noch nie zuvor“, sagte der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum. Der 79-Jährige sieht in Lindners Entscheidung ein „Misstrauensvotum“ gegen Rösler und forderte das gesamte Parteipräsidium zum Rücktritt auf. Aber auch Lindner musste sich Kritik aus den eigenen Reihen gefallen lassen. Von Fahnenflucht und mangelnder Loyalität war da die Rede. Mancher vermutet gar, Lindner wolle sich aus der Verantwortung stehlen, um möglicherweise selbst irgendwann als Parteichef zurückzukehren.
Der derzeitige Vorsitzende Rösler geht nun schweren Tagen entgegen. „Er muss beim Dreikönigstreffen eine inhaltlich starke Rede halten und schnell einen Vorschlag für Lindners Nachfolge machen“, sagte Zeil am Nachmittag. Zumindest einen neuen Generalsekretär konnte Rösler tatsächlich schnell liefern. Gestern Abend stellte er Patrick Döring vor. Der 38-Jährige ist stellvertretender FDP-Fraktionschef im Bundestag und gilt als enger Vertrauter Röslers. Nach Informationen unserer Zeitung war der Niedersachse allerdings nicht gerade der Wunschkandidat des Präsidiums. "Leitartikel und Politik
Die Diskussion ist geschlossen.