Bayerns Katholiken-Komitee verteidigt Limburger Bischof
Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern (LdK) Unterstützung erhalten.
Die Diskussion verlaufe völlig unangemessen, sagte LdK-Vorsitzender Albert Schmid am Montag dem Bayerischen Rundfunk. "Hier wird ein moralischer Vorwurf erhoben, den kann ich nicht nachvollziehen." Schmid erklärte, er halte den Limburger Bischof nach wie vor für tragbar. Außerdem teilte der LdK-Vorsitzende die Meinung des Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, wonach es sich bei der Diskussion über Bischof Tebartz-van Elst um eine "Medienkampagne" handele.
Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen. Zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt. Derzeit ist der Limburger Bischof in Rom. Im Vatikan will er zu den Vorwürfen Stellung nehmen.
Während sich der 53-Jährige in Rom aufhält, verschärft sich auch in den Reihen seiner deutschen Amtsbrüder die Kritik an dem Limburger Kirchenmann. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann legte Tebartz-van Elst den Amtsverzicht nahe. Dieser könne nicht mehr als Seelsorger arbeiten, denn dazu brauche er Akzeptanz, sagte Ackermann in der ARD. "Die Situation ist ja so eskaliert, dass man sagen muss, der Bischof Franz-Peter kann im Grunde in Limburg nicht mehr arbeiten."
Zollitsch geht auf Distanz zu Tebartz-van Elst
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ging vor seinen geplanten Gesprächen in Rom nochmals klar auf Distanz. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden", sagte Zollitsch der Bild.
Zollitsch kündigte ein zügiges Handeln an. "Ich bin mir aber sicher, dass sich der Bischof von Limburg gründlich und auch mit der notwendigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt." Wann die Gespräche in Rom stattfinden, blieb zunächst unklar. Papst Franziskus empfing am Montag zunächst keinen der beiden.
Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen, zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt. Der Limburger Bischof hatte sich in den vergangenen Tagen zur Reise nach Rom entschlossen, nachdem die Vorwürfe wegen seiner Amtsführung immer heftiger geworden waren. Ob er mit dem Papst direkt sprechen werde, sei ihm nicht bekannt, sagte ein Sprecher des Limburger Bistums.
Limburg: Baukosten systematisch verschleiert?
Ein Amtsverzicht wäre nicht die einzige Möglichkeit, sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, im rbb-inforadio. Demnach könnte der Bischof einen sogenannten Co-Adjutor, eine Art Zwangsverwalter, zur Seite gestellt bekommen. Zudem sei auch eine apostolische Visitation denkbar, "also dass der Papst eine Untersuchungskommission bestimmt". Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertet die Affäre als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Dem Bischof wird unter anderem vorgeworfen, die Baukosten systematisch verschleiert und durch luxuriöse Sonderwünsche ständig erhöht zu haben. Ursprünglich sollte der Neubau der Bischofsresidenz 2,5 Millionen Euro kosten, später wurde mit insgesamt 5,5 Millionen Euro Baukosten gerechnet, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen.
Seit wann weiß Bischof über tatsächliche Kosten Bescheid?
Ab wann der Bischof selbst über die tatsächlichen Kosten Bescheid wusste, ist allerdings unklar. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) sollen jahrelang Baukosten unter seiner Verantwortung verschleiert worden sein. Jochen Riebel vom Vermögensverwaltungsrat des Bischofs sagte demnach, Tebartz-van Elst habe intern gesagt, die immensen Kosten für seine Residenz dürften niemals öffentlich werden.
Mindestens zwei Verantwortliche aus dem Umfeld des Bischofs sollen nach Angaben des Architekten bereits im Sommer 2011 über die tatsächlichen Baukosten der Residenz informiert gewesen sein. Es sei seit der Kostenberechnung im Mai 2011 klar gewesen, dass der Neubau des Gebäudekomplexes auf dem Domberg deutlich stärker zu Buche schlagen werde als die damals veröffentlichte Summe, sagte der Architekt Michael Frielinghaus am Montag.
Affäre wirkt sich auf kirchliche Hilfsorganisationen aus
Da seinerzeit bereits mit "deutlich mehr als 20 Millionen Euro" gerechnet worden sei, habe er sich über die kurz zuvor vom Bischöflichen Stuhl genannte Summe von 5,5 Millionen Euro "gewundert", sagte der Architekt. Er könne aber nicht sagen, ob neben Generalvikar Franz Kaspar und Diözesanbaumeister Tilmann Staudt auch der Bischof selbst informiert gewesen sei. Die Kosten für den Bau seien keineswegs explodiert, da seit langer Zeit mit ihnen gerechnet worden sei.
Die Affäre wirkt sich möglicherweise auch auf die kirchlichen Hilfsorganisationen aus. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte im Deutschlandfunk, das Spendenaufkommen gehe wegen des Skandals zurück (AZ/dpa)
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