Nach Anschlag Name von drittem Attentäter veröffentlicht
Die Polizei hat wohl einen dritten Täter nach den Terroranschlägen in London identifiziert und will bald Details bekannt geben. Doch es wird vermehrt Kritik an den Behörden laut.
Nach dem Terroranschlag in London hat die Polizei Medienberichten zufolge nun auch den dritten Täter identifiziert. Demnach handelt es sich um einen Italiener marokkanischer Herkunft, wie Sky News berichtete. Sein Name solle "möglichst bald" bekannt gemacht werden, meldete der Sender unter Berufung auf Scotland Yard. Dies müsse aber noch mit den Behörden des entsprechenden Landes abgestimmt werden.
Trotz ihrer schnellen Reaktion auf den Londoner Terroranschlag geraten die britischen Sicherheitsbehörden immer mehr unter Druck. Einer der mutmaßlichen Attentäter, Khuram Shazad Butt, hatte in einer TV-Dokumentation mit einer Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) posiert und war den Sicherheitsbehörden bekannt. Wenige Tage vor der britischen Parlamentswahl teilte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley mit, der Mann sei damals überprüft worden. Aber die Behörden hätten keine Belege gefunden, dass er einen Anschlag plane. Daraufhin sei der in Pakistan geborenen Briten als nachrangig eingestuft worden.
Der britische Außenminister Boris Johnson zeigte in der BBC Verständnis für kritische Fragen, "wie diese Person durch unser Netz schlüpfen konnte". Er betonte aber, die Verantwortung für den Anschlag liege bei den Terroristen. Ähnlich äußerte sich der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Er warnte aber auch vor neuen Kürzungen bei der Polizei, wenn Premierministerin Theresa May die Wahl an diesem Donnerstag gewinnt. Kritiker werfen der Regierungschefin vor, sie trage aus ihrer Zeit als Innenministerin eine Mitverantwortung dafür, dass es heute 20.000 Stellen weniger bei der Polizei gebe als 2010.
Das ist London-Attentäter Khuram Shazad Butt
Trotz seiner Verbindungen zu radikalen Islamisten arbeitete Butt von Mai bis Oktober 2016 für die Londoner U-Bahn. Die Zeitung The Times berichtete am Dienstag, Butt habe Verbindungen zu einem der Attentäter des Londoner Terroranschlags vom 7. Juli 2005, bei dem Dutzende Menschen getötet worden waren, sowie zu einem bekannten Hassprediger gehabt.
Der 27-Jährige war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er lebte im Ostlondoner Stadtteil Barking, wie auch der zweite mutmaßliche Attentäter Rachid Redouane. Der 30-Jährige aus Marokko hatte eine kleine Tochter mit einer 38-jährigen Frau, die unterschiedlichen Berichten zufolge entweder aus Irland oder aus Schottland stammt. Er war der Polizei offenbar nicht bekannt. Zum dritten Angreifer, der an dem Anschlag am Samstagabend mit mindestens sieben Toten und Dutzenden Verletzten beteiligt war, sind bisher noch keine Details veröffentlicht worden.
Die Polizei nahm im Zusammenhang mit dem Anschlag mit sieben Toten und dutzenden Verletzten sieben Frauen und fünf Männer fest. Nachdem zuvor bereits eine Frau und ein Mann wieder auf freien Fuß gesetzt worden waren, wurden am Montagabend auch die übrigen zehn Festgenommenen ohne Anklageerhebung wieder freigelassen, wie die Polizei mitteilte. Nach dem Anschlag haben die Ermittler zudem die Identität von zwei der drei erschossenen Attentäter veröffentlicht. Einer von ihnen war den Sicherheitsbehörden bereits bekannt.
Im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags halten die Menschen in Großbritannien heute eine landesweite Schweigeminute. Von 12 Uhr deutscher Zeit an werde in allen Regierungsgebäuden Stille herrschen, teilte das Büro der Premierministerin Theresa May mit. Schon gestern Abend hatte es bei einer Mahnwache in der Nähe des Londoner Rathauses eine Schweigeminute für die Opfer gegeben.
Nach Angaben der Ermittler war einer der Attentäter der 27-jährige Khuram Shazad Butt, ein Brite mit pakistanischen Wurzeln. Khuram sei der Polizei und dem Geheimdienst MI5 zuvor bereits bekannt gewesen, Hinweise auf Anschlagspläne habe es aber nicht gegeben, erklärte die Polizei. Britischen Medien zufolge war Butt vergangenes Jahr in einer britischen Fernsehdokumentation mit dem Titel "Die Dschihadisten von nebenan" zu sehen gewesen.
Den Namen des zweiten Attentäters gab die Polizei mit Rachid Redouane an. Der 30-Jährige sei nach eigenen Angaben "Marokkaner oder Libyer" gewesen. Er habe außerdem den Namen Rachid Elkhdar verwendet und ein anderes Geburtsdatum, wonach er erst 25 Jahre alt gewesen wäre. Redouane und Butt lebten laut der Polizei im multi-ethnischen Londoner Stadtteil Barking, wo die Polizei mehrere Razzien vornahm.
Der Chef der nationalen Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, bat die Öffentlichkeit in der Erklärung um Hinweise auf die Attentäter und "ihre Bewegungen in den Tagen und Stunden vor dem Angriff".
Insgesamt drei Attentäter waren am Samstagabend auf der London Bridge im Herzen der britischen Hauptstadt mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast, anschließend stachen sie im angrenzenden Ausgehviertel wahllos auf Menschen ein. Sieben Menschen, darunter eine Kanadierin und ein Franzose, starben, 48 weitere wurden verletzt. 18 Verletzte schwebten am Montag noch in Lebensgefahr.
Acht Minuten nach dem ersten Notruf erschossen Polizisten die Angreifer, die Sprengstoffattrappen am Körper trugen. Laut Augenzeugen hatten die Attentäter "Das ist für Allah" gerufen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beanspruchte über ihr Sprachrohr Amaq den Anschlag für sich.
Terror in London: Britische Polizei nennt Namen von Angreifern
Premierministerin May machte die "bösartige Ideologie des islamistischen Extremismus" für die Tat verantwortlich und kündigte neue Anti-Terror-Maßnahmen an, darunter ein entschlosseneres Vorgehen gegen islamistische Propaganda im Internet und härtere Strafen für Terrordelikte.
Angesichts der Tatsache, dass Großbritannien innerhalb von weniger als drei Monaten vom bereits dritten tödlichen Anschlag erschüttert wurde, geriet die Premierministerin allerdings selbst unter Druck. Labour-Chef Jeremy Corbyn sagte dem Fernsehsender ITV, er unterstütze Rücktrittsforderungen gegen die langjährige Innenministerin, da sie drastische Stellenstreichungen bei der Polizei zu verantworten habe. "Wir hätten die Zahl der Polizisten niemals reduzieren dürfen", sagte er.
Der Wahlkampf für die vorgezogene Parlamentswahl am Donnerstag wurde am Montag nach einem Tag Unterbrechung wieder aufgenommen. Die innere Sicherheit ist zum dominierenden Wahlkampfthema geworden. Am Dienstag gedenkt das Vereinigte Königreich mit einer landesweiten Schweigeminute der Opfer des Anschlags von London.
AZ/AFP
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