Türkei marschiert im Nordirak ein
Zwei Tage nach schweren Luftangriffen sind türkische Bodentruppen amDienstag zum Kampf gegen die verbotene Kurdischen Arbeiterpartei (PKK)in den Nordirak einmarschiert.
Erbil/Istanbul (dpa) - Zwei Tage nach schweren Luftangriffen sind türkische Bodentruppen am Dienstag zum Kampf gegen die verbotene Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in den Nordirak einmarschiert.
Nach Berichten über Gefechte sagte ein Militärvertreter dem Sender CNN- Türk, ein Angriff der PKK sei abgewehrt worden. Aus kurdischen Militärkreisen verlautete, mindestens 300 Soldaten seien mehrere Kilometer tief in das Nachbarland eingedrungen. Am Sonntag hatte die türkische Luftwaffe Angriffe auf Lager der PKK im Nordirak geflogen. Die USA unterstützen die Türkei bei den Angriffen.
Wie die Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf hohe Regierungsbeamte berichtete, versorgen die USA die Militärs mit Informationen über Aktivitäten und Bewegungen der PKK im Nordirak. Dazu hätten US-Militärs ein Verbindungsbüro in Ankara eingerichtet. Unter anderem seien Satellitenbilder über PKK-Stellungen für die türkischen Angriffe am vergangenen Sonntag geliefert worden. Die US- Experten würden den türkischen Militärs "praktisch die Ziele aufzeigen", zitiert das Blatt einen Beamten. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, bestätigte die Zusammenarbeit mit türkischen und irakischen Behörden. "Wir geben ihnen weiterhin geheimdienstliche Informationen", sagte sie vor Journalisten.
Nur wenige Stunden nach dem Eindringen der türkischen Soldaten auf irakisches Territorium traf US-Außenministerin Condoleezza Rice im Irak ein. Sie bezeichnete die Luftangriffe der türkischen Armee im Nordirak vom Wochenende bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem irakischen Außenminister Hoschiar Sebari in Bagdad als eine "rein türkische Entscheidung". Sebari, der zur Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) von Massud Barsani gehört, sagte: "Während wir hier reden, dringt das türkische Militär erneut in den Irak ein."
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Dienstag, die türkische Armee werde im Kampf gegen die PKK nun alles Nötige unternehmen. Er rief die EU zu einem verstärkten Kampf gegen Terrorismus auf. Die PKK wird nicht nur von der Türkei, sondern auch von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.
Im türkischen Grenzgebiet waren die Kämpfe am Dienstag zu hören, wie Journalisten berichteten. Bei dem Vorstoß handelt es sich aber offenbar nicht um eine größere Offensive. Dschabar al-Jawar, ein Sprecher der kurdischen Kämpfer "Peschmerga" in Erbil, sagte: "Die Soldaten haben bei der Verfolgung von Kämpfern der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Dreiländereck zwischen der Türkei, dem Iran und dem Irak die Grenze überquert."
Nach den Angriffen der türkischen Luftwaffe sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hunderte Zivilisten geflohen. Dies sehe die UN-Organisation mit großer Sorge, erklärte am Dienstag eine Sprecherin in Genf.
In der Türkei wurde der Vorsitzende der pro-kurdischen Partei der Demokratischen Gesellschaft (DTP) nach seiner Ankunft auf dem Flughafen von Ankara festgenommen. Die Militärbehörden werfen ihm vor, sich mit einem gefälschten Gesundheitsattest dem Militärdienst entzogen zu haben. Gegen die größte Kurdenpartei DTP läuft in der Türkei ein Verbotsverfahren.
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