Urlaub zuhause und Barca-Fan: So tickt die Balearen-Präsidentin
Die Präsidentin der Balearen, Francina Armengol, kämpft um jeden Touristen. Sie ist die erste Frau in ihrem Amt. Warum sie bewundernd nach Deutschland schaut.
Als zahlreiche Deutsche vor ein paar Monaten Briefe an die Regierung der Balearen schicken, bleibt deren Präsidentin Francina Armengol hart. Die Absender besitzen Zweitwohnungen auf Mallorca und wollen sofort oder direkt nach Ende des Ausnahmezustandes auf die Insel kommen. Mehr als 200 Zuschriften erhält die Regionalregierung. Armengol reagiert cool: Deutsche dürfen kommen – aber nur wenn sie ihren Erstwohnsitz auf der Insel haben. Alle anderen müssen auf die Grenzöffnung warten.
Das ist einer der vielen Momente, in denen Francina Armengol in diesem außergewöhnlichen Jahr im Fokus steht. Sie ist 49 Jahre alt, kommt aus der mallorquinischen Kleinstadt Inca, ist Sozialistin und seit fünf Jahren Präsidentin der Balearen – die erste Frau in diesem Amt. Ihre Karriere beginnt vor 22 Jahren als Stadträtin von Inca, ein Jahr später zieht sie ins Balearen-Parlament ein.
Armengol hat zwei adoptierte Kinder aus der Sahara
Die studierte Pharmazeutin stammt aus einer Apothekerfamilie und hat mit ihrem Lebensgefährten zwei adoptierte Kinder aus der Sahara. Die Mallorquinerin beschreibt sich als tüchtig und heimatverbunden. Sie sei jemand, der mit Normalität überrasche. Sie mag französische Musik, Flamenco und den FC Barcelona. Urlaub macht sie am liebsten – na klar – in der Bucht von Alcúdia auf Mallorca.
Ob Armengol dieses Jahr urlaubt? Wohl keine Zeit. Vor zwei Wochen ist sie es, die einen Brief schreibt – an britische Mallorca-Urlauber und an die Regierung in London. Die verhängt eine zweiwöchige Quarantäne für Rückkehrer aus Spanien. Armengol versucht eine Ausnahmeregelung für die Balearen zu erreichen. Bisher ohne Erfolg. Sie sagt den Briten, dass die Balearen, die vom Fremdenverkehr abhängig sind, ein sicheres Ziel seien.
Auf den Balearen gibt es mehr als 200 neue Corona-Fälle an einem Tag
Hotelangestellte applaudieren im Juni, als Deutsche vor allen anderen nach Mallorca kommen. Armengol fädelte den Coup ein, die Urlaubssaison beginnt. Die Infektionszahlen auf den Balearen mit gut einer Million Einwohnern sind während der Ausgangssperre gering. Doch seit dieser Woche steigen auf den Inseln, zu denen neben Mallorca noch Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera gehören, die Infektionszahlen. An einem Tag gibt es gut 200 neue Fälle, Rekord. Das Auswärtige Amt warnt nicht mehr nur vor Reisen in drei Regionen im Norden Spaniens, sondern auch vor Trips nach Madrid und ins Baskenland.
Francina Armengol tut viel, damit die segunda ola, die zweite Welle, nicht auch die Balearen erreicht. Maskenpflicht auf der Straße, Lokale am Ballermann geschlossen, stärkere Kontrollen an Flughäfen. Am Montag traf Armengol den spanischen König, am Mittwoch den Ministerpräsidenten. Dass die Balearen im zentralistisch regierten Spanien gerne mehr Einfluss hätten, ließ Armengol mal in einem Interview mit dem Stern durchblicken. Selbst da, wo die Regionen zuständig sind, könne Madrid jederzeit Einfluss nehmen. Sie fordert Reformen. "Mir schwebt ein Bundesstaat vor, wie er in Deutschland existiert.“
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