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  3. Samaritaner: Zur Besuch bei der weltweit wohl kleinsten Glaubensgemeinschaft

Samaritaner
02.12.2019

Zur Besuch bei der weltweit wohl kleinsten Glaubensgemeinschaft

Ein Merkel-Verehrer mitten im Westjordanland: Der samaritanische Priester Yusef Cohen.
Foto: Andreas Schnadwinkel

Die Samaritaner leben wie Juden – und sind es doch nicht. Zu Besuch in einer Welt zwischen Israelis und Palästinensern - und beim vielleicht größten Merkel-Fan.

Der größte Fan von Angela Merkel sitzt nicht im Kanzleramt und nicht im Konrad-Adenauer-Haus, sondern auf einem Berg im Westjordanland. "Sie ist so eine süße Frau", schwärmt Yusef Cohen, als wolle er ihr gleich einen Heiratsantrag machen. "Ich liebe sie sehr und ich ehre sie." Zu gerne würde er die Kanzlerin in sein kleines Dorf einladen – und das, findet er, könne ihr nur guttun. "Ich habe den Segen, der das Zittern aufhören lässt."

Wie Angela Merkel, die neuerdings bei Staatsbesuchen häufiger einen Stuhl benötigt, empfängt auch Cohen seine Gäste im Sitzen, die Beine wollen schon länger nicht mehr so richtig. Das mit der Kanzlerin und ihren Zitteranfällen hat sich also auch schon bis zu den Samaritanern herumgesprochen, der vermutlich kleinsten Religionsgemeinschaft der Welt. Nur etwas mehr als 800 Menschen zählt sie noch, genauer gesagt 817, von denen etwa die Hälfte auf dem Berg Garizim hoch über der palästinensischen Stadt Nablus lebt. Cohen ist ihr Priester, ein freundlicher, aber etwas wundersamer Mann, dessen Merkel-Verehrung ähnlich obsessive Züge angenommen hat wie sein Kampf um den Fortbestand seines Volkes.

Weil bei den Samaritanern fast schon traditionell innerhalb der Familien geheiratet wird, hätten sich die Fälle von Taubheit und Blindheit sowie die genetischen Defekte gehäuft, erzählt er wie beiläufig – daher sei er vor ein paar Jahren in die Ukraine gereist und habe aus einem Waisenhaus 62 Mädchen in sein Dorf Kiryat Luza geholt: "Keines älter als 14 Jahre, alle sehr schön, und alle ausgezeichnet in der Schule." Auch einer seiner vier Söhne hat inzwischen eine ukrainische Frau. "Unsere Gebote", erzählt der Schwiegervater stolz, als sei der Import von halbwüchsigen jungen Bräuten heute das Selbstverständlichste der Welt, "befolgt sie besser als mancher Samaritaner."

Samaritaner haben eigene Rituale

Und diese Gebote sind streng. Heiraten sollte ein gläubiger Samaritaner tunlichst nur eine Frau, die noch Jungfrau ist, mit einem Mädchen ausgehen kann er nicht, ohne es vorher geheiratet zu haben, beim Pessach-Fest malen die Priester jedem Gemeindemitglied ein Kreuz aus dem Blut der geopferten Lämmer auf die Stirn - und wenn eine Frau ihre Tage hat, gilt sie als unrein, darf nichts im Haus berühren und schon gar nicht das gemeinsame Schlafzimmer betreten.

Ein Samaritaner wiederum kann sich heute zwar eine ukrainische, russische oder türkische Frau nehmen, eine Samaritanerin aber deshalb noch lange keinen fremden Mann. Die Verlockungen einer modernen, säkularen Gesellschaft: Sie sind hier, auf dem knapp 900 Meter hohen Garizim, gefühlte Lichtjahre entfernt.

Die Samaritaner haben ihre eigenen Rituale, eine eigene Schrift, einen eigenen Opferplatz und ihre eigene, in einer besonderen Form des Althebräischen verfasste Thora: die fünf Bücher Mose, die das Volk Israel nach der Überlieferung am Berg Sinai erhalten hat. Was den Juden Jerusalem ist, ihr heiligster Ort, ist den Samaritanern ihr Berg, auf dem sie vermutlich schon im 5. Jahrhundert vor Christus einen Tempel errichtet hatten.

Geschichtlich stehen sie dem Judentum näher als anderen Religionen. Sie essen koscher, tragen anders als Juden aber nur in der Synagoge eine Kippa. Der Schabbat ist auch für sie ein Tag der strengen Ruhe, anders als im Judentum allerdings wird die Zugehörigkeit zur Religion bei den Samaritanern nicht über die Mutter übertragen, sondern allein über den Vater. In der Westbank, die Israel 1967 erobert hat, betrachtet man sie trotzdem als Juden - und duldet sie doch.

"Wir leben zwischen Israelis und Palästinensern"

Yusef Cohen hält an diesem Nachmittag in einem schweren, mit Brokat bestickten Polstersessel in seinem Wohnzimmer Hof. Auf dem Tisch stehen zwei Flaschen selbstgebrannter Arrak und in der Ecke ein etwas zu protzig geratener silberner Leuchter. Es gab Zeiten, holt er aus, da habe ein Jude in die Mikweh steigen müssen, das reinigende Ritualbad, wenn er einen Samaritaner auch nur berührt hatte. Heute dagegen haben seine Leute und er sich ganz gut eingerichtet im politisch wie religiös aufgeladenen Konflikt zwischen Juden und Arabern. Auf dem Garizim sprechen die Samaritaner wie die Palästinenser nebenan Arabisch, in ihrer zweiten Gemeinde Holon bei Tel Aviv wie ihre jüdischen Nachbarn Hebräisch.

"Wir leben zwischen Israelis und Palästinensern", schmunzelt Cohen, "und die streiten sich darum, wer netter zu uns ist." So schlitzohrig-dreist wie er für sein leise sterbendes Dorf zur Blutauffrischung dutzende junger Frauen aus der Ukraine adoptiert hat, agiert der Priester mit dem Segen, der angeblich sogar Angela Merkel ihr Zittern nehmen kann, wenn in den beiden Siedlungen der Samaritaner mal wieder eine Straße zu reparieren oder eine Wasserleitung neu zu verlegen ist. Irgendwo kommt die Gemeinde immer an ihr Geld, denn: "Wir nutzen beide aus."

Über sich selbst, sagt Cohen, dürfe er nicht reden, das verbiete ihm sein Glaube. Lieber erzählt er aus der langen Geschichte der Samaritaner, die einmal weit über eine Million Menschen zählten, nach mehreren Genoziden und Vertreibungswellen bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts aber auf weniger als 200 Seelen geschrumpft waren. Nun aber, da die vielen Kinder der jungen Ukrainerinnen alle so süß und schön seien, sieht Yusef Cohen die Zukunft seines Volkes wieder optimistisch: "10.000 Mitglieder – das ist mein Traum." Und das mit Angela Merkel, fügt er zum Abschied noch hinzu, sei ihm durchaus ernst: "Grüßen Sie mir Ihre Kaiserin."

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