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  3. Frankreich: Soft statt radikal? Marine Le Pen will Präsidentin in Frankreich werden

Frankreich
31.01.2022

Soft statt radikal? Marine Le Pen will Präsidentin in Frankreich werden

Wird ihr Strategiewechsel erfolgreich sein? Rechtspopulistin Marine Le Pen vor zwei Wochen bei der Besichtigung eines Offshore-Windkraftprojekts im Westen Frankreichs.
Foto: J. Gonzalez, AP/dpa

Marine Le Pen ist das Idol der französischen Rechten. Bei den Präsidentschaftswahlen tritt sie wieder an. Doch diesmal gibt sie sich anders. Wie ehrlich ist das?

Die Kandidatin ist bester Dinge, und das sollen alle sehen. Ihre Schuhe mit den hohen Absätzen lassen sie noch größer erscheinen, als sie ohnehin ist. Wenn sie spricht oder lacht, und sie spricht viel und lacht oft, dann erfüllt ihre tiefe, rauchige Stimme den ganzen Raum. Ein Mikrofon braucht sie nicht. Marine Le Pen hat an diesem Nachmittag mehrere ausländische Korrespondentinnen und Korrespondenten in ein Hotel im noblen Pariser Westen geladen, sie trägt ein schwarzes Sakko über einer eleganten, weißen Bluse. Seit Wochen absolviert sie ein straffes Wahlkampfprogramm, reist durchs Land und gibt Interviews. Trotz des Pensums wirkt sie entspannt und ist zu Scherzen aufgelegt.

Frage also: Was ist der Unterschied zwischen Marine Le Pen 2017 und Marine Le Pen 2022? Sie lacht laut auf, als handele es sich um einen herrlichen Witz. „Es ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Bordeaux 2021 und einem Bordeaux 1968.“ Man reife mit der Zeit und werde immer besser.

Ihr Selbstbewusstsein hat offenbar noch einen Schub bekommen. In drei Monaten sind französische Präsidentschaftswahlen, die 53-jährige Rechtspopulistin wird nach 2012 und 2017 zum dritten Mal antreten. Es könnte ihre letzte Chance sein, denn nach einem weiteren Scheitern dürften viele in der Partei den Glauben daran verlieren, dass sie es je schaffen kann. Sie selbst zeigt sich von ihrem nahenden Sieg überzeugt. „Ich sage das überhaupt nicht aus Eitelkeit, denn das würde nicht meinem Charakter entsprechen, sondern spreche aus Erfahrung und aufgrund der genauen Analyse der Situation.“

Die Umfragen sehen Präsident Emmanuel Macron als Favorit

Le Pen ist davon überzeugt, wie 2017 die Stichwahl gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron zu erreichen. Damals holte sie 34 Prozent der Stimmen. Doch da sich ihrer Meinung nach ein großer Teil der Linkswähler, die vor fünf Jahren für Macron als selbst erklärten Kandidaten der Mitte stimmten, diesmal enthalten werde, sei der Weg für sie frei. So sieht sie das.

Die Umfragen sehen die Rechtspopulistin im Fall eines Duells hingegen klar hinter Macron, wenngleich dieser seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat. In einem Video zum Wahlkampfauftakt attackierte Marine Le Pen nur ihn, sie erwähnte die anderen Rivalinnen und Rivalen nicht einmal. Sie ließ sich dabei vor dem Louvre filmen, den sie erst gar nicht um eine Drehgenehmigung gefragt hatte. Jetzt fordert das berühmte Kunstmuseum, den Clip zu löschen.

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Emmanuel Macron hat noch nicht offiziell erklärt, dass er bei den Präsidentschaftswahlen wieder antritt. Aber er gilt schon mal als Favorit.
Foto: Ludovic Marin, AFP Pool/dpa

Im vergangenen Wahlkampf prägte Le Pen das Bonmot, Frankreich werde künftig sowieso von einer Frau regiert – von ihr oder von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel, denn ihr unterwerfe sich Macron völlig, behauptete sie. Dieses Mal hat sie mehr weibliche Konkurrenz bekommen. Die Republikaner haben mit Valérie Pécresse erstmals eine Frau aufgestellt; für die Sozialisten tritt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an; auch die ehemalige sozialistische Justizministerin Christiane Taubira hat sich gerade zur zusätzlichen Kandidatin im linken Spektrum erklärt.

Ein Konkurrent gibt sich noch radikaler als Marine Le Pen

Alle machen einen Trumpf daraus, eine Frau zu sein. „Ich will die Stimme der Frauen in diesem Land tragen, die sich nicht damit zufriedengeben können, ständig übergangen zu werden“, sagt beispielsweise Hidalgo. Auch Pécresse lobt ihre Partei für deren „Wagemut“, eine weibliche Kandidatin aufgestellt zu haben. Sie bezeichnet sich selbst als „zwei Drittel Angela Merkel, ein Drittel Margaret Thatcher“. Ihre Vorbilder seien Frauen, die in der Lage seien, standhaft und erfolgreich zu regieren. Warum nicht auch in Frankreich?

Drei Monate vor den Wahlen am 10. und 24. April ist Macron klarer Favorit, in den Umfragen liegt er mit rund 24 Prozent vorn. Seine wichtigsten Konkurrenten sind Frauen. Pécresse liegt bei 17 und Le Pen bei 16,5 Prozent. Danach folgt der ultrarechte Journalist Éric Zemmour mit 13 Prozent. Ihn kennen in Frankreich viele aus einer früheren Fernsehsendung, in der er offen gegen Ausländer und Muslime hetzte; seine Bücher, in denen er den Niedergang der einst so stolzen französischen Nation skizziert, wurden Bestseller. Zweimal haben Gerichte den 63-Jährigen wegen Aufstachelung zum Rassenhass verurteilt.

Er gibt sich noch radikaler als Marine Le Pen: der extrem rechte Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour.
Foto: Daniel Cole, AP/dpa

Die Kandidatur des Hardliners ist für Le Pen Nutzen und Schaden zugleich. Zemmour könnte sie um den Einzug in die Stichwahl bringen. Zugleich verschafft er mit seiner medialen Dauerpräsenz ihren Hauptthemen Einwanderung und Sicherheit Gewicht und Gehör. Im Vergleich zu Zemmour, der bei einem Termin schon einmal „aus Spaß“ eine Schusswaffe auf Medienleute richtete, wirkt sie, das bisherige Enfant terrible der französischen Politik, plötzlich moderat. Während er Islam mit Islamismus gleichsetzt und Muslime in Frankreich nur akzeptieren will, wenn sie ihre Religion aufgeben, sagt sie, sie habe mit dem Islam kein Problem, nur mit Extremisten. Das hat man von ihr auch schon deutlich anders gehört.

Nur jeder fünfte Franzose wünscht Le Pen den Wahlsieg

Wem Le Pen allmählich zu soft wird, der geht zu Zemmour. Wem sie zu etabliert ist, der sucht bei ihm den Kick des Neuen. Aber noch behält sie die Oberhand.

Einer neuen Studie des Instituts Kantar Public zufolge sehen nur 40 Prozent der Befragten sie als Vertreterin einer „nationalistischen und ausländerfeindlichen extremen Rechten“, das sind elf Punkte weniger als 2018. Bei Zemmour sagen dies 64 Prozent. Der Politikwissenschaftler Emmanuel Rivière bezeichnet dies als „spektakuläre Entwicklung für Marine Le Pen“.

Zugleich wünschen insgesamt nur 21 Prozent der Französinnen und Franzosen ihren Sieg. Le Pen sei heute in einer schlechteren Position als vor fünf Jahren, sagt Rivière: „Die Einschätzung ihrer Fähigkeit, zu regieren und eine gute Präsidentin zu sein, ist zurückgegangen. Marine Le Pen macht weniger Angst, aber zieht auch weniger an.“

Es ist die siebte Präsidentschaftskampagne, an der sie sich beteiligt. Die Politik hat schon ihre Kindheit geprägt, von dem nie aufgeklärten Bombenanschlag in ihrer Wohnung, als sie acht Jahre alt war, bis zum Verbot der Eltern von Klassenkameraden, mit einer Le Pen zu spielen. Erzählt sie davon, lässt sie so etwas wie Verletzlichkeit durchscheinen. Gleichzeitig erklären Erlebnisse wie diese ihre ausgeprägte Angriffslust.

Marine Le Pen sagt, dass ihr das deutsche Volk leid tue

Bevor sie 2011 den Vorsitz des damaligen Front National von ihrem Vater, Parteigründer Jean-Marie Le Pen, übernahm, hatte sie dort zunächst den juristischen Dienst geleitet und war dann lange im Vorstand. Schon damals konnte sie, die ausgebildete Anwältin, Gegnerinnen und Gegner mit einer Mischung aus Eloquenz, Boshaftigkeit und lautem Aufbrausen in Grund und Boden reden.

Auch jetzt bekommt sie immer noch schnell einen scharfen Ton. Und doch reagiert die 53-Jährige weniger schrill, wenn sie sich mal in die Enge gedrängt fühlt. Sie bleibt höflich, etwa bei der Frage, wie sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland unter ihr als Präsidentin verändern würden. „Heute ist es doch so: Deutschland gibt den Ton an und Frankreich gehorcht – das ist sicher nicht meine Vision der Dinge“, führt sie aus. „Ich bin Deutschland nicht böse, seine eigenen Interessen zu verteidigen. Aber ich werde für Frankreichs Interessen kämpfen, die mit den deutschen nichts gemein haben.“

Marine Le Pens Verhältnis zu ihrem Vater Jean-Marie ist schwierig. Aber so eisig wie noch vor ein paar Jahren soll es nicht mehr sein.
Foto: Jeremias Gonzalez, AP/dpa

Dabei möge sie „das deutsche Volk“, das ihr leidtue, da es eine Koalition gewählt habe, die „noch mehr Illegale aufnehmen“ wolle, sagt sie. Auch Flüchtlinge, die ein besseres Leben suchten, könne sie gut verstehen. Unmenschlich sei nicht, diese abzulehnen oder nicht zu versorgen, sondern sie nicht davon abzuhalten, sich auf den Weg zu machen: „Wir müssen ihnen klar sagen, dass wir ihnen nichts mehr anzubieten haben.“

Das Verhältnis zu ihrem Vater Jean-Marie ist wohl nicht mehr so eisig

Der restriktive Umgang mit Ausländerinnen und Ausländern ist ihr Leib- und Magenthema, so wie es ihr Vater schon in die DNA der Partei geschrieben hat. Diese hat sie 2017 nach ihrer Wahlniederlage umbenannt in Rassemblement National (RN) – „Nationaler Zusammenschluss“. Es war auch der Versuch, sich von Jean-Marie Le Pen, dem bekennenden Antisemiten, der regelmäßig Nazi-Verbrechen verharmlost, abzusetzen und die Partei weiter zu „entdämonisieren“, also gesellschaftsfähiger zu machen. Seither erzielte sie Wahlergebnisse, die für ihren Vater einst unerreichbar waren.

Die Beziehungen zu ihm, dem sie sogar die Ehrenpräsidentschaft der Partei entziehen ließ, waren zeitweise eisig. Vor mehreren Monaten ließ er durchscheinen, er werde wohl Zemmour wählen. Inzwischen hat er das revidiert: Zemmour enttäusche ihn ebenfalls.

Ihr Vater wäre der Erste, an den sie bei ihrem Wahlsieg denken würde, verriet Marine Le Pen in einer Fernsehreihe, für die sie die Moderatorin auf ihre Couch bei sich zu Hause einlud. Man erfuhr in der Sendung, dass die Politikerin Katzen züchtet, gerne im Garten arbeitet und dass eine Schulfreundin von früher bei ihr wohnt. Die drei erwachsenen Kinder aus der ersten Ehe sind schon ausgezogen; von ihrem langjährigen Lebenspartner, dem RN-Funktionär und Bürgermeister von Perpignan, Louis Alliot, hat sich Le Pen 2019 getrennt.

Die Ansichten der Rechtspopulistin sind noch immer radikal

Es war das Bild einer weichen und zugleich starken Frau, das in der Sendung gezeichnet wurde. Dabei sind die politischen Ideen, die sie äußert, hart. Dazu gehören ein Referendum über die Einwanderungspolitik und ihr Vorschlag der „nationalen Priorität“. Demnach sollen bei der Vergabe von Sozialwohnungen oder Jobs Franzosen Ausländern systematisch vorgezogen werden. Nationales Recht solle über EU-Recht stehen – hierin sieht sie Polen als Vorbild.

Ihre frühere Forderung nach einem Austritt aus der EU oder der Eurozone hat sie jedoch stillschweigend aufgegeben, denn die Mehrheit der Französinnen und Franzosen teilte sie nicht. Beim wichtigen Fernsehduell gegen Macron vor der Stichwahl 2017 verzettelte sie sich, konnte nicht erklären, wie sie den Euro im Alltag abschaffen, aber doch irgendwie für die Unternehmen beibehalten wollte. Macron, der ehemalige Banker und Wirtschaftsminister, hatte nichts weiter zu tun, als spöttisch über ihre diffusen Erklärungen zu lächeln.

Vielleicht würde Marine Le Pen diesmal eine bessere Figur machen. Vielleicht wird es dazu aber gar nicht kommen. Es bleiben drei Monate bis zur Entscheidung.

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