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Interview
18.08.2022

Forstpräsident: "Wie der Brandschutz verschleppt wird, ist eine Katastrophe"

Forstpräsident Georg Schirmbeck beklagt, dass in Deutschland der Brandschutz der Wälder in Vergessenheit gerät, sobald die Feuer aus sind.
Foto: Deutscher Forstwirtschaftsrat

Georg Schirmbeck ist Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats und macht der Politik schwere Vorwürfe, beim Schutz der Wälder vor Feuer zu wenig zu tun.

Herr Schirmbeck, große Waldbrände in diesem Jahr, vergangenes Jahr die Borkenkäferplage, die Jahre davor Waldbrände. Sie selbst bewirtschaften ein Waldstück im Teutoburger Wald. Wie geht es den Bäumen dort?

Georg Schirmbeck: Um meinen Wald steht es im Moment gut. Die Holzpreise sind vergleichsweise besser. Die sind nicht gut, aber besser. Im vorigen Jahr hatte ich auch Borkenkäfer-Holz, da bekam ich 30 Euro für den Raummeter. Das deckte gerade die Kosten für das Rausholen. Und jetzt bekäme ich 100 Euro dafür. Letztes Jahr hat uns die Holzindustrie Käferholz für 30 Euro abgenommen, an der Säge vorbeigeschoben und zu Mondpreisen nach China und Amerika verkauft. Das grenzte an Betrug. Heute sagt keiner der Fachleute mehr, dass Käferholz wertlos ist, es kann absolut funktionstüchtig als Konstruktionsholz eingesetzt werden.

Mit der Frage war eigentlich gemeint, wie Ihre Bäume den Klimawandel verkraften?

Schirmbeck: Im Teutoburger Wald gibt es in normalen Jahren die doppelte Menge an Niederschlag wie in Brandenburg, weshalb es nicht so trocken ist. Aber jeder Waldbesitzer, der durch seinen Wald geht, sieht die Veränderung. Das ist allen klar. Es häufen sich ja nicht nur die trockenen Jahre mit der erhöhten Waldbrandgefahr. Auch die schweren Stürme kommen in kürzeren Abständen vor. Bei mir haben die Stürme Kyrill und Friederike ziemlich gehaust.

Vor kurzem brannte der Wald im Nationalpark Sächsische Schweiz und brachte die Feuerwehr an ihr Limit.
Foto: Robert Michael, dpa

Sind wir uns in Deutschland bewusst, wie gefährdet der Wald ist?

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Schirmbeck: Bewusst schon, aber wir tun nichts. Wenn die Brände gelöscht und die Bilder aus den Nachrichten verschwunden sind, passiert nichts. Erinnern Sie sich an den Waldbrand vor vier Jahren südlich von Berlin? Ich habe mir das seinerzeit angesehen. Weder ist heute die Munition aus den Wäldern geräumt, noch hat die Bundeswehr genügend Löschhubschrauber. Wir müssen im Wald Brunnen bohren, um im Notfall Wasser zu haben. Das bezahlt sogar zu 100 Prozent die EU. Aber es ist viel zu wenig geschehen. Wie das verschleppt wird, ist eine Katastrophe.

Was muss sich ändern?

Schirmbeck: Ich dachte eigentlich, dass man aus Erfahrung lernt. Aber das ist nicht so. Im Jahr 2018 brannte der Wald im Emsland, weil die Bundeswehr bei Hitze und Trockenheit scharf geschossen hat. Dieses Jahr brennt der Wald in Berlin, weil die Polizei ausgerechnet dort alte Munition und illegale Feuerwerkskörper lagert. Wir reden über immer häufiger auftretende Naturkatastrophen und Innenministerin Faeser kürzt ihren Etat um 2,2 Milliarden Euro – insbesondere für den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Wer soll das verstehen?

Sie regen sich über schwer verständliche Fahrlässigkeiten, wie Schießübungen im Hochsommer, auf, aber die Probleme scheinen mir tiefgehender. In Berlin konnte der Waldbrand jüngst nicht mit voller Kraft bekämpft werden, weil das angeforderte Löschflugzeug in Sachsen im Einsatz war.

Schirmbeck: Es braucht eine Hubschrauberstaffel in Deutschland, die vielleicht auf zwei, drei Standorte in Deutschland verteilt ist. Beispielsweise stehen in Südkorea dafür 49 Helikopter bereit. Wenn Sie hier einen Bataillonskommandeur besuchen und fragen, wann sich das letzte Mal einer für die Soldaten interessiert hat, dann sagt der Ihnen, dass lange keiner da war. Und dann zählt er auf, was von seinem schweren Material alles kaputt ist und in die Werkstatt muss. Innenministerin Faeser und Verteidigungsministerin Lambrecht müssen das anpacken. Im Übrigen können wir die Kräfte europäisch bündeln. Weil wir selbst öfter betroffen sein werden, können wir uns da nicht wegducken. Dazu müssen technisch hochausgerüstete Kompetenz- und Entwicklungszentren an drei, vier Standorten in Europa entstehen, die über eine Flugzeugstaffel und Löschdrohnen verfügen, um von dort aus europaweit Einsätze fliegen zu können.

Deutschland braucht mehr Löschhubschrauber, findet der Forstpräsident und verlangt eine eigene Staffel bei der Bundeswehr.
Foto: Robert Michael, dpa

Wie sieht es am Boden aus?

Schirmbeck: Verbesserungswürdig ist auch die Infrastruktur unserer Feuerwehren. Das technische Gerät ist oft gar nicht für den Einsatz im Wald geeignet. Da müssen Bund und Länder jetzt und vor allem auch nach der Waldbrandsaison konzentriert Strategien entwickeln, sonst gerät das über den Winter in Vergessenheit.

Wie lange dauert es, bis ein einmal vom Feuer vernichteter Wald wieder neu entsteht?

Schirmbeck: Nach einem Jahr sieht man, ob die Setzlinge angewachsen sind oder nicht. Wir gehen zunehmend dazu über, sie im November und Dezember zu pflanzen, weil sie dann mehr Feuchtigkeit bekommen und vitaler in den Frühling starten. Denn wenn es vier Wochen kaum regnet, dann sterben sie ab. Nach fünf Jahren sind es schon Bäumchen und nach 15 Jahren sieht man eigentlich nicht mehr, dass es da mal gebrannt hat. Sie sehen aber auch: Bis wir von richtigen Bäumen sprechen, dauert es mehrere Jahrzehnte – Forstwirtschaft ist ein Generationenvertrag.

Der international renommierte Waldbrandforscher Johann Goldammer aus Freiburg hat jüngst im Gespräch mit unserer Redaktion die Waldbesitzer dazu aufgerufen, mehr beim Brandschutz zu tun. Wie kommt das bei Ihrer Klientel an?

Schirmbeck: Er hat recht, da ist nicht nur der Staat in der Pflicht. Es gibt zum Beispiel die Erntemaschinen, die sich mit einem Wassertank ausrüsten lassen, wenn es brennt. Wir Waldbesitzer müssen da mehr tun. Waldbrand war glücklicherweise für viele lange ein Fremdwort, aber der Klimawandel zwingt uns auch hier zum Handeln für unsere Wälder.

Müssten Sie nicht auch aufhören, auf Monokulturen zu setzen wie Fichten und Kiefern, die der Trockenheit nur schwer trotzen?

Schirmbeck: Das geschieht ja auch. Die heutigen Bestände wurden vor Jahrzehnten gepflanzt. Waldumbau ist eine Generationenaufgabe und kann durch mehr Geld zwar unterstützt, aber das Baumwachstum nicht beschleunigt werden. Bis vor wenigen Jahren galt die Buche als Hoffnungsträger. Doch jetzt zeigt sich, dass sie Hitze und Dürre auch nicht gut abkann. Sie leidet, stirbt ab und schon jetzt im August sind die Blätter oftmals herbstbunt. Und die Bauindustrie wünscht sich Nadelholz, das technisch bessere Eigenschaften hat. Das Bewirtschaften eines Waldstücks muss sich für den Waldbesitzer auch rechnen. Der Waldumbau wird schrittweise vorangehen. Wir müssen schauen und probieren, welche Sorten aus Südeuropa bei uns wachsen, die trockeneres Klima besser vertragen. Hier sind auch die Forschung und die flächendeckende Kompetenz der Förster und Försterinnen als Berater der Waldbesitzer gefragt.

Ein wesentliches Hindernis dafür ist das Wild. So süß sie auch sind – Rehe machen jungen Bäumen schwer zu schaffen, weil sie am liebsten die zarten Triebe fressen. Der Wildbestand ist in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Müssen die Jäger mehr schießen?

Schirmbeck: Das ist in der Tat ein großes Problem. Bei mir im Wald müssen wir alle Setzlinge mit einem Zaun umgeben, damit die Triebe nicht weggebissen werden. Ich bin kein Jäger, aber ich weiß natürlich, wie es in den Wäldern aussieht. Ein Grund, weshalb zu wenig geschossen wird, hat eine soziale Ursache, so will ich es einmal nennen. Manche Waldbesitzer laden sich befreundete Geschäftsleute zur Jagd und die sollen dann auch etwas zu sehen bekommen und nicht stundenlang auf dem Hochstand hocken. Andere verpachten ihre Jagd zu hohen Preisen. Der Jäger möchte für sein Geld auch hier was zu sehen bekommen. Für mich gilt, wer eine Jagd übernommen hat, der muss sich um den Wildbestand und das Ökosystem im Ganzen kümmern und in die richtige Balance bringen. Die Aufsichtspflicht vor Ort liegt übrigens bei den Jagdbehörden.

Apropos Jagd – Bauern sind oft Waldbesitzer und halten gleichzeitig Vieh auf den Weiden. Sie sprechen sich dafür aus, dass auf den sich ausbreitenden Wolf geschossen werden darf, weil Schafe gerissen werden. Ist es naiv zu glauben, der Wolf könnte doch auch für weniger Rehe und Hirsche in den Wäldern sorgen?

Schirmbeck: So viele Wölfe kann es gar nicht geben, um den Wildbestand an manchen Orten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In Polen gibt es eine Abschussprämie für den Wolf, bei uns eine Sondersitzung des Landtages, wenn ein Wolf gesichtet wird. Ich finde das total überhöht. Wir brauchen die Tierhalter, wenn wir Bio-Fleisch von der Weide haben wollen. Wir müssen die begrenzte Jagd auf den Wolf zulassen, sonst bekommen wir in zehn Jahren ein richtiges Problem. Auch hier wäre ein Eingreifen nach fachlichen Kriterien und mit Augenmaß von allen Seiten wünschenswert.

Zur Person: Georg Schirmbeck, 72, ist Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR). Der gebürtige Osnabrücker saß zwischen 2002 und 2013 als CDU-Abgeordneter im deutschen Bundestag.

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