
Er verliert nie seinen Humor: Gregor Gysi ist der ewige Grenzgänger


Von Konventionen und Mustern lässt sich Gregor Gysi auch nicht aufhalten, wenn er am Montag 75 Jahre alt wird. Auch deshalb ist er einer der beliebtesten Politiker.
Ihm gelingt ein Kunststück, das nicht vielen seiner Parteifreunde gelingen mag: All diesen Zumutungen, die das Leben so bereithält, all den Krisen und Rückschlägen zum Trotz verliert Gregor Gysi eines nicht, und das ist sein Humor. Und das, obwohl er bisweilen allen Grund dazu hätte. Die Linkspartei zerlegt sich gerade selbst. Seinen 75. Geburtstag, den er an diesem Montag begeht, wird sich Gysi davon nicht verderben lassen. Ohnehin feiert er lieber mit Freunden als mit Parteifreunden.
Der Berliner hat noch immer einen Weg gefunden, der am Ende sein eigener war. Aktuell kümmert er sich um die juristische Vertretung von Aktivisten der „Letzten Generation“. „Dasitzen ist keine Gewalt. Versammlungsrecht hat Vorrang vor meinem Recht zur Fortbewegung mit dem Auto“, sagte der Rechtsanwalt in einer Verhandlung vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin. „Wir Alten müssen lernen, ihnen zuzuhören.“
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Gregor Gysi machte eine Ausbildung zum Rinderzüchter
Gysi war schon immer jemand, der über den eigenen Tellerrand hinausblicken konnte. „Caviar gauche“ würde man Menschen wie ihn in Frankreich nennen: Im Wohlstand aufgewachsen und dennoch links. Der Politiker hat dazu eine klare Haltung: „Ein Linker muss nicht arm sein, ein Linker muss gegen Armut sein.“ Schon zu DDR-Zeiten hatte er Freiheiten, von denen andere nur träumen konnten. Seine Mutter war Abteilungsleiterin im DDR-Kulturministerium. Sein Vater Klaus Gysi war zunächst Kulturminister in der DDR, später Botschafter in Italien. Die Welt stand Gregor Gysi also nicht erst nach dem Mauerfall offen.
Der gebürtige Berliner selbst begann seine Karriere ganz im Stil des Arbeiter- und Bauernstaates und machte nach der Schule eine Ausbildung zum Rinderzüchter, erst danach studierte er Jura, trat in die SED ein – verteidigte aber gleichzeitig Oppositionelle wie Ulrike Poppe und Bärbel Bohley.
Gregor Gysi hatte mehrere Herzinfarkte
Heute fällt der Vater zweier Kinder auch durch sein großes Verständnis zu Russland auf. Das Thema führt ihn regelmäßig in Talkshows, wo er im Gegensatz zu anderen Putin-Erklärern noch Sympathien genießt.
Schwieriger ist es privat. Der Linken-Politiker musste es auf die harte Tour lernen, dass seine Gesundheit nicht selbstverständlich ist. Er hatte mehrere Herzinfarkte, überstand eine Aneurysma-Operation. Im Interview mit dem Stern sage er jetzt, er habe „rechtzeitig eins gelernt: Ab einem bestimmten Alter musst Du Dich pflegen“.
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Wenn von Zumutungen die Rede ist, so waren es doch insbesondere die, die ihm in den 90ern mit Haß und Unterstellungen entgegengebracht wurden. Die grosse Koalition von Schwarz-Rot-Grün ergingen sich in Unterstellungen, die allesamt von den obersten Gerichten einkassiert wurden. Übrigens, allein die Liberalen beteiligten sich nicht an diesen Schmutzkampagnen.
Aber, die Person ist das eine, seine Partei steht kurz vor dem Abgrund und übt noch heftig das Vorwärtsrennen. Da war und ist seine Vision wohl eine andere.
Übrigens - in Richtung online-Redaktion - neben diesem Portrait gleich bebildert und gleich aufgemacht, eine sog. Analyse zu den Wagner-Söldnern und Herrn Prigoschin zu platzieren riecht doch sehr danach, bestimmte Assoziationen freizusetzen. Aber, es soll ja Menschen geben, die an Zufälle glauben auch an solche, die als solche geschickt geplant und eingesetzt werden.