Karolinas Peiniger drohen härtere Strafen
München (dpa/AZ) - Der qualvolle Tod der kleinen Karolina aus Weißenhorn beschäftigt von heute an erneut die Richter. In einer Neuauflage des Prozesses müssen sich vor dem Landgericht München II die Mutter der Dreijährigen Zaneta Copic und ihr Ex-Freund Mehmet Akul wegen Mordes verantworten. Den beiden Angeklagten drohen deutlich höhere Strafen als in der ersten Instanz.
Der heute 32 Jahre alte Akul hatte das Mädchen Anfang 2004 tagelang gequält und misshandelt, ohne dass die Mutter ihr Kind in Schutz nahm. Es starb schließlich an seinen schweren Verletzungen. Am ersten Prozesstag werden voraussichtlich die beiden Angeklagten umfassend zu Wort kommen. Beide hatten die Misshandlungen zugegeben, jedoch stets betritten, den Tod des Kindes gewollt zu haben.
Das Landgericht Memmingen hatte das Paar vor gut einem Jahr lediglich wegen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gesprochen. Akul bekam deshalb zehn Jahre und drei Monaten Haft, die heute 27-jährige Copic bekam fünfeinhalb Jahre. Die Staatsanwaltschaft legte jedoch Revision ein. Im vergangenen Dezember hob der Bundesgerichtshof (BGH) das Memminger Urteil als zu milde auf.
In der Neuauflage des Mordprozesses sollen weitaus härtere Strafen gegen die Mutter des blonden Mädchens und gegen ihren Lebensgefährten verhängt werden. Dieses Ziel verfolgt zumindest der Memminger Oberstaatsanwalt Johannes Kreuzpointner, der auch im Münchner Verfahren die Anklage vertritt. Er bleibt dabei. Das, was die beiden Angeklagten dem unschuldigen Kind mindestens fünf Tage lang angetan haben, war Mord. Und dafür soll zumindest Mehmet Akul lebenslang ins Gefängnis.
Die schweren Misshandlungen, die den Ankläger an die mittelalterlichen Methoden eines Folterknechtes erinnern, füllen inzwischen mehr als 4000 Blatt in den Gerichtsakten. Was darin festgehalten ist, sprengt jegliche menschliche Vorstellungskraft und ist nach Einschätzung von erfahrenen Ermittlern der ¿blanke Horror¿. Die kleine Karolina war offenbar der neuen Beziehung ihrer Mutter zu dem damals 31-jährigen Mehmet Akul im Weg und musste deswegen sterben.
Der seit Jahren drogenabhängige Türke hat in Memmingen fast emotionslos geschildert, wie er glühende Zigarettenkippen auf dem nackten Körper der Dreijährigen ausgedrückt hat, wie er mit dem Feuerzeug die Kuppen ihrer kleinen Finger angesengt hat, erhitzte Schraubverschlüsse seiner Methadonflaschen auf die Haut presste, das Kind mal siedend heiß, mal eiskalt abduschte und es dann in den eiskalten Keller sperrte, während er sich mit der Mutter des Kindes im Schlafzimmer vergnügte.
Fast täglich schlug der massige Mann mit der Figur eines Preisboxers mit seinen riesigen Händen den Kopf des Kindes gegen Wände, Möbel und Tischkante. Bei all den Misshandlungen soll Zaneta Copic, die damals 24-jährige Mutter des Mädchens, zugesehen und ihrer Tochter nicht geholfen haben. In zwei Fällen soll sie dem Kind sogar den Mund zugehalten haben, als es wegen der furchtbaren Schmerzen schrie.
Mindestens fünf Tage lang durchlitt die kleine Karolina diese Höllenqualen, bevor sie bewusstlos zusammensackte. Statt einen Arzt zu holen, verstauten Mehmet Akul und Zaneta Copic das sterbende Mädchen in einer Reisetasche und ließen sich nach Weißenhorn fahren. Auf der Damentoilette im dritten Stock des dortigen Stiftungskrankenhauses legten sie das Kind ab. Es starb wenige Stunden später an den Folgen seiner schlimmen Kopfverletzungen. Beide wollten daraufhin in die türkische Heimat von Mehmet Akul fliehen, wurden jedoch in Brindisi von der Polizei geschnappt.
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