Die „Helene Fischer“ des Kabaretts
Mit frechen Liedern unterhält Liedermacher Christoph Weiherer in Bobingen sein Publikum. Er wirkt bissig und dann doch menschenfreundlich.
Wurden Sie beim Einkauf an der Kasse auch schon nach Ihrer Postleitzahl gefragt? Das ist etwas, worüber sich Christoph Weiherer ärgert und worauf er auf die ihm eigene Weise reagiert. „Ich sage dann immer 25541, das ist die Postleitzahl von Brunsbüttel“, erklärt er und fordert die Besucher auf, das Gleiche zu tun. „Dann kommt die Marketing-Strategie durcheinander.“
Als subversiv in Alltagsdingen und politisch unkorrekt präsentierte er sich dem Publikum in der Mittleren Mühle. Dass er viele seiner Protestlieder mit Gitarre und Mundharmonika begleitet, hat dem Niederbayer mit Wohnsitz in München die Bezeichnung „bayerischer Bob Dylan“ eingebracht. Er selbst bezeichnete sich augenzwinkernd –wegen seiner langen blonden Haare – als „Helene Fischer des Kabaretts“. Nach Bobingen war er auf Einladung des Vereins „Bobingen ist bunt“ gekommen und die über 50 Besucher erlebten einen sehr unterhaltsamen Abend, der überdies genügend Stoff zu Nachdenklichkeit und Betroffenheit bot. Überwiegend wohl unterhaltsam, denn es wurde viel gelacht und gekichert, während der Liedermacher locker mit dem Publikum plauderte. Etwa wenn er von der Schwierigkeit erzählte, böse Lieder über Politiker zu machen. „Es gibt keine richtigen Feindbilder mehr. Und ich traue mich nicht mehr, einen Namen in ein Lied zu schreiben, denn keiner weiß, ob derjenige bis zum nächsten Konzert noch im Amt ist.“ Aber ein namentliches Feindbild ist dem Polit-Barden offenbar geblieben: Alexander Dobrindt. Nach ihm ist die Band benannt, mit der Weiherer sein neuestes Album „A Liad, a Freiheit, a Watschn“ aufgenommen hat. Das Stimmgerät an seiner Gitarre entspräche der politischen Situation, sagte er, und begründet das. „Wenn’s Rot is’, is’ falsch. Wenn’s Grün is’, stimmt’s. Wenn’s Schwarz is’, is’ hie, und Gelb kommt gar nicht vor.“ So und mit weiteren Geschichten lästerte sich der Liedermacher sehr zum Vergnügen des Publikums durch den Abend; nahm dabei die große Welt und die kleinen Dinge aufs Korn. Dabei war er respektlos, bissig, hintersinnig, komisch und ließ hinter all dem Spott seine Menschenfreundlichkeit und Betroffenheit an den Zuständen durchscheinen.
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