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Bobingen/Großaitingen War im Frühjahr 1949 das Grundgesetz für die kommende Bundesrepublik Deutschland ein Thema für die Arbeiter der "Kunstseidefabrik Bobingen"? Wohl weniger. Jedenfalls kann sich Sebastian Stellinger nicht an Gespräche zu diesem Thema erinnern - wohl aber an andere Themen "in der Fabrik", wie der Chemiekomplex im Süden Bobingens genannt wurde. Anpacken und Aufbauen hieß es für seine Generation - auch unter schwierigen Bedingungen. Die Geschichte des Hoechst-Werks bis in die 90er-Jahre hinein zeugt von energischem Anpacken und von gelungenen Weichenstellungen.
In der "Fabrik" hatte der heute 80-Jährige aus Großaitingen ab 1943 eine Lehre als Maschinenbau-Schlosser absolviert und war in der Werkzeugausgabe eingesetzt, bis Ende April 1945 US-Soldaten vor dem Werkstor standen und den Betrieb stilllegten. Erst im September 1945 ging es wieder los - mit Werkzeug, das man vor Kriegsende versteckt hatte. Improvisation gehörte nun zu den Grundtugenden in dem Betrieb, in dem etwa 600 bis 700 Mitarbeiter nun wieder Kunstseide produzierten. Die Währungsreform im Frühjahr 1948 erlebte Stellinger als deutlichen Einschnitt. War vorher auch in der Fabrik Tauschhandel - Kunstseide gegen Ersatzteile oder gegen Schuhe für die Mitarbeiter - gang und gäbe, so gab es nun wieder viel zu kaufen, in der Kantine wie bei Zulieferern.
Doch der auflebende Handel, so erinnert sich Stellinger, schuf erst mal "eine Mords-Krise" für das damalige Hauptprodukt, die "Reyon-Kunstseide". Der Absatz schwankte stark, man reagierte - so wie auch in unseren Tagen - mit Kurzarbeit. Man schickte vor allem solche Mitarbeiter nach Hause, in deren Familie es noch weitere Verdiener gab, so Stellinger. Entlassungen suchte man zu vermeiden. Manche Facharbeiter gingen in dieser Phase weg aus der Region, manche bis in die Schweiz, berichtet Stellinger: "Aber alle sind wiedergekommen, als es besser ging." Für ihn war Weggehen keine Lösung, er wurde 1950 Vater.
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