In Dortmund feiern jetzt die anderen
Der Meister verliert das Derby gegen Schalke und damit endgültig den Anschluss an die Tabellenspitze. Trainer Klopp muss einen Fehler einräumen
Dortmund Der Zauber aus den Meisterjahren ist verflogen. Abgekämpft und ernüchtert flüchteten die Titelverteidiger aus Dortmund nach dem 1:2 (0:1) gegen den FC Schalke in die Kabine – begleitet von den Triumphgesängen der gegnerischen Fans. Nicht nur der auf zwölf Punkte angewachsene Abstand auf Tabellenführer FC Bayern machte zu schaffen. Selbst die Rolle als Konkurrent der Münchner musste der BVB abtreten – ausgerechnet an den Erzrivalen aus Gelsenkirchen. „Wir haben heute das Derby verloren, unser wichtigstes Spiel des Jahres. Das tut weh“, kommentierte BVB-Kapitän Sebastian Kehl mit Leichenbittermiene.
Viel schlimmer hätte die Generalprobe für den Champions-League-Hit am Mittwoch an gleicher Stätte gegen Real Madrid kaum verlaufen können. Ohne die verletzten Stammkräfte Marcel Schmelzer, Jakub Blaszczykowski, Mario Götze und Ilkay Gündogan mangelte es dem deutschen Meister an Ideen und Durchschlagskraft.
Ähnlich frustriert wie seine Profis reagierte Jürgen Klopp auf die Schlappe. Kleinlaut räumte der Fußball-Lehrer Fehler bei der Ausrichtung seiner Notelf ein: „Ich wollte der Mannschaft durch eine Systemumstellung helfen. Leider hat das nicht funktioniert.“ Aufgrund der vielen Ausfälle hatte Klopp sein Team auch taktisch umgestellt. Doch der mutige Versuch, auf eine Dreierkette mit Sven Bender als Innenverteidiger zu setzen, ging schief. Nach einer knappen halben Stunde machte Klopp dem missratenen Experiment ein Ende und griff zurück auf die bewährte Viererkette. Doch die Umstellung brachte wenig. Selbst das Anschlusstor von Robert Lewandowski (55.) konnte die erste Heimniederlage seit 17 Spielen nicht abwenden. Auf Fragen nach der Alleinherrschaft der Münchner reagierte Kehl verärgert: „Was die Bayern machen, interessiert mich nullkommanull.“ Gleichwohl gibt die Tabellenkonstellation zu denken. Sogar das Überraschungsteam aus Frankfurt rangiert sieben Punkte vor dem Titelverteidiger, der Abstand auf den FC Schalke beträgt immerhin fünf Zähler. Die Gäste werteten ihren ersten Erfolg über Dortmund seit 2010 als Mutmacher für die Champions-League-Partie am Mittwoch beim FC Arsenal.
Ausschreitungen vor dem Stadion
Überschattet wurde die Partie von Ausschreitungen. So eskaliert wie am Samstag war die Situation in den vergangenen Jahren nicht. „Dortmunder und Schalker Gewalttäter haben unser Sicherheitskonzept bewusst unterlaufen, um die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Unbeteiligten und dem Gegner zu suchen“, kommentierte der Einsatzleiter der Polizei, Dieter Keil. Bereits vor Spielbeginn war es immer wieder zu Prügeleien und Sachbeschädigungen gekommen. Während die Stimmung im Signal-Iduna-Park weitgehend friedlich blieb, musste die Polizei vor dem Stadion hart durchgreifen. Mehrere hundert Dortmunder – einige davon vermummt – attackierten etwa 600 Schalke-Fans. Andernorts bewarfen Dortmunder Hooligans Polizisten mit Pflastersteinen. Unmittelbar vor dem Stadion setzte die Polizei einen Wasserwerfer ein. 180 Gewalttäter kamen in Gewahrsam, darunter 163 Randalierer aus Gelsenkirchen und 17 aus Dortmund. (dpa)
Tore 0:1 Afellay (14.), 0:2 Höger (48.), 1:2 Lewandowski (55.) Zuschauer 80645 (ausverkauft)
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