Oberstdorf geht bei Münchner Olympia-Bewerbung leer aus
Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich entschieden: Kommen die Olympischen Winterspiele 2018 nach München, finden die Wettkämpfe in München, Garmisch- Partenkirchen und Schönau am Königssee statt. Oberstdorf im Allgäu hat das Nachsehen.
Es ging alles recht schnell. Vor zweieinhalb Wochen der Grundsatzbeschluss des Deutschen Olympischen Sportbundes, am vergangenen Mittwoch die Vorstellung des offiziellen Bewerbungslogos in München und gestern am Freitag - nach knapp fünfstündiger Sitzung in Planegg - die Festlegung auf drei Standorte. München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee sollen ins Rennen um die Olympischen Winterspiele 2018 geschickt werden.
Was so mancher als Hopplahopp-Aktion kritisiert, war von DOSB und den Fachverbänden wohl ganz bewusst so geplant. Denn "schnell zu entscheiden, heißt schnell Klarheit zu haben", sagt Alfons Hörmann. Der Oberallgäuer, der als Präsident des Deutschen Skiverbandes und Sprecher der Wintersportverbände maßgeblich an den Entscheidungen der vergangenen Tagen beteiligt war, ist überzeugt: "Mit diesem Beschluss wissen alle, wohin die Reise in den nächsten Monaten geht." Vor allem bezüglich der Suche nach potenten Sponsoren dürfe keine Zeit mehr verloren werden: "Olympische Spielen sind nicht mehr nur der beschauliche Wettkampf in der Natur, sie sind ein Milliarden-Unternehmen", so Hörmann.
Der 46-Jährige aus Sulzberg ist nun überzeugt, ein schlüssiges Konzept zu haben, "um im ersten Schritt den DOSB und nachfolgend das Internationale Olympische Komitee zu überzeugen". Positiv stimme ihn vor allem, dass alle Fachverbände versichert hätten, die Sportstätten, die neu gebaut werden müssten, nicht nur für zwei, drei Wochen, sondern nachhaltig zu nutzen. Hörmann: "Das IOC ist noch heute davon begeistert, dass in München noch alle Anlagen, die für die Sommerspiele 1972 errichtet wurden, in Betrieb sind. Da können wir punkten."
Dass nun etliche Orte in Bayern enttäuscht zurückbleiben, mussten die Olympia-Macher in Kauf nehmen. Münchens OB Christian Ude hatte schon am Mittwoch vor einem kommunalpolitischen Gerangel gewarnt: "Wer zu viele ins Boot holt, kann damit untergehen", hatte er gesagt und den Wintersportverbänden die Steilvorlage gegeben.
Die entschieden sich gestern nun für die Landeshauptstadt, für Garmisch-Partenkirchen und für Schönau. Aber eben auch gegen Inzell, gegen Ruhpolding, gegen Reit im Winkl und gegen Oberstdorf. Überall dort hatte man seit kurzem geträumt - von Olympia, von viel Ruhm, viel Ehr' und viel Touristen. Doch die traditionsreichen Weltcup-Orte schauen nun mit dem Ofenrohr ins (Wetterstein-) Gebirge. "Wir sind natürlich riesig enttäuscht", meinte in einer ersten Reaktion der Oberstdorfer Bürgermeister Thomas Müller. "Wir wären wahnsinnig gern dabei gewesen, werden die Entscheidung aber akzeptieren." Die Konzentration gelte nun voll und ganz den jährlichen Weltcups und der Bewerbung um die Nordische Ski-WM 2013. Ähnlich wie der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Dr. Gerd Müller (Kempten) ist aber auch Thomas Müller sauer auf Münchens OB Ude, der auch auf seinen - um Zusammenarbeit bittenden - Brief nie geantwortet habe. "Dieser Stil ist bodenlos."
Dr. Gerd Müller hatte sich einen Tag vor der Entscheidung in Planegg für eine Beteiligung Oberstdorfs stark gemacht. Vor allem, weil es dem Steuerzahler nicht zuzumuten wäre, wenn in Garmisch-Partenkirchen nun ein weiteres Nordisches Zentrum gebaut werden müsse. Alfons Hörmann entgegnet seinem Allgäuer Parteikollegen: "In Garmisch wird derzeit eine hochmoderne Schanze gebaut, womit nur noch Langlauf fehlt." Und eine solche Anlage sei für den Bundesstützpunkt Garmisch ohnehin dringend erforderlich. Außerdem sei eine Fahrtzeit von zwei Stunden plus x von München nach Oberstdorf spätestens seit Turin 2006 nicht mehr vermittelbar.
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