Traumstart für die Deutschen: 11:0 gegen Argentinien
Silvia Neid strahlte nach dem WM-Rekordsieg überdas ganze Gesicht, und die Trainerin der deutschen Fußballerinnenwollte das 11:0-Tor-Festival zum WM-Auftakt gegen Argentinien auch alsWarnung an die Konkurrenz verstanden wissen.
"11 Tore - da mussman zufrieden sein. Mit dem Erfolg konnten wir viel Selbstbewusstseintanken. Ich glaube, unsere Gegner bei der WM haben gemerkt, dass wirganz gut drauf sind", sagte Neid nach dem 11:0 (5:0)-Kantersieg gegenArgentinien im Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft in China.
Vor28 098 Zuschauern im voll besetzten Hongkou-Stadion von Shanghaispielte der Welt- und Europameister mit den bedauernswertenArgentinierinnen Katz und Maus. Zwar gab erst ein Eigentor derschwachen Torfrau Vanina Correa (12.), die eine von Melanie Behringergetretene Ecke ins eigene Tor bugsierte, das Startsignal. Doch was dannfolgte, war eine Demonstration moderner Fußball-Kunst. "Wir haben unsnach etwas nervösem Beginn schnell gefunden und dann nicht mehr lockergelassen. Wir haben nie aufgehört, nach vorn zu spielen", sagte Neid.Vor allem über das konsequente Ausnutzen der Torchancen - zuletzt einManko der DFB-Elf - freute sich die 43-Jährige.
DFB-PräsidentTheo Zwanziger und Franz Beckenbauer, der eigens direkt von der U 17-WMin Korea nach China weitergereist war, konnten Tore der spielfreudigendeutschen Elf fast im Minutentakt bejubeln. Kerstin Garefrekes (17.)mit einem Volleyschuss nach einem 40-Meter- Traumpass von KerstinStegemann sowie Melanie Behringer (24.) und Renate Lingor (57.)beteiligten sich am munteren Toreschießen. Die Frankfurterinnen BirgitPrinz (29./45.+1/59.) und Sandra Smisek (57./70./79.) trafen sogarjeweils drei Mal. Das letzte Tor zum 11:0- Endstand steuerte wiederumArgentiniens Torhüterin per Eigentor bei.
Prinz liegt mit nunmehr12 WM-Toren sogar gleichauf mit der US- Legende Michelle Akers. Dochwie immer interessieren sie solche Statistiken nicht: "Ich finde,Argentinien hat uns das Toreschießen ein wenig zu leicht gemacht",sagte die DFB-Spielführerin nach dem Traumstart auf dem Weg zurangepeilten Titelverteidigung.
Ihren bislang höchsten Sieg hattendie deutschen Frauen bei der WM 2003 beim 7:1 im Viertelfinale gegenRussland geschafft. Zwei Auswahlteams waren zuvor bereits 8:0-Erfolgegelungen: Schweden deklassierte Japan bei der WM-Premiere 1991 ebensowie Norwegen das Team von Nigeria vier Jahre später. Doch alle wissen,das Ergebnis gegen einen sehr schwachen Gegner auch richtigeinzuordnen. "Wir dürfen das Ergebnis nicht überbewerten", sagteGarefrekes und warnte: "Es kommen noch Gegner von anderem Kaliber."
AuchZwanziger mahnte trotz aller Freude über den schwungvollen Auftakt,"der mir und dem Franz Spaß gemacht hat", vor übertriebener Euphorie."Ich gehe davon aus, dass wir die Vorrunde überstehen. Aber dasViertelfinale wird der Prüfstein. Wenn wir das überstehen, ist allesmöglich." Richtig gut in Form waren auch die mehr als 1000 deutschenSchlachtenbummler. "Oh, wie ist das schön", sangen sie, und fordertenimmer wieder: "Einer geht noch, einer geht noch rein."
Stimmungsvollhatte der Abend bei angenehmen Temperaturen um 22 Grad schon eineStunde vor dem Anpfiff begonnen. Mit einer farbenprächtigen Show wardie WM eröffnet worden. Um 19.00 Uhr Ortszeit gaben der chinesischeSportminister Liu Peng und Joseph Blatter, Präsident desFußball-Weltverbandes FIFA, im festlich geschmückten Hongkou-Stadionden Startschuss für die bis zum 30. September dauernde Veranstaltung.Bei der gut 30 Minuten dauernden Feier bekamen auch die Millionen Fansan den Fernsehschirmen in über 200 Ländern schon einen prächtigenVorgeschmack auf die Olympischen Spiele in Peking 2008. Auch Zwanzigerwar von der Feier sehr angetan. "Ich fand es ganz fantastisch."
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