Die Lust der Last
Borussia Dortmund eröffnet heute Abend mit dem Spiel gegen Werder Bremen die neue Saison. Dabei könnten die Voraussetzungen unterschiedlicher kaum sein
Dortmund Endlich wieder Nervenkitzel, endlich wieder Bundesliga. Die Vorfreude auf den Saisonstart steht dem im positiven Sinne fußballverrückten Jürgen Klopp ins Gesicht geschrieben. Voller Ungeduld sehnt der Dortmunder Trainer die Partie gegen Werder Bremen am Freitag (20.30 Uhr/ARD und Sky) und damit das Ende der bisher längsten Sommerpause herbei. Die Sorge, dass seinen Profis nach einer Spielzeit der Superlative die Gier ausgehen könnte, hat Klopp nicht. Schmunzelnd stellt er neuerlichen Vollgasfußball in Aussicht: „Die Mannschaft hat das Glück, dass ich nicht genugkriegen kann.“
Ungeachtet der immensen öffentlichen Erwartungshaltung redet Klopp mehr über Lust als Last. Wie schon bei den vergangenen beiden Meisterschaften soll sich seine Leidenschaft auf das Team übertragen. Allein die Aussicht auf weitere Festtage im Dortmunder Fußballtempel lässt sein Herz bereits vor dem Saisoneröffnungsspiel höherschlagen: „Jeder gewonnene Zweikampf wurde bejubelt wie ein Tor. Es wäre gut, wenn wir das gleich im ersten Saisonspiel gegen Bremen wieder hinkriegen würden – diese Einzigartigkeit der Bundesliga sofort wieder zu spüren.“
Acht Siege fehlen noch zum Rekord des Hamburger SV
Seit 28 Ligapartien ist sein Team inzwischen ungeschlagen und damit noch acht Spiele vom saisonübergreifenden und fast 30 Jahre alten Rekord des Hamburger SV entfernt. An diese Bestmarke verschwendet Klopp jedoch keinen Gedanken. Ebenso wenig kann er dem Gerede von einem möglichen Titel-Hattrick abgewinnen, der in der Bundesliga bisher nur dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach glückte.
Statt über Trophäen und Rekorde denkt Klopp lieber darüber nach, wie er seinen Profis um Neuzugang Marco Reus eine ähnliche Philosophie wie bei den Titelgewinnen 2011 und 2012 vermitteln kann.
„In diesen gelben Trikots soll eine Mannschaft spielen, die das gleiche Herz auf den Platz trägt wie im letzten Jahr“, sagt der Trainer. „Diese außergewöhnliche Bereitschaft werde ich einfordern, weil ich das schon immer getan habe. Und weil ich Dinge, die aus einer Alltagslaune heraus möglich sind, für unspannend halte.“
Nach suboptimaler Vorbereitung mit ungewöhnlichen Abwehrproblemen wähnen sich alle Beteiligten auf dem Weg der Besserung. Doch den passablen Auftritt beim 3:0 im DFB-Pokal über den Bremer Vorortklub FC Oberneuland am Samstag will niemand überwerten. „Wir müssen uns am Freitag deutlich steigern, um Werder Bremen zu schlagen“, kommentierte Kapitän Sebastian Kehl im Kicker.
Anders als in Dortmund hält sich die Bremer Vorfreude auf die neue Saison nach der peinlichen Pokalpleite beim Drittligisten Münster in Grenzen. Ausgerechnet vor dem Duell mit dem Überflieger-Team der vergangenen beiden Spielzeiten scheint das Selbstvertrauen im Keller. „Ich bin gespannt, ob wir die richtigen Mittel finden werden“, sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf. Echte Zuversicht hört sich anders an.
„Das Spiel am Freitag gegen Dortmund ist vielleicht eines der schwierigsten Spiele überhaupt“, unkte Innenverteidiger Sebastian Prödl. Immerhin kann Werder wohl auf Neuzugang Eljero Elia zurückgreifen, der seine Fußprellung überwunden hat. Angreifer Joseph Akpala gehört noch nicht zum Kader. Der Transfer des Nigerianers vom FC Brügge ist jedoch seit gestern perfekt. „Wir sind froh, dass wir Joseph Akpala vom SV Werder Bremen überzeugen konnten. Er wird den Konkurrenzkampf im Team weiter erhöhen. Natürlich hoffen wir auch auf viele Tore“, sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs. Der 25-Jährige erhält in Bremen einen Vierjahresvertrag.
Den Dortmundern droht der Ausfall des Rechtsverteidigers Lukasz Piszczek. Die Zerrung im Oberschenkel gefährdet laut Klopp den Einsatz des polnischen Nationalspielers. (dpa)
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