Ivan Lendl: Boris Beckers unerbittlicher Rivale wird 60
Ex-Tennisspieler Ivan Lendl belohnte seine harte Arbeit mit Triumphen. Nur in Wimbledon stand ihm der Deutsche stets im Weg.
Deutsche Tennisfans kennen ihn als unerbittlichen Rivalen von Boris Becker mit stets ernster Miene – Ivan Lendl. Doch das ist nur eine Seite des Tschechen mit amerikanischem Pass. Ein Weggefährte schätzt vor allem Lendls trockenen Humor. Fest steht jedenfalls, dass der Mann zu den größten Helden seines Sports gehört. Nur ein wichtiger Titel blieb ihm als Aktiver verwehrt – und ein würdiger Abgang.
Der ehemalige Davis-Cup-Profi Bernd Karbacher sagt über Lendl: „Er war schon ein guter, witziger Vogel.“ Gleichzeitig imponierte seinen Gegnern der unbändige Wille des 94-fachen Turniersiegers. Er hatte gegen seine schwitzigen Hände sogar Sägespäne während seiner Matches in der Hosentasche. Auch das intensive Training und die damit verbundene Fitness zeichneten Lendl zu seiner aktiven Zeit aus.
Lendl kehrte als Trainer von Andy Murray zurück
Bei den US Open 1994 ging seine Karriere dann zu Ende – über fünf Jahre hatte er da insgesamt an der Spitze der Weltrangliste verbracht. Karbacher stand ihm damals gegenüber und beide ahnten wohl nicht, dass der achtfache Grand-Slam-Sieger wegen Rückenproblemen nicht auf die große Bühne würde zurückkehren können. Lendl war 34 Jahre alt und hatte alles erreicht. Bis auf den Titel beim altehrwürdigen Turnier in Wimbledon. Dort hatte ihm 1986 Becker im Weg gestanden, 1987 scheiterte er an Pat Cash. Keine Chance, kein Satzgewinn – der typische Serve-and-Volley-Stil auf Rasen lag Lendl nicht. Er wäre aber nicht der bekannte Kämpfer, hätte er sich den Pokal nicht doch noch gesichert.
Nachdem von Lendl jahrelang nur wenig zu sehen war – der fünffache Familienvater zog sich mit der Familie nach Connecticut zurück und entwickelte eine Leidenschaft für den Golfsport – kehrte er 2012 ins Rampenlicht zurück. Fortan betreute er den Briten Andy Murray. Zwei Olympiasiege, zwei Wimbledon-Triumphe und ein Titel bei den US Open, so die Erfolgsbilanz. Besonders die mentale Stärke, die auch Lendl ausgezeichnet hatte, verhalf Murray auf Augenhöhe zu kommen mit Stars wie Roger Federer und Rafael Nadal.
Ivan Lendl wird 60: Vergiftete Zusammenarbeit mit Zverev
Einfach war das Verhältnis zu seinem Schützling nie. Zur Trennung der beiden Ende 2017 meinte Murray dennoch: „Wir haben zusammen große Erfolge gefeiert und als Team viel voneinander gelernt.“ Vergiftet war das Klima dann schnell zwischen Lendl und Deutschlands stärkstem Tennisspieler Alexander Zverev. Der Wahl-Amerikaner fungierte als Teilzeit-Coach Zverevs und musste sich von ihm harte öffentliche Kritik anhören. Unter anderem interessiere sich Lendl zuvorderst für „Golf und seinen kleinen Hund“, so der Vorwurf. Im Sommer 2019 endete die Zusammenarbeit.
Ob Lendl, der am Samstag seinen 60. Geburtstag feiert, „immer sehr lustig“ war, wie es Karbacher sagt, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen. Einen Satz von Karbacher könnten aber wohl fast alle, die Lendl kennen, unterschreiben: „Ich hatte immer sehr, sehr hohen Respekt vor ihm.“
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