Kein "Larifari" gegen Uruguay - Löw liegt flach

"Der Kopf braucht eine Pause. Aber wir müssen uns strecken und können nicht mit einer Larifari-Einstellung ins Spiel gehen", mahnte Jungstar Thomas Müller vor dem Spiel um Platz drei gegen Uruguay. Der letzte Eindruck bleibt, "und es gibt auch eine Medaille", betonte Teammanager Oliver Bierhoff vor dem letzten Kraftakt am Samstag in Port Elizabeth und appellierte ans Team: "Es ist besser zu sagen, man ist Dritter geworden, als im Halbfinale ausgeschieden zu sein."

Immerhin sind die Deutschen fast schon Spezialisten für das bei Trainern und Spielern so unbeliebte "kleine Finale". Zum fünften Mal spielt eine DFB-Auswahl um Platz drei: Drei Siege gab es; neben 1934 und 2006 sogar einer gegen Uruguay 1970 in Mexiko (1:0). Nur 1958 in Schweden setzte es eine 3:6-Schlappe gegen Frankreich. Auch Löw übermittelte vom Krankenbett nochmals seine Vorgabe: "Ziel ist jetzt, das letzte Spiel zu gewinnen und Dritter zu werden."

Seine Zukunftspläne bleiben für ihn "Thema nach dem Turnier", auch wenn sein Weitermachen bis 2012 für einige schon fix ist und DFB-Boss Theo Zwanziger sein Werben immer intensiver und fordernder betreibt.

Das Abschlusstraining musste Löws Assistent Hansi Flick leiten, auch bei der letzten Pressekonferenz in Port Elizabeth vertrat der Co-Trainer den Chef. Während Uruguays Trainer Oscar Tabárez überraschend seine komplette Startelf öffentlich bekanntgab, mauerte Flick und gab nicht einen Namen preis. Dafür gibt es viele Fragezeichen. Neben Löw hat auch Kapitän Philipp Lahm und Lukas Podolski ein grippaler Infekt erwischt, wenn auch weniger schlimm.

Torjäger Miroslav Klose konnte wegen Rückenproblemen nur eine Laufeinheit bestreiten. "Wir hoffen, dass er einsatzfähig ist. Zu hundert Prozent wissen wir es nicht", sagte Flick. Torhüter Tim Wiese, dem Löw das WM-Debüt schenken wollte, plagt eine Schleimbeutel-Entzündung im Knie. "Eher problematisch" sei ein Einsatz des Bremers, sagte Flick. Bei Löw ist Bierhoff dagegen "guter Dinge, dass er mit vollen Kräften an der Bank stehen wird". Bei den angeschlagenen Akteuren will man "kein großes Risiko eingehen". Erwogen wird ohnehin, auch Reservisten für ihren Trainingseifer in der WM-Vorbereitung und beim Turnier zu belohnen.

"2006 hat sich gezeigt, dass es nach einem kurzen Spannungsabfall besser ist, frische Kräfte zu bringen", erinnerte Bierhoff an das 3:1 gegen Portugal in Stuttgart, als vier Tage nach dem harten Halbfinal-K.o. gegen Italien Oliver Kahn, Jens Nowotny und Marcell Jansen neu in die Startelf rückten. "Wir legen großen Wert darauf, dass wir das Spiel ernsthaft angehen", beteuerte Bierhoff.

"Wir wollen sicher dieses Spiel nicht herschenken", versprach Torjäger Klose den schwarz-rot-goldenen Fans in der Heimat, die noch eine letzte WM-Party feiern sollen: "Aber es ist halt nur das kleine Finale." Die "Urus" um den starken Anführer und Torjäger Diego Forlán werden heiß sein, warnte Müller: "Sie sind hinten ziemlich geordnet, im Mittelfeld aggressiv und vorne mit Forlán und Suárez gefährlich."

Immerhin: Wie Trauerklöße schlichen die deutschen Spieler nicht über den Trainingsplatz. Es wurde sogar schon wieder geflachst. Und persönliche Ziele werden eine Hauptrolle im Nelson Mandela Bay Stadion spielen. Klose möchte in seinem 20. und letzten WM-Spiel mindestens ein Tor erzielen und mit Treffer Nummer 15 mit dem Brasilianer Ronaldo in der ewigen WM-Schützenliste gleichziehen. "Es ist der Wunsch von Miroslav, noch weiter vorzurücken", berichtete Bierhoff. Die Teamkollegen wollen dem 32-Jährigen unbedingt Bälle auflegen, sogar Elfmeter dürfte Klose schießen. "Wenn Miro sich sicher fühlt, kann er es machen", berichtete Flick.

Klose und Shooting Star Müller können als vierfache Torschützen auch noch die jeweils fünfmal erfolgreichen Final-Kontrahenten Wesley Sneijder (Niederlande) und David Villa (Spanien) im Kampf um die Torjäger-Krone übertreffen. Der 20-jährige Müller steht zudem bei der Kür zum Jungstar des Turniers zur Wahl. "Das ist eine kleine Ehre, aber der WM-Titel wäre mir im Endeffekt wichtiger gewesen", sagte der Münchner. Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil sind bei der Wahl der besten WM-Spieler nominiert. "Ich gönne es beiden", sagte Bierhoff.

Der Manager zog schon vor dem letzten Auftritt ein begeistertes WM-Fazit. Man sei ein "optimaler Botschafter" im Ausland gewesen: "Wir haben es geschafft, ein neues Bild von Deutschland zu schaffen, nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich", sagte Bierhoff: "Gewinner ist für mich das Team. Und Jogi, dessen Standfestigkeit und Linie Erfolg hat. Das war eine Meisterleistung."

Allerdings fehlt das i-Tüpfelchen, der 4. Stern für Deutschland. Den neuen Weltmeister - Spanien oder Holland - müssen Löw & Co. am Sonntagabend wenigstens nicht jubeln sehen, weil man zur Finalzeit im Airbus 380 auf dem mehr als zehnstündigen Rückflug nach Deutschland sein wird. "Ich glaube, dass es keinem schwerfällt, das Spiel nicht zu sehen", meinte Bierhoff: "Das wäre nochmal ein kleiner Schmerz."