Klitschko demontiert Peter: Der Nächste, bitte!
Frankfurt (dpa) - Noch nie hat Wladimir Klitschko einen größeren Jubelsturm ausgelöst als bei seinem K.o.-Sieg über Samuel Peter. 43 000 Zuschauer in der Frankfurter Commerzbank-Arena explodierten geradezu, als der Box-Weltmeister den Herausforderer in der zehnten Runde zu Boden katapultierte.
Klitschko ist weiterhin Weltmeister von IBF und WBO und schraubte seine Bilanz damit auf 55 Siege und 49 K.o. "Ich boxe gern. Es ist das, was ich im Leben am besten kann", lautete das Fazit des Champions aus der Ukraine, den 9,7 Millionen TV- Zuschauer bei RTL sahen. Was als technischer K.o. in die Wertung einging, weil der amerikanische Ringrichter den Kampf noch während des Sturzfluges von Peter abbrach, war eigentlich ein lupenreiner K.o. Denn der Unparteiische hätte den 30-Jährigen mehrfach in Zeitlupentempo auszählen können: Nach dem ersten Knockout seiner Profi-Karriere rührte sich der "Nigerianische Alptraum", wie sich der 109-Kilo- Brocken selbst nennt, knapp zwei Minuten nicht mehr.
Der kompakte und trotz Abmagerungskur übergewichtige Nigerianer war danach derart aus der Spur, dass er nicht mehr zur abschließenden Pressekonferenz erschien. An seinen markigen Worten, er werde Klitschko spätestens in der sechsten Runde auf die Bretter befördern und für sein unattraktives Mädchenboxen bestrafen, hatte er sich verschluckt. In keiner Phase war der zwölf Zentimeter kleinere Herausforderer Klitschko gewachsen. Permanent drosch der Champion Peter seine Linke und erstmals in nie gesehener Häufigkeit auch seine hammerharte Rechte an den Kopf, so dass dieser mehrfach durch den Ring schwankte.
"Klitschko hat gezeigt, dass er der Beste der Welt ist", befand Peter-Manager Ivaylo Gotzev kleinlaut. Fünf Jahre zuvor hatte Wladimir bereits nach Punkten gegen Peter gewonnen, doch der Nigerianer schlug ihn dabei dreimal zu Boden. "Ich habe die Geschichte vor fünf Jahren nicht vergessen", berichtete der 34- jährige Ukrainer, der vom gegnerischen Lager als Todgeweihter verspottet worden war.
Es gab aber nicht nur Jubelstürme. Pfeifkonzerte hallten mehrfach durch das überdachte Fußballstadion. Grund: Beide Akteure klammerten und rangelten derart häufig, dass flüssiges Boxen nie zustande kam. Klitschko war das egal. "Das war Teil unserer Taktik", erläuterte er. "Ich wollte nicht weglaufen."
Dem Weltmeister behagt ganz und gar nicht, wenn ein Rivale ihn unter Druck setzt. Im Rückwärtsgang ist Klitschko verwundbar. Die Niederlagen gegen Corrie Sanders (2003) und Lamon Brewster (2004) sowie der Fast-K.o. gegen Peter (2005) sind dem Sportwissenschaftler eine bleibende Lehre. Seine schier unbezwingbare Stärke liegt im Distanz-Boxen. Weil sich Peter aber permanent im Vorwärtsgang durch den Ring walzte, drückte ihn Klitschko an seine breite Brust und beraubte ihn so seiner Gefährlichkeit. "Wenn ein Schlag auf meinem Glaskinn gelandet wäre, wäre es zerbrochen", meinte er lächelnd.
Wer als nächstes Opfer vorgeführt werden soll, ist noch nicht entschieden. Der "kleine Klitschko" will am 4. oder 11. Dezember in Deutschland wieder in den Ring klettern; Bruder Vitali ist schon am 16. Oktober in Hamburg gegen den Amerikaner Shannon Briggs dran. Klitschko-Trainer Emanuel Steward sieht das Schwergewicht in einem Dilemma wie noch nie: "Er gibt die Klitschkos und nur die Klitschkos. Und es gibt den Rest."
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