Bewegende Trauerfeier für Augsburger Kanutrainer Stefan Henze
Augsburger Sportler trauern in Leipzig um den in Rio verstorbenen Kanutrainer Stefan Henze. Gegen den Taxifahrer wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Tief bewegt haben Angehörige, Freunde und Sportler gestern Nachmittag Abschied von Stefan Henze genommen. Sie gedachten dem bei einem Verkehrsunfall während der Olympischen Spiele verstorbenen 35-jährigen Kanutrainer während einer Trauerfeier auf dem Südfriedhof in Leipzig und der anschließenden Urnenbestattung in Markkleeberg.
Auch eine Abordnung aus Augsburg, wo Henze zuletzt wohnte und als Kanu-Trainer arbeitete, war unter den Trauergästen. Darunter alle drei Olympia-Kanuten aus Augsburg: Melanie Pfeifer, die mit Henze nicht nur ihren Heimtrainer, sondern auch einen guten Freund verloren hat, sowie Hannes Aigner und Sideris Tasiadis.
Unfall passierte auf dem Weg ins Olympische Dorf
„Das einzige Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir ungefragt weggehen und Abschied nehmen müssen“ – so versuchten die Angehörigen in der Traueranzeige das erschütternde Geschehen in Worte zu fassen. Am 12. August war Stefan Henze mit seinem Kollegen Christian Käding in Rio de Janeiro in ein Taxi gestiegen, um ins Olympische Dorf zurückzufahren. Das Fahrzeug kam von der Straße ab und prallte gegen eine Mauer. Käding und der Taxifahrer wurden nur leicht verletzt, Henze erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Noch in derselben Nacht wurde der Kanutrainer in einer Spezialklinik notoperiert. Drei Tage später erlag er seinen Verletzungen.
Entsprechend erschüttert waren die Gäste der Trauerfeier. Horst Woppowa, Vorsitzender der Kanu Schwaben Augsburg rang um Worte, als er berichtete: „Alle waren still, betroffen und sehr bewegt. Es ist furchtbar, dass das einem jungen Menschen während einer solchen Sportveranstaltung passiert.“ Mit klassischer Musik wurde die rund einstündige Trauerfeier untermalt, darunter „Die Moldau“ von Bedrich Smetana als besondere Hommage an Henzes Liebe zum Wasser und zu seiner Leidenschaft für den Kanusport.
Taxifahrer soll Schuld am Unfall sein
Unterdessen hat die Polizei die Ermittlungsarbeiten abgeschlossen. Laut Berichten der Zeitung O Globo gibt die Polizei dem Taxifahrer die Schuld an dem tödlichen Unfall. Er habe das Auto dem Bericht nach nur gegen eine Mauer gelenkt, weil er die Verkehrsregeln nicht befolgte. Deshalb habe die brasilianische Justiz laut O Globo ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen den Taxifahrer eröffnet, der der Polizei zufolge zum Zeitpunkt des Unfalls keinen Alkohol getrunken hatte. Henzes Familie war nach seinem tragischen Unfall sofort nach Rio gereist und hat nach seinem Tod entschieden, die Organe des Hallenser Kanutrainers zu spenden. So rettete der mit 35 Jahren verstorbene Henze nach seinem Tod noch vier Menschen das Leben.
Stefan Henze war zu seiner aktiven Zeit einer der weltbesten Canadierfahrer. Zusammen mit Marcus Becker startete er im Zweier für den BSV Halle an der Saale, trainierte aber bei Bundestrainer Jürgen Köhler am Augsburger Leistungszentrum. Die Zusammenarbeit war äußerst erfolgreich. Becker/Henze gewannen 2003 die WM und Silber bei Olympia 2004 in Athen. dpa, AZ
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