Goldene Reiter
Deutsche Equipe wird in Augsburg Europameister. Am Sonntag geht es bei der „Americana“ um die Titel im Einzel
Augsburg Ein paar Stunden lang fühlten sich die deutschen Westernreiter wie auf einem schwankenden Schiff: „Das Boot ist leckgeschlagen, aber wir sind noch nicht untergegangen“, kommentierte Bundestrainer Kay Wienrich die zwischenzeitlich recht angespannte Lage im Kampf um den Europameistertitel bei der „Americana“, dem größten europäischen Westernreitturnier in Augsburg. Erstmals wurde dort um die Krone im Reining, der Westerndressur, geritten.
Dass die Deutschen am Donnerstag weit nach Mitternacht wieder sicher auf dem Boden standen und dazu noch die Goldmedaillen um den Hals hängen hatten, hatten sie ihren beiden Schlussreitern Alexander Ripper und Grischa Ludwig zu verdanken. Mit zwei herausragenden Vorstellungen unter den 40 Reitern aus zehn Nationen manövrierten sie ihr Team mit einem hauchdünnen Vorsprung auf Platz eins (659 Punkte) vor Italien (655,5) und Österreich (655). Die hatten mit Rudi Kronsteiner den überragenden Reiter des Wettkampfs im Team (223 Punkte), der sich auch am Sonntagnachmittag beste Chancen auf den Einzeltitel ausrechnen kann.
Die ersten beiden deutschen Starter zu Beginn des fünfstündigen Reining-Wettbewerbs leisteten sich Schnitzer: Volker Schmitt ließ mit einem verpatzten fliegenden Galoppwechsel Punkte liegen und das neu zusammengestellte Paar, die gebürtige Starnbergerin Silvia Rzepka und der hocherfolgreiche Hengst Hot Smokin Chex von Grischa Ludwig, bekamen ebenfalls Abstimmungsprobleme in den Galoppwechseln und Spins (schnelle Drehungen). Mit 194 Punkten lieferten sie das Streichergebnis.
Doch auf den deutschen Meister Ripper („Ich reite am liebsten, wenn Druck da ist“) war Verlass. Mit „Walter“, wie er seinen Quarter-Horse-Hengst Wild At The Bar, liebevoll nennt, heimste er mit 222,50 Punkten das zweitbeste Ergebnis ein – einen Punkt besser als Grischa Ludwig, der auf dem erst sechsjährigen Custom Del Cielo den EM-Sieg perfekt machte. Da war auch die kleine Schrecksekunde schnell vergessen, als der Hengst im rasanten Galopp kurz stolperte. „Das Pferd war einfach hervorragend. Er hatte Mühe mit dem Boden, aber er ist ein richtiger Kämpfer“, lobte Ludwig seinen Partner. Als klar war, dass sein Ergebnis für den dritten EM-Titel reichen würde, fielen sich die deutschen Reiter jubelnd in die Arme und Bundestrainer Wienrich öffnete die erste Sektflasche. „Als wir leckgeschlagen waren, haben wir alle zusammen ein bisschen schneller gerudert“, lautete Wienrichs augenzwinkernde Erklärung für das Happy End. Eines, das allerdings nicht zu lange gefeiert werden durfte. „Wir müssen uns sofort auf die Einzel-Titel am Sonntag konzentrieren“, mahnte der Bundestrainer. Dafür haben sich neben Ripper, Ludwig und Schmitt auch die deutschen Einzelreiter Mona Dörr (216 Punkte) und Steffen Breug (215 Punkte) qualifiziert.
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