Die Darts-WM ist zu Ende - und war ein Spektakel mit Misstönen
Der Schotte Peter Wright ist neuer Weltmeister. Der Umgang mit dem Coronavirus und einer ausverkauften Halle hat aber einen Schatten auf das Turnier geworfen.
Am Ende gab es noch mal ein großes Drama. Während der frisch gekürte Darts-Weltmeister Peter Wright noch auf der Bühne im Interview sprach, gab sein Gegner Michael Smith ein Bild des Jammers ab. Den Kopf gegen die Darts-Scheibe gelehnt, flossen Tränen bei dem Engländer.
Zum zweiten Mal hatte der 31-Jährige das Finale der Darts-WM verloren und flüchtete sich nach dem 5:7 gegen Wright in Sarkasmus: Im Vergleich zu seiner 3:7-Niederlage gegen den Niederländer Michael van Gerwen habe er immerhin zwei Sätze mehr gewonnen. Die 200.000 Pfund (etwa 238.000 Euro) Prämie sollten ihn über den ersten Schmerz trösten – ebenso wie der Umstand, dass er einen Rekord aufgestellt hatte. 83 Mal gelang es ihm, die Maximalpunktzahl von 180 Punkten zu schaffen. Es war ein Ausgang, wie ihn sich der Weltverband PDC wohl erträumt haben dürfte – und doch lag ein Schatten auf dieser WM.
Jedes Match bei der Darts-WM war mit 3000 Fans ausverkauft
Denn die PDC stand wegen des Umgangs mit der Corona-Lage von Beginn an in der Kritik. Während die Omikron-Variante die Inzidenzen in Großbritannien und vor allem in der Hauptstadt London explodieren ließ, war bei der Darts-WM vieles beim Alten: 3000 Bier trinkende und verkleidete Gäste, die nach den 3G-Regeln Einlass bekommen hatten, sorgten für eine Bierzeltstimmung. Maskenpflicht gab es nur, sofern man in der Halle unterwegs war – dass sich das Publikum auch an diese nicht immer hielt, war auf den TV-Bildern zu sehen, die auch sonst für deutsche Augen recht gewöhnungsbedürftig waren.
Michael van Gerwen tobte: "Corona-Bombe"
Tatsächlich gelang es nur bedingt, das Virus von der Veranstaltungshalle Alexandra Palace fernzuhalten. Die Ex-Weltmeister Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld sowie der Halbfinalist des Vorjahres, Dave Chisnall, schieden per positiven Corona-Befund aus, was van Gerwen zum Poltern brachte. Er kritisierte die unzureichenden Regeln sowie die vernachlässigten Kontrollen und sprach von einer "großen Corona-Bombe". Bis jetzt sind keine größeren Infektionswellen auf die Veranstaltungen der Darts-WM zurückzuführen.
Angesichts der Inkubationszeit des Virus kann das aber noch kommen. Der deutsche Darts-Profi Florian Hempel hat den Weltverband PDC für dessen Corona-Hygienekonzept hingegen verteidigt. "Ich persönlich habe mich sehr sicher gefühlt. Die PDC hat für uns Spieler sehr strikte Maßnahmen gehabt, das wurde auch wirklich sehr streng kontrolliert", sagte der 31-Jährige im ARD-Morgenmagazin. Die PDC gab sich im Laufe des Turniers immer zugeknöpfter.
Bei Sport1 sahen bis zu zwei Millionen Fans zu
Der Begeisterung der deutschen Sportfans haben die Querelen aber keinen Abbruch getan: Sport1 hat mit dem Finale die zweitbeste Darts-Quote in der Geschichte erzielt. Wie der Sender mitteilte, sahen das Match am Montagabend durchschnittlich 1,64 Millionen Zuschauer. In der Spitze waren es bis zu zwei Millionen Zuschauer. Dies bedeutet einen Marktanteil von 6,9 Prozent. Mehr waren es nur beim WM-Finale 2018, als Rekord-Champion Phil Taylor sein letztes Spiel bestritt und gegen Rob Cross verlor. Durchschnittlich schalteten 530.000 Zuschauer ein.
Während das Turnier für die deutschen Starter eher enttäuschend verlief – keiner der vier deutschen Profis schaffte es über die 3. Runde – zeigte Weltmeister Peter Wright eine beeindruckende Leistung und holte sich zum zweiten Mal nach 2020 den Titel. Der 51-Jährige steht nun in der Weltrangliste nur noch knapp hinter Ex-Champ Gerwyn Price und erhält eine Prämie von 500.000 Pfund (knapp 600.000 Euro). Für Wright, der mit seinem Irokesenschnitt und den knallbunten Klamotten auffällt, ist es die Fortführung eines Märchens. Wenn ihn seine Frau Joanne, die ihm die Frisuren schneidet und die Kleidung schneidert, nicht vor einigen Jahren von seinem Karriereende abgehalten hätte, hätte es den Weltmeister "Snakebite" nie gegeben.
Für Peter Wright setzt sich ein Märchen fort
Bis 2007 trat er mehr als Hobby an die Scheibe – bis ihn seine Frau dazu ermunterte, seinem Traum noch eine letzte Chance zu geben. Wright, der aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt und dessen Mutter mit dem damals Fünfjährigen aus der Nähe von Edinburgh nach London zog, glaubte selbst nicht an sich. Sein Leben war geprägt von Selbstzweifeln, das Geld immer knapp. Weil er sich keine Dartscheibe leisten konnte, warf er Pfeile auf eine Zielscheibe, die er auf Bäume gemalt hatte. Sieht so der Weg eines Profi-Spielers aus? Joanne sagte dazu: "Er hatte nie jemanden, der an ihn geglaubt hat. Jeder hat ihn kleingemacht. Er war zu schüchtern, um dagegenzuhalten."
Am Montag zeigte Wright Mitgefühl für den am Boden zerstörten Smith – und freute sich zugleich über das Wiedersehen mit der überdimensionierten Sid Waddell Trophy, die er nun zum zweiten Mal gewonnen hat: "Sie ist zurück. Das ist meine Lady." (mit dpa)
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Mißtöne? Es denken halt nicht alle so kleinkariert wie die deutschen Corona-Versteher. Seltsam - beim deutschen Profifußball, wo kaum ein Tag ohne mindesterns eine Infektion vergeht, scheint alles Besterns.