Doug Shedden: „Die Bank ist gestorben“
Die Panther stecken schon früh in der Saison in der Krise. Und wer genau hinhört, der erlebt noch relativ ruhige Spieler, aber einen ziemlich resignierten Trainer. Am Sonntag kommt Meister Mannheim
Es gibt noch viel zu reden für Doug Shedden an diesem gebrauchten Donnerstagabend. Zunächst einmal mit Sportdirektor Larry Mitchell. Die beiden Kanadier setzten sich, so erzählt es der Trainer später, kurz nach der 4:7-Heimniederlage gegen RedBull München zusammen, gingen die Leistungen ihrer einzelnen Spieler durch und stießen auf „nicht viele Minusse“. Dann mit Gästetrainer Don Jackson. Panther-Coach Shedden bewahrt die Fassung, gestikuliert, tätschelt Jackson auf die Schulter. Ein typischer „Smalltalk“ unter Trainer-Haudegen. Shedden atmet tief durch, kommt zur obligatorischen Journalistenrunde nach dem Spiel – und sagt erst einmal das einschlägige „F-Wort“, das sich auf den Ex-Ingolstädter Brandon Buck reimt.
Shedden legt los: „Nach 40 Minuten dachte ich: Kann doch nicht sein, dass es unentschieden steht! Wir hatten mehr Chancen als sie, haben mit 3:1 geführt, mit 4:2. Wie zur Hölle haben wir sieben Tore zugelassen?“ Die Antwort gibt er sich dann selbst: „Wir haben schlechte Strafen gezogen, vor allem vor dem zweiten Gegentor.“ Gemeint ist der unnötig hakende Darin Olver. „Das gibt einem sehr guten Team einfach das Momentum.“
Und was passiert, wenn ein Meisterschaftskandidat eben jenes Momentum bekommt von „einer Mannschaft, die komplett verunsichert ist“ (Jochen Reimer), das bekam der ERCI-Goalie an diesem Abend selbst zu spüren. Sieben Mal schlug es hinter ihm ein. Schon wieder hatte sich die Ingolstädter Abwehr selbst zerlegt. Mit mangelhafter Rückwärtsbewegung. Mit Stellungsfehlern im eigenen Slot. Mit einem Torhüter, der hält, was er halten muss, aber mehr auch nicht. 17 Gegentore in drei Heimspielen. Nur einmal in fünf Partien weniger als vier Treffer des Gegners zugelassen. Könnten Statistiken boxen, müsste man in der ERCI-Kabine vorsichtshalber das ein oder andere Kopfpolster verteilen. „Das ist einfach verrückt, viel zu viele Gegentore“, sagt Shedden zu den Defensiv-Problemen. „Wir haben einen Elefanten im Raum. Aber man will da nicht zu oft drauf zeigen, um die Spieler nicht noch zusätzlich zu verunsichern.“ Und dann sagt er noch eine Sache, die aber in der Tat verunsichert: „Nach dem 4:5 von München ist die Bank gestorben. Natürlich versucht man als Trainer dann immer, sie wachzuschreien. Aber heutzutage müssen wir mit anderen Spielertypen umgehen. Das sind ’Millennials’. Die sprechen nicht viel, sind keine Cheerleader auf der Bank. Da reden die Trainer und vielleicht noch Verteidiger Colton Jobke. Aber das ist bei vielen Teams genau so.“
Sein Stürmer Brett Olson, der bei der Niederlage gegen München noch zu den Besten zählte, formuliert es ein wenig anders: „Es ist frustrierend, aber wir haben auf der Bank die Ruhe behalten. Die Saison ist noch jung, wir sind alle Profis. Kein Grund zur Panik.“ Mentale Fehler seien das Problem, erklärt der Center. „Wir müssen da in gewissen Situationen einfach klüger sein. Wenn wir das rausgebügelt kriegen, sind wir gut dabei.“ Sagt auch Tim Wohlgemuth: „Statistisch schaut das natürlich echt übel aus. Aber so schlimm war es gar nicht. Keiner von uns zweifelt am vorgegebenen System.“
Und so bleibt an diesem Abend – kurz vor dem Aufeinandertreffen am Sonntag (16.30 Uhr in der Saturn-Arena) mit Meister Mannheim, der „auch noch Schwierigkeiten hat“ (Wohlgemuth), Shedden der größte Zweifler. „Es wird eine schlaflose Nacht für mich“, gesteht er. Im Geiste zu bereden gibt es viel: Die Olver-Reihe gefällt ihm nicht. Colin Smith und Kris Foucault bringen gemeinsam nicht viel zustande. Gut möglich, dass es gegen die Adler eine andere Mannschaft auf dem Eis zu sehen gibt. Zumindest in Sachen Aufstellung.
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