Freude ja, Euphorie nein
Trotz des deutlichen Auftaktsiegs im Play-off-Viertelfinale bei den Kölner Haien hebt im Panther-Lager keiner ab. Wie Torhüter Jochen Reimer die Lage einschätzt
Auch wenn Tim Wohlgemuth wenige Minuten nach dem erfolgreichen Auftakt des ERC Ingolstadt in das Play-off-Viertelfinale bei den Kölner Haien (6:2) die Kapuze tief über seinen Kopf gezogen hatte, war ihm der Stolz deutlich anzusehen. Zum einen hatten seine Panther mit einem konzentrierten und überzeugenden Auftritt den Rheinländern soeben das Heimrecht geklaut. Zum anderen gelang dem 19-Jährigen auch noch der erste DEL-Play-off-Treffer in seiner Karriere.
Nachdem Haie-Schlussmann Gustaf Wesslau in der 24. Minute einen Schuss von Verteidiger Sean Sullivan nur nach vorne abwehren konnte, stand Wohlgemuth, der zusammen mit Darin Olver und Joachim Ramoser eine prima harmonierende Sturmreihe bildete, goldrichtig und traf zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung. „Viel machen musste ich bei diesem Tor eigentlich nicht. Ich bin einfach richtig gestanden und musste die Scheibe praktisch nur noch ins leere Gehäuse schieben“, berichtet Wohlgemuth, der „einfach nur froh war, dass ich mit diesem Treffer einen Teil zu diesem Erfolg beitragen konnte“.
Zweifelsohne eine wohltuend zurückhaltende Analyse des jungen Angreifers, der sich diesbezüglich in die Aussagen seiner Teamkollegen nahtlos einreihte. Denn trotz des am Ende deutlichen Auftaktsieges war von allzu großer Euphorie am späten Dienstagabend im Panther-Lager keine Spur. Im Gegenteil. „Im Grunde war es auch nur ein Sieg - nicht mehr und nicht weniger“, meinte Torhüter Jochen Reimer und fügte hinzu: „In den Play-offs ist es völlig egal, ob du mit 1:0 oder 6:2 gewinnst. Natürlich ist es positiv, dass wir den Haien das Heimrecht geklaut haben. Aber wir sind uns alle bewusst, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor uns liegt – zumal dieser Erfolg sicherlich auch etwas zu hoch ausgefallen ist.“
Dem ERCI-Schlussmann, der im ersten Duell mit den Haien gegenüber Timo Pielmeier den Vorzug erhalten hatte (Trainer Doug Shedden: „Sämtliche Statistiken hatten im Vorfeld für Joker gesprochen. Hätte ich Timo aufgeboten und es wäre dann schiefgegangen, hätte ich mir in den Hintern gebissen.“), war freilich nicht entgangen, dass seine Vorderleute durchaus die eine oder andere überaus kritische Situation zu überstehen hatten. So hätten die Hausherren in ihrer stürmischen Drangphase zu Beginn dieser Partie in Führung gehen können beziehungsweise müssen. Und auch zur Mitte dieser Partie, als der KEC innerhalb kurzer Zeit aus einem Drei-Tore-Rückstand ein 2:3 gemacht hatte, wankten die Oberbayern bedenklich. Doch Reimer selbst bewahrte seine Mannschaft mehrfach vor Schlimmerem. „Auch wenn wir insgesamt betrachtet ein sehr gutes Auswärtsmatch abgeliefert haben, hatten wir sicherlich in einigen Momenten auch das Glück auf unserer Seite. Von dem her ist uns allen bewusst, wie schwer die Aufgabe Köln ist und noch wird.“
Dass die Panther in der Schlussphase nicht noch weiter zittern mussten, daran hatte freilich Thomas Greilinger entscheidenden Anteil. Der neben dem jetzigen Kölner Alexander Oblinger einzige Meister-Panther auf dem Eis zog den Haien schließlich in der 43. Minute endgültig den Zahn. Exakt fünf Sekunden vor Ablauf einer vierminütigen Strafe gegen Verteidiger Simon Depres zimmerte der 37-Jährige die Scheibe zur 4:2-Führung in den KEC-Kasten.
„Keine Frage, dieser Treffer war extrem wichtig und hat dem Gegner richtig wehgetan“, wusste auch Doug Shedden, der seiner Truppe mit Ausnahme der „ersten zehn Minuten, die mir nicht so gut gefallen haben, eine hervorragende Teamleistung“ bestätigte. Von allzu großer Euphorie war aber auch der 57-jährige Ingolstädter Headcoach an diesem Abend meilenweit entfernt. „Gerade in den Play-offs ist es wichtig, den mentalen Mittelweg zu finden. Bei einem Sieg darf man nicht abheben beziehungsweise bei einer Niederlage nicht in den Boden versinken“, so Shedden. Sprach’s und verschwand mit seinem „Pokerface“ im Kabinentrakt der Lanxess-Arena...
Personal
Angreifer Joachim Ramoser wird den Ingolstädter Panthern am Freitag im ersten Heimspiel gegen Köln fehlen. Der 24-jährige gebürtige Bozener mit deutschem Pass zog sich bei einem Frust-Faustschlag von Haie-Kapitän Moritz Müller eine nicht näher definierte Verletzung zu.
Kartensituation für das erste Panther-Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr)
Bis zum Spätnachmittag des Mittwochs gab es lediglich in den Blöcken A und M noch insgesamt 150 Tickets. „Sobald diese verkauft sind, werden wir im Gäste-Bereich noch zusätzliche Plätze für Ingolstädter Fans freischlagen“, erklärt Ticketing-Manager Nicholas Rausch. Ab Donnerstagnachmittag dürften diese Karten dann ebenfalls in den Verkauf gehen.
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