FCA-Interimstrainer Strobl: Von Klopp und Nagelsmann etwas abgeschaut
Tobias Strobl ist Interimstrainer beim FCA. Tätig war der 35-Jährige bislang im Amateurfußball und der vierten Liga, ausgebildet ist der Augsburger U23-Coach allerdings für höhere Aufgaben.
Im Internet ist die Verwirrung groß. Warum wird Tobias Strobl denn jetzt der Übergangstrainer des FC Augsburg? Nach der vergangenen Spielzeit hatte der Fußball-Bundesligist dem 33-jährigen Mittelfeldspieler keinen neuen Vertrag gegeben, jetzt soll er nach dem Aus von Trainer Enrico Maaßen plötzlich weiterhelfen? Die Auflösung: Nein, der ehemalige FCA-Profi wird beim FC Augsburg keine tragende Rolle mehr einnehmen. Interimscoach wird nämlich der ältere Strobl, 35 Jahre alt, bisher Trainer der U23 in der viertklassigen Regionalliga Bayern.
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Im Wortsinn über Nacht ist er - zumindest vorübergehend - Bundesligatrainer geworden. Am Montagabend war Maaßen, 39, von Sportdirektor Marinko Jurendic und Geschäftsführer Michael Ströll mitgeteilt worden, dass er von seinen Aufgaben entbunden wird. Am Dienstagmorgen leitete Strobl erstmals eine Übungseinheit mit den Profis auf den Trainingsplätzen nahe der Arena. Für den Nachmittag, um 15 Uhr, war die zweite Einheit angesetzt. Seine Tätigkeit als Trainer der U23 soll so lange ruhen, bis der FCA einen aus seiner Sicht passenden Nachfolger für Maaßen gefunden hat. In der Reserve wird interimsmäßig Co-Trainer Felix Kling die Kommandos geben.
Strobl war begeistert von einem Vortrag von Julian Nagelsmann
Strobl hatte im Sommer 2022 die Stelle im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) angetreten und einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Er folgte auf Sepp Steinberger, der den FCA II am Saisonende verlassen musste. Steinberger wäre gerne als Trainer in der Paul-Renz-Akademie geblieben, die sportliche Leitung um deren Chef Claus Schromm hatte indes andere Vorstellungen. Diese sollte Strobl umsetzen. In der Regionalliga wies er am Saisonende mit seinem talentierten Team eine ausgeglichene Bilanz vor: 16 Siege, 6 Unentschieden, 16 Niederlagen. Mit 54 Punkten beendete der FCA die Runde als Tabellen-Zehnter. Die aktuelle Spielzeit verläuft durchwachsen, mit 15 Punkten in 13 Spielen steht der Profiunterbau einen Zähler vor den Relegationsplätzen.
Während seiner ersten FCA-Saison absolvierte Strobl parallel an der Sportschule Hennef bei Bonn den Pro-Lizenz-Lehrgang. Im Zeitraum von 13 Monaten waren unterschiedliche Leistungsnachweise zu erbringen, ehe er als einer von 16 Lehrgangs-Teilnehmern die höchste Lizenzstufe im deutschen Trainerwesen erlangte. Für Strobl eine prägende Zeit, in der er eindrückliche Erfahrungen sammelte. Begeistert zeigte er sich von einem Vortrag von Julian Nagelsmann. Während der Fußball-EM der Frauen besuchte die DFB-Gruppe den FC Liverpool und dessen Startrainer Jürgen Klopp. Für Strobl im Nachgang der Höhepunkt seiner Ausbildung. Einen Tag lang gab Klopp Einblicke, außerdem waren Strobl und seine Kollegen zweimal bei Trainingseinheiten der Profis dabei, lernten die Jugendakademie kennen und hatten ein langes Treffen mit Klopps Co-Trainern sowie dem Videoanalysten.
Tobias Strobl durfte sechs Wochen mit Enrico Maaßen arbeiten
Strobl kommt in der aktuellen Situation zugute, dass ihm die Abläufe in der Profimannschaft geläufig sind und er die Spieler kennt. Im Rahmen seiner Fußballlehrer-Ausbildung machte er von einer Ausnahmegenehmigung gebrauch: Weil er zu Beginn seiner DFB-Ausbildung noch beim 1. FC Schweinfurt unter Vertrag stand und neu in Augsburg war, durfte er im eigenen Haus hospitieren. Strobl war sechs Wochen lang Teil des Trainerteams, arbeitete mit Maaßen vertrauensvoll zusammen und war in der Kabine der Profimannschaft dabei. Entsprechend wenig Anpassungszeit benötigt er jetzt, um sich in der Umgebung und dem Binnenklima zurechtzufinden.
Strobl, geboren in Ingolstadt, kann sich in die Lage eines Spielers hineinversetzen. Unter Trainer Torsten Fink ist er mit dem FC Ingolstadt in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Ein Armbruch versetzte der Karriere einen Knick, beim FCI II bremste ihn danach ein Beinbruch. Früh schlug er den Weg des Trainers ein, zunächst in Doppelfunktion mit der Rolle eines Spielers. Bereits mit 24 Jahren betreute er den damaligen Landesligisten FC Pipinsried. Es folgten Stationen beim TSV Schwabmünchen, SV Manching, 1860 Rosenheim, im Nachwuchs des FC Ingolstadt und in Schweinfurt, ehe das Angebot vom FCA kam. "Nach der Arbeit in Ingolstadt wollte ich gerne nochmals in einem NLZ arbeiten. Es hat mich sehr gefreut, dass ich Gelegenheit dazu bekomme", sagte er vor Amtsantritt.
Strobl lebt mit seiner Familie in Augsburg. Sein Vertrag läuft im nächsten Jahr aus, er würde diesen aber gerne verlängern. Nach eigenen Aussagen verfolgt er keinen konkreten Karriereplan, der zwangsläufig das Dasein als Trainer im höchsten Profifußball vorsieht. Er zeigt sich aber offen, sollte ein entsprechendes Angebot kommen. In den nächsten Tagen darf er sich zumindest schon mal so fühlen, als wäre er Bundesligatrainer.
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