... und bewahre mich vor den Fans
Der FC Bayern kam mit seinen Gegnern meistens zurecht. Nun muss der Rekordmeisters schauen, dass er auch seine Fans in den Griff bekommt.
Jerome Boateng spielt zukünftig für den FC Bayern. Das ist schön für die Münchner, deren Viererabwehrkette zuletzt durchhing wie ein alter Feuerwehrschlauch. Wichtiger aber ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob sich die Bayern-Spitze die Zustimmung sämtlicher Splittergruppen des FC-Bayern-Volkes zu diesem Transfer gesichert hat.
Ob Boateng irgendwann einmal ein scharfes Wort gegen den FC Bayern oder einen seiner Abgesandten geäußert hat. In diesem Fall nämlich wird er in München keine Freude finden. Der Bayern-Anhang wird ihm auf Plakaten mitteilen, er solle sich wieder zum Teufel scheren und ihn in Sprechchören schmähen.
Änliches widerfährt Manuel Neuer, seit bekannt ist, dass er zum FC Bayern wechselt. Es hilft ihm im Urteil der Bayern-Ultras nicht die Bohne, dass er einer der besten Torhüter der Welt ist, dessen Leistungen nun dem Rekordmeister zu gute kommen.
Zwei Vergehen werden ihm zur Last gelegt. Er kommt vom ungeliebten Rivalen Schalke 04 und hat sich 2009 einmal über Oliver Kahn lustig gemacht. Darauf steht unter roten Extremisten lebenslänglich.
Komplexe Beziehung zwischen Fan und Idol
Kaum eine Beziehung ist so komplex, wie die zwischen dem Fan und seinem Idol. Das Idol ist nicht Mensch sondern Projektionsfläche, auf die der Fan all’ seine Mängel und Sehnsüchte platziert. So schlüpft er selbst in dessen Haut. Kritik am Idol oder Beleidigungen treffen ihn selbst. Entsprechend schlägt er zurück. Dazwischen steht der Verein, der seine Fans hegt und pflegt, die Rabauken aber von der großen Familie trennen möchte. Das ist nicht so einfach, weil auch die Chaoten den Verein lieben – nur eben auf ihre Art.
Wohin das führt, zeigt auf absurde Weise der Fall Neuer. Friedensverhandlungen zwischen der Klubspitze und den radikalen Splittergruppen endeten ergebnislos. Außer man hält es für ein Ergebnis, dass die Ultras dem Torhüter eine Art Fußfessel angelegt haben. Einen Verhaltenskatalog – hält er sich daran, geben sie Ruhe. Wenn nicht, machen sie ihm die Hölle heiß. Dass sich der FC Bayern vor seinen Gegnern schützen kann, hat er häufig bewiesen. Jetzt muss er zeigen, ob ihm das auch mit seinen Verbündeten gelingt.
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