Union-Trainer Urs Fischer steckt in der Krise
Mit Urs Fischer schien Union Berlin jahrelang alles zu gelingen: Aus der zweiten Liga ging es in die Königsklasse. Jetzt hagelt es Niederlagen – und der Schweizer steht unter Druck.
Urs Fischer und Union Berlin – diese Kombination war jahrelang die Garantie für Erfolge in Serie. Tatsächlich ist es fast schon unheimlich, welchen Weg der Hauptstadtklub unter dem Schweizer genommen hat. Als der heute 57-Jährige im Sommer 2018 bei den Eisernen anfing, spielte der Verein in der zweiten Liga. An diesem Dienstagabend spielt Union in der Champions League gegen den italienischen Meister SSC Neapel (21 Uhr, DAZN) – alleine das ist ein Beleg dafür, mit welch atemberaubendem Tempo es nach oben ging. Doch ausgerechnet jetzt steckt Union in der größten (manche sagen auch: ersten) Krise seit dem Amtsantritt von Fischer.
Das 0:3 gegen den VfB Stuttgart, der in dieser Saison die sonst von Union abonnierte Rolle als Überraschungsteam der Bundesliga übernimmt, war die achte Niederlage in Serie. Statt wie sonst oben mitzuspielen, rutscht Union immer tiefer in den Abstiegsstrudel hinein. Unions Manager Oliver Ruhnert sah sich sogar schon genötigt, seinem Trainer öffentlich den Rücken zu stärken: "Urs Fischer hat so viele Verdienste um diesen Klub. Wir sind absolut bereit, diesen Weg gemeinsam zu gehen, das weiß er auch." Zugleich gelten aber auch für Fischer die Regeln des Geschäfts – schließlich sei auch der Schweizer "jemand, der sagt, wir sind im Profisport und Profisport ist ein Ergebnissport, da müssen irgendwann Ergebnisse erzielt werden".
Urs Fischer startete mit 44 Jahren seine Trainerkarriere
Dass Fischer generell ein ausgezeichneter Trainer ist – darüber herrscht in der Branche große Einigkeit. Und das, obwohl er lange nur Insidern ein Begriff war. Als Abwehrspieler kickte er den Großteil seiner Karriere für den FC Zürich in seiner Heimatstadt, dann acht Jahre in St. Gallen, zuletzt wieder Zürich. Der einzige Titel: 2000 Pokalsieger als Züricher Kapitän. Beim FC trainierte Fischer Jugendteams, half mal als Co-Trainer bei den Profis aus – wenig deutete auf eine spannende Karriere hin, als er mit 44 Jahren die Erstligamannschaft übernahm. Auf der Trainerbank machte er jedoch schnell von sich reden. In seinen beiden Jahren beim FC Basel wurde er jeweils Meister und einmal Pokalsieger.
Und dann eben Berlin. Fischer will in der bisher schwierigsten Phase als Union-Trainer nicht aufgeben, schloss einen Rücktritt bereits aus. Dass seine Verdienste aus der Vergangenheit in der aktuellen Lage wenig zählen – das dürfte ihm bekannt sein.
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