Kotzke: „Meine Prioritäten haben sich verschoben“
Jonatan Kotzke hat es über Umwege zu den Profis des FC Ingolstadt geschafft. Er spricht über Rückschläge, die Familie und Kuriositäten.
Jonatan Kotzke, Sie haben den Sprung von der zweiten Mannschaft zu den Profis geschafft. Sind Sie überrascht von dieser Entwicklung?
Kotzke: Ja. Schaut man ein ganzes oder ein halbes Jahr zurück, hätte ich das so nicht erwartet. Vielleicht habe ich immer ein bisschen damit geliebäugelt, wenn ich die Profis nebenan beim Training gesehen habe. Dann ist es vor dem Hamburg-Spiel sehr schnell gegangen. Innerhalb einer Woche durfte ich zuerst mittrainieren, habe dann von Anfang an und sogar über 90 Minuten gespielt.
Roberto Pätzold war als Interimstrainer vor dem HSV-Spiel verantwortlich. Wie haben Sie reagiert, als er Ihnen die Beförderung mitgeteilt hat?
Kotzke: Er hat mich zunächst gar nicht erreicht und um einen Rückruf gebeten. Die Situation war doch recht kurios. Ich hatte mir beim Spiel der zweiten Mannschaft in Nürnberg eine Rippenprellung zugezogen, der Doktor hat mir eigentlich Ruhe verordnet. Die Physios haben dann alles versucht, mich fitzubekommen. Ich war überrascht, was möglich ist, denn eine Rippenprellung ist eigentlich sehr schmerzhaft. Im Spiel hatte ich keinerlei Probleme mehr.
Haben Sie den Einsatz als Chance gesehen, noch einmal als Profi anzugreifen?
Kotzke: So weit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht. Wir wollten das Spiel gewinnen, eine gute Leistung bringen. Das andere hat sich von selbst ergeben. Der neue Trainer Jens Keller hat dann gesagt, dass ich mit der gezeigten Leistung erst einmal dabeibleibe, was mich sehr gefreut hat.
Dabei ist in Ihrer Karriere nicht immer alles nach Plan gelaufen. Denken Sie manchmal, was möglich gewesen wäre, wenn Sie sich nicht zweimal das Kreuzband gerissen hätten?
Kotzke: Ja, die Phasen hat es auch gegeben. Diese Gedanken bringen einen jedoch nicht wirklich weiter. Es gibt keinen guten Zeitpunkt für eine Verletzung, aber meine Kreuzbandrisse kamen zu sehr ungünstigen Zeitpunkten. Gerade als ich mich bei Jahn Regensburg 2012 in der 2. Liga etabliert hatte, ist es erstmals passiert. Kurze Zeit später ist das Kreuzband im anderen Knie gerissen, was den zweiten Rückschlag innerhalb kurzer Zeit bedeutet hat.
Sie sind dann in die Regionalliga zu Watzenborn-Steinberg gewechselt. Bedeutete das den Abschluss der Profikarriere?
Kotzke: Der Verein hatte ein interessantes Projekt, ist zuvor in zwei Jahren zweimal aufgestiegen. Dennoch haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich habe nicht mehr alles auf den Fußball gesetzt, zumal in dieser Zeit meine erste Tochter zur Welt kam. Nebenbei habe ich ein Fernstudium in Sportmanagement begonnen, das ich abgeschlossen habe und arbeite derzeit am Abschluss zum Sportfachwirt.
Wie wichtig ist es, für nach der Karriere etwas in der Hand zu haben?
Kotzke: Das ist sehr wichtig. Mit einer eigenen Familie, inzwischen habe ich zwei Kinder, denkt man langfristig. Man ist nicht nur für sich selbst verantwortlich und ist gezwungen, seinen Horizont zu erweitern.
Nach einem Jahr in Steinberg wechselten Sie zum FC Ingolstadt II...
Kotzke: Ich wurde als Führungsspieler des Regionalligateams geholt, das war mit allen so besprochen. Der Vorteil an einer zweiten Mannschaft in der 4. Liga ist, dass der Weg in den Profibereich kurz ist. Daher habe ich diese Möglichkeit nie ganz ausgeblendet. Dennoch war meine Hauptaufgabe, als Kapitän die jungen Spieler, die gerade aus der A-Jugend kommen, zu begleiten und anzuführen. Diese Verantwortung hat mich auch persönlich weitergebracht.
Sie selbst standen mit 18 Jahren erstmals im Profifußball im Kader. Ausgerechnet bei einem Spiel in Ingolstadt...
Kotzke: (schmunzelt) Ja, das war im ESV-Stadion. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, es war richtig was los. Wir haben mit dem 1. FC Nürnberg beim FC Ingolstadt gespielt. Leider hat mich unser Trainer nicht eingewechselt, obwohl wir 3:0 geführt haben. Umso schöner ist es, dass ich nun im neuen Stadion hier auflaufen darf.
Sie haben beim 3:0-Sieg in Aue überzeugt, sogar ein Tor erzielt. Ist es nun ihr Ziel, in der Mannschaft zu bleiben?
Kotzke: Das Tor was ein schönes Gefühl, da es mein erstes als Profi war. Natürlich will ich weiterhin spielen und einen möglichst großen Beitrag leisten. Aber das Wichtigste ist, mit der Mannschaft den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür gebe ich alles.
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