Ein Punkt ohne 18 Mann: FC Ingolstadt überrascht in Rostock
Der FC Ingolstadt muss in Rostock auf 18 Spieler des Profikaders verzichten. Die verbliebenen Akteure liefern einen leidenschaftlichen Kampf und holen ein 1:1. Aufregung in der Nachspielzeit.
Die Vorzeichen standen alles andere als gut. Abgeschlagenes Schlusslicht, dazu zahlreiche Ausfälle. Doch die verbliebenen Spieler des FC Ingolstadt lieferten bei Mitaufsteiger Hansa Rostock einen leidenschaftlichen Kampf und holten mit Geschick und etwas Glück ein 1:1.
FCI-Trainer André Schubert war dementsprechend zufrieden: „Die Mannschaft hat 90 Minuten alles gegeben und gekämpft. Trotz der vielen Umbauten hat sie Stabilität gezeigt.“ Etwas Glück, Leidenschaft und Wille nannte Torhüter Robert Jendrusch, der sein Debüt gab, als entscheidende Bausteine für den Punktgewinn.
Die Schanzer hatten am Donnerstag sieben positive Corona-Fälle vermeldet, dazu befanden sich acht Personen aus dem sportlichen Bereich in Quarantäne. Darunter waren zahlreiche Profis, was ein Blick auf das Aufgebot verdeutlichte. Insgesamt 18 Spieler aus dem Lizenzspielerkader – darunter sechs verletzte Akteure – standen nicht zur Verfügung. Somit´befanden sich beinahe sämtliche verbliebene Profis in der Startelf. Auf der Bank nahmen größtenteils junge Spieler aus dem Nachwuchsbereich platz. Gegenüber dem 0:3 in Hamburg musste Schubert die Startelf auf fünf Positionen verändern. Erstmals in dieser Saison kam etwa Jendrusch zum Einsatz. „Er hat insgesamt eine gute Leistung gezeigt und mutig gespielt“, sagte Schubert. „Es ist nicht einfach, wenn man von heute auf morgen erstmals zum Einsatz kommt und die Vorderleute in dieser Kombination nie zusammengespielt haben.“
FC Ingolstadt hat Glück auf seiner Seite
Vor dem Keeper fanden erwartungsgemäß die ersten Minuten der Partie statt. Die dezimierte Gästeelf hatte dabei eine gehörige Portion Glück auf ihrer Seite, zweimal rettete das Aluminium. Rostocks Toptorjäger John Verhoek, der neun Saisontore erzielt hatte und damit genauso viele wie die gesamte Ingolstädter Mannschaft, traf beim ersten Angriff den linken Innenpfosten (2.). Jendrusch wäre ohne Chance gewesen, wie wenig später auch. Da landete ein noch abgefälschter Distanzschuss von Valogero Rizzuto an der Unterkante der Latte (5.). Der Ball sprang auf die Linie, war hauchdünn nicht im Tor. „Wir hatten in der ersten zehn, 15 Minuten viel Glück. Da kann sich so ein Spiel auch anderes entwickeln“, gab Schubert zu.
Als Rizzuto erneut abzog, durfte sich Jendrusch erstmals auszeichnen (7.). Das Spiel lief in eine Richtung, der FCI-Keeper musste auch gegen Bentley Bahn sein Können unter Beweis stellen (19.). Nachdem Verhoek einen Drehschuss knapp am Pfosten vorbei gesetzte hatte (28.), kam der FCI etwas besser ins Spiel. Es gelang der ein oder andere Entlastungsangriff, sogar eine gute Torchance sprang heraus. Doch Kapitän Marcel Gaus schoss nach einer gelungenen Kombination über Fatih Kaya und Jalen Hawkins vom Strafraumeck am langen Pfosten vorbei (31.). Der Ingolstädter Führungstreffer fiel etwas später überraschend, aber äußerst sehenswert. Thomas Keller zirkelte einen Freistoß aus knapp 25 Metern über die Mauer hinweg hoch ins Eck – 0:1 (41.). Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mit Kaya lediglich ein Ingolstädter auf dem Feld gestanden, der in dieser Saison bereits ein Tor erzielt hatte. „Freistöße trainiere ich sehr oft“, sagte Keller zu seinem Tor. „Es freut mich, wenn sich das auszahlt und ich der Mannschaft so helfen kann.“
FC Ingolstadt kassiert Ausgleich
Die Ingolstädter Führung hielt nach Wiederbeginn allerdings nicht lang. Verhoek kam nach einer Flanke von Kevin Schumacher frei zum Kopfball und traf zum 1:1 (49.). Nach dem Ausgleich das gleiche Bild wie in der ersten Halbzeit: Rostock hatte knapp 75 Prozent Ballbesitz und dominierte, die Ingolstädter verteidigten konzentriert und leidenschaftlich. Nico Antonitsch und Jonatan Kotzke, um zwei Spieler zu nennen, schmissen sich in jeden Zweikampf und entschieden viele Kopfballduelle für sich. Dies war dringend nötig, da zahlreiche hohe Bälle in den Strafraum der Schanzer flogen. Spielerisch gelang es Rostock nicht, den tief stehenden FCI auszuhebeln. Bei den Schanzern schwanden zunehmend die Kräfte. Nach vorne fanden sie nicht statt, kamen kaum über die Mittellinie. Doch Hansa bot sich nur noch eine gute Chance, als Jendrusch weit aus seinem Tor eilte und die Faustabwehr zu kurz geriet. Simon Rhein lupfte den Ball über den Torhüter hinweg, aber am Tor vorbei (89.).
In der Nachspielzeit kam es schließlich zu einem großen Aufreger. Nach einem Zweikampf zwischen Christian Gebauer und Ryan Malone zeigte Schiedsrichter Franz Bokop zur Freude der Ingolstädter auf den Elfmeterpunkt. Doch zur Ausführung kam es nicht, weil der Videoschiedsrichter zu Recht Eingriff und der Strafstoß zurückgenommen wurde.
FC Ingolstadt hat heuer noch zwei Heimspiele
„Es war schon eine sehr besondere und schwierige Vorbereitung für uns. Umso höher muss man die Leistung der Mannschaft einschätzen“, fasste Keller zusammen. Auch Jendrusch war nach seinem Debüt zufrieden: „Es war ein sehr schwieriges Spiel. „Wir hatten am Anfang sicher etwas Glück, doch das haben wir uns im Verlauf auch verdient.“ Das Spiel müsse Auftrieb für die abschließenden beiden Heimspiele des Jahres gegen Hannover 96 und Dynamo Dresden geben. „Der Verein lebt, die Mannschaft lebt, das ist entscheidend“, so Jendrusch.
Hansa Rostock Kolke – Rizzuto, Roßbach, R. Malone, Neidhart – Fröde, Rhein – Duljevic, Bahn (46. H. Behrens), Schumacher (83. Breier) – Verhoek
FC Ingolstadt 04 Jendrusch – Neuberger (84. Cavadias), Antonitsch, Röseler – J. H. Marx, Keller, Kotzke, Gaus (57. Kurzweg), Gebauer – Kaya, Hawkins (88. Llugiqi)
Schiedsrichter Franz Bokop (Vechta) – Zuschauer 1000 Tore 0:1 Keller (41.), 1:1 Verhoek (49.)
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