Darum war Klopps-Torjubel genau richtig
Ist Jürgen Klopp respektlos, wenn er einen Treffer gegen seine alte Liebe bejubelt? Auf gar keinen Fall.
Spieler wechseln oft ihren Verein. Das gehört zum Geschäft dazu. Jahrelang in Mode war es, das Emblem seines Clubs zu küssen, wenn man den Ball aus drei Metern ins gegnerische Tor gestolpert hat. Wollte damit zeigen: Ich liebe den Verein, gebe alles für ihn. Diese Sitte hat sich in den vergangenen Monaten dankenswerter beinahe aufgehört.
Ebenfalls oft gesehen: Spieler jubeln nach einem Torerfolg gar nicht. Weil sie gegen einen ihrer zahlreichen ehemaligen Clubs getroffen hatten. Im Anschluss an die Partien begründeten die Akteure ihre Jubel-Verweigerung mit dem Respekt, den sie gegenüber ihrem Alten Verein noch empfinden. Es gehöre zwar zum Job, Tore zu schießen, gegen den alten Club sein das aber eine ganz besondere Sache. Teilzeitkraft Weidenfeller als Rückhalt
Nun kam es zum Duell zwischen Dortmund und Liverpool. Klopp kehrte erstmals an die Stätte seiner größten Erfolge zurück. Klopp war und ist den Dortmundern ja nun in der Tat emotional verbunden. Es ist mehr als gegenseitige Wertschätzung, die man empfindet. Klopp ist mit einigen der Dortmunder Entscheidungsträgern befreundet. Und dann gehen die Liverpooler durch Divock Origi in Führung und Klopp denkt gar nicht daran, das Jubeln sein zu lassen. Er ballt die Faust, streckt sie von sich, schreit seine Freude heraus. Nicht ganz so ekstatisch wie er es möglicherweise gegen den FC Bayern gemacht hätte. Aber doch immerhin sichtlich freudig erregt.
Kaum jemand im Dortmunder Stadion kam auf die Idee, dass der Jubel respektlos gewesen wäre. Wieso auch? Ganz normale Freude über einen eigenen Treffer kann gar nicht respektlos sein. Im Gegenteil. Der Verzicht auf die Freude über einen Treffer lässt eher Respekt gegenüber den eigenen Mitspielern vermissen. Denn was sollen sie von einem Kollegen denken, der sich nicht über den eigenen Erfolg freut?
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