Unentschieden: Deutschland spielt 1:1 gegen die Niederlande
Das deutsche Team dominiert lange. Am Ende aber reicht es gegen die Niederlande nur zu einem 1:1. Erkenntnisse aber dürften die Trainer beider Mannschaften genug gesammelt haben.
Es war ja nicht nur die deutsche Mannschaft, die den Abend in Amsterdam zu dem nutzen wollte, das gemeinhin als „Standortbestimmung“ bezeichnet wird. Nach den ersten acht Spielen unter Hansi Flick standen zwar acht Siege in der Bilanz, allerdings ließen Erfolge gegen Armenien oder Israel kaum Rückschlüsse auf die tatsächliche Leistungsstärke des Teams zu. Ähnlich stand es um die niederländische Nationalmannschaft vor der Partie am Dienstagabend. Die hatte keines der vergangenen sieben Partien verloren, allerdings zählten auch Gegner wie Gibraltar oder Montenegro nicht zu den Paarungen, die als Gradmesser zählen.
Zudem löste der Widerrede nur widerwillig erduldende Trainer Louis van Gaal acht Monate vor der Weltmeisterschaft eine Debatte unter den sowieso schon meinungsfreudigen Experten und Fans der Niederlande aus. Der 70-Jährige führte ein nationales Kulturgut dem Friedhof der Geschichte zu, indem er kurzerhand die Viererkette für untauglich für seine Ideen erklärte und fortan nur noch mit einer Dreierkette spielen lassen will. Die Partie gegen die Deutschen legte allerdings den unglaublichen Verdacht nahe, dass sich selbst der allwissende van Gaal getäuscht haben könnte.
Deutscher Mannschaft gelingen viele Offensiven gegen die Niederlande
Die deutsche Mannschaft nämlich drängte mit ihrer Vielzahl an offensiven Spielern ihren Gegner derart in die Defensive, dass zeitweise sechs Niederländer die letzte Verteidigungslinie bildeten. Thomas Müller, Timo Werner, Kai Havertz und Leroy Sané rochierten munter durcheinander und weil auch die beiden zentralen Mittelfeldspieler Jamal Musiala und Ilkay Gündogan den Weg in die Offensive suchten, zwangen sie ihren Gegner zu mehr Verteidigungsarbeit als sie es gewohnt sind.
Sanés Schuss ans Außennetz oder Werners Kopfball an die Latte (wenn auch aus Abseitsposition) bestärkten die Niederländer eher in ihrer abwartenden Grundhaltung, statt fortan mutiger nach vorne zu spielen. Die beste Chancen eröffnete sich dann allerdings überraschenderweise der Heimmannschaft, als Memphis Depay die weit aufgerückte Abwehr mit einem klugen Pass durchschnitt und Donyell Malen allein in Richtung Manuel Neuer schickte. Der allerdings setzte den Ball am Tor vorbei.
Müller sorgt im Spiel gegen die Niederlande für den ersten Treffer
Für die verdiente Pausenführung der Deutschen sorgte schließlich Müller, der in der Nachspielzeit Nutznießer eines energischen Vorstoßes von Musiala war. Dessen Rückpass konnten die Niederländer nur unkontrolliert in Richtung Strafraumgrenze stöpseln – Müller nahm sich des verwaisten Balles an und schoss ihn wuchtig zum 1:0 ins Tor. Es war der verdiente Lohn einer engagierten ersten Halbzeit und würden eine Standortbestimmung auf lediglich 45 Minuten festgelegt, ließe sich feststellen, dass die Deutschen auf ihrem Weg in Richtung Katar weiter sind als ihr Gegenüber.
Als sich zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff David Raum nach einem Pass Sanés die Großchance zum zweiten Tor eröffnete, hätte das Spiel frühzeitig in eine den Deutschen noch angenehmere Richtung abbiegen können. Doch weil der Linksverteidiger den Ball knapp über das Tor setzte, konnten sich die Holländer weiterhin Hoffnungen machen, durch eine einzig gelungene Aktion zumindest auf der Anzeigetafel für ein ausgeglichenes Spiel zu sorgen. Matthijs de Ligt sorgte beinahe für eben diesen Treffer, schoss allerdings nach einer Ecke den Ball über den Kasten.
In der 68. Minute fällt das Tor zum Ausgleich
Dass die Deutschen fortan ihren Gegner aber weiter unter Kontrolle hatten, war auch an der Reaktion der niederländischen Fans zu hören – sie blieben weitgehend ruhig. Dann allerdings erfüllten sich die zaghaften Hoffnung der Niederländer. Steven Bergwijn schoss den Ball aus wenigen Metern ins Tor, nachdem Denzel Dumfries ihn mit einem Kopfball bedient hatte (68.). Aus der geräuscharmen Amsterdamer Arena wurde rasch ein stimmungsvolles Stadion. Eines das, zwei Minuten nach dem Ausgleich beinahe die wahrscheinliche Führung der Niederländer gesehen hätte. Allerdings nahm Schiedsrichter Craig Leigh Pawson nach Betrachtung der Videobilder den Strafstoßzurück, dem er nach einem Einsatz von Thilo Kehrer gegen Depay gepfiffen hatte. Zwar erhöhten die Heimmannschaft in der Schlussphase merklich den Druck, ein Tor wollte aber nicht mehr fallen. Auch so hatte die Standortbestimmung den Trainern genug Erkenntnisse geliefert. Flick dürften sie etwas besser gefallen.
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