Die geschenkte Stunde am Sonntagmorgen ist ein Witz. Würde es die Regierung ernst nehmen, müsste sie mehr bieten. Davon hätte auch der Sport etwas.
Diese eine Stunde ist ein Witz. Immerzu ist zu hören, dass uns eine Stunde geschenkt wird, wenn die Uhren in der Nacht auf Sonntag eine Stunde zurückgestellt werden. Es sagt einiges über ein Geschenk aus, wenn man sich nicht daran erinnern kann. Da wird in der großen Politik mit dem Doppel-Wumms hantiert und im täglichen Leben verlieren sich alle wieder im KleinKlein. Mit einer Stunde ist kaum etwas anzufangen. Noch dazu mit jener zwischen zwei und drei Uhr nachts. Das ist wie der Gutschein „Einmal brav ins Bett gehen“, den der Nachwuchs stolz zum Geburtstag schenkt. Nett gemeint. Aber viel besser ist doch der 120-Zoll-Bildschirm, den man sich selbst geschenkt hat.
Zeitumstellung im Oktober: Eine Stunde mehr Zeit
Warum also nicht gleich einen Tag schenken? Da ließe sich nachholen, was zuletzt liegen geblieben ist. Wäsche. Unbeantwortete WhatsApp-Nachrichten. Steuererklärung. Noch wummsiger wäre freilich eine ganze Woche zur freien Verfügung. Keinen Urlaub – der wurde ja erarbeitet. Ein bedingungsloses Geschenk. Zu nutzen nach rein egoistischen Gründen. Es ließe sich gegen den körperlichen Verfall vorgehen. Oder: Gezielt und ohne Rücksicht auf Verluste die Gesundheit mit allerlei Genussmitteln malträtieren. Wenn es die Bundesregierung mit ihrer Wummshaftigkeit ernst meinen würde, wäre sogar ein geschenktes Jahr möglich. Können sich ansonsten nur abgespannte und/oder gefeuerte Profi-Trainer leisten. Dabei hätten es die Frauen und Männer in der Kreisliga nötiger, sich ein Jahr lang zu erholen und sich nicht morgens um sechs Uhr vom Mittelstürmer anzuhören, er könne wegen Liebeskummer nicht spielen.
Uli Hoeneß wäre dankbar für ein paar Sekunden
Wenn denn aber tatsächlich nicht mehr als eine Stunde möglich sein sollte, dann wäre es doch nur fair, es allen selbst zu überlassen, wann sie denn die Uhr zurückdrehen wollen. Uli Hoeneß beispielsweise hätten schon einige Sekunden am 20. Juni 1976 im Belgrader Stadion gereicht. In den Nachthimmel gejagten Elfmeter wiederholen, Europameister werden. Oder Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, der bei den Olympischen Spielen 1988 nach drei Fehlstarts über 100 Meter disqualifiziert wurde. Da hätten es ja schon ein paar geschenkte Hundertstel der Kampfrichter getan.
Die Stunde aber zwischen zwei und drei Uhr: geschenkt.
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