Marie-Louise Eta: Trainerpionierin aus Überzeugung
Als erste Co-Trainerin der Bundesliga schrieb Eta an der Seitenlinie von Union Berlin Geschichte. Nun kommt ein neuer Cheftrainer. Und sie darf bleiben – vorerst.
Eins zu eins lautete das Ergebnis des 1. FC Union Berlin gegen den FC Augsburg, das die Serie von 14 sieglosen Partien in Folge beendet hat. Spiel eins nach Urs Fischer, dem einstigen Erfolgstrainer, der die Köpenicker von der 2. Bundesliga in die Champions League führte. Wenig verwunderlich war das mediale Interesse an seinem Nachfolger. Doch es wäre nicht Union Berlin, gebe es nicht noch einen Hauch Außergewöhnliches. Und so lag das Augenmerk der Kameras nicht auf Interimstrainer Marco Grote, sondern auf Marie-Louise Eta, der ersten Co-Trainerin der Bundesliga-Geschichte.
Weltweit wurde über die Pionierin an der Seitenlinie berichtet. Eine Frau trainiert eine Männermannschaft im hochklassigen Profifußball – so etwas gab es in Deutschland noch nie. Ein Coup der Union-Verantwortlichen, um von der sportlichen Misere abzulenken? Keineswegs, stellte Präsident Dirk Zingler klar: "Die Entscheidung war nicht für eine Frau, sondern eine Fußballlehrerin." Und genau als solche möchte Eta auch wahrgenommen werden. Schon während ihres Pro-Lizenz-Lehrgangs, bei dem sie unter 16 Teilnehmern die einzige Frau war, betonte sie: "Das ist von außen betrachtet sicherlich ein Thema, aber es sollte nicht das Einzige sein und ich möchte keine Sonderrolle einnehmen."
Marie-Louise Eta feierte schon als Spielerin viele Erfolge
Trotz des Trubels um ihre Person schweigt die 32-Jährige seit ihrer Beförderung. Dabei scheint alles nach Plan zu laufen. Schritt für Schritt wolle sie sich entwickeln, sagte sie oft in älteren Interviews – und scheint damit Erfolg zu haben. Gut fünf Jahre hat es gedauert von den Spielfeldern der Frauen-Bundesliga bis hin zur Trainerbank der Männer-Bundesliga.
Bereits mit 17 Jahren debütierte Eta in der höchsten deutschen Spielklasse. Unter ihrem gebürtigen Namen Marie-Louise Bagehorn wurde sie U17-Europameisterin und U20-Weltmeisterin. Auf Klubebene holte die Dresdnerin mit Turbine Potsdam dreimal die deutsche Meisterschaft und 2010 sogar die Champions League. Von Verletzungen geplagt, beendete sie im Alter von 26 Jahren ihre aktive Laufbahn, trainierte bereits nebenbei Juniorinnenteams von Werder Bremen. Anschließend folgten verschiedene Anstellungen beim DFB, ehe Marco Grote sie im vergangenen Sommer zu seiner Co-Trainerin bei Union Berlins U19 machte.
Unter Unions künftigem Coach Nenad Bjelica wird sie vorerst an der Seitenlinie bleiben. Jedenfalls bis Co-Trainer Sebastian Bönig von seiner Auszeit aus persönlichen Gründen zurückkehrt. Auch wenn sie danach wohl wieder die U19 trainiert, steht bereits jetzt fest: Sie hat Geschichte geschrieben.
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