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Nur ein Schild: Diskussion um das Wechselkennzeichen
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Hamburg (dpa/tmn) - Das Schicksal vieler Zweitfahrzeuge ist es, die meiste Zeit in der Garage herumzustehen. Denn oft wird das Klassiker-Cabrio oder Motorrad nur in den Sommermonaten bewegt.
Und falls ein Reisemobil vorhanden ist, wird auch das meist nur für Urlaubsfahrten genutzt. Zugelassen und versichert werden müssen die Fahrzeuge aber alle separat. Zwar können Besitzer mit Saison- oder Oldtimerkennzeichen Gebühren sparen. Sie fragen sich dennoch, warum nicht eine Zulassung und ein Kennzeichen für alle Fahrzeuge reicht, das sie dann flexibel je nach Bedarf einsetzen können. Bislang waren alle Vorstöße zur Einführung eines Wechselkennzeichens zwar vergebens. Das könnte sich nun mit dem Trend zum Elektroauto ändern.
Die Idee des Wechselkennzeichens ist einfach: Alle Fahrzeuge im Fuhrpark bekommen das gleiche Nummernschild. Dieses ist, wie bei einem Vorschlag vorgesehen, zweigeteilt: Eine Hälfte bleibt dauerhaft am Auto, die andere ist abnehmbar und wird bei Fahrtbeginn angeklemmt. Möglich wäre auch, herkömmliche Kennzeichen auszugeben, die mit dem zusätzlichen Buchstaben "W" gekennzeichnet sind. Besteuert und versichert würde nur das teuerste Fahrzeug. Das Konzept mache die Zulassung von Zweitfahrzeugen einfacher und "unbürokratischer", sagt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer in München. Zudem senke es Kosten für die Halter.
Ein weiterer Vorteil: Der Halter könnte morgens mit dem Kombi zur Arbeit fahren und abends spontan für eine Spritztour in den Roadster oder auf die Harley steigen. Und wenn sich die Familie zum Wochenendausflug entschließt, wäre auch das Reisemobil ruckzuck startklar. Festgelegte Zulassungszeiträume wie beim Saisonkennzeichen wären passé. Einzige Einschränkung: Die Fahrzeuge dürfen nicht gleichzeitig auf die Straße. "Damit ist das Wechselkennzeichen dem Saisonkennzeichen in vielerlei Hinsicht überlegen", urteilt Maurer.
Und in vielen Ländern sei das Modell bereits erprobt, so der ADAC-Sprecher. Ein Beispiel ist das Nachbarland Österreich: Hier fahren 8,6 Prozent aller Pkw mit Wechselnummernschildern. Der ADAC ist laut Maurer daher der Idee gegenüber positiv eingestellt. Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hält das Wechselkennzeichen für eine gute Sache. Laut ZDK-Präsident Robert Rademacher könnte durch die Einführung bei vielen Autofahrer ein Anreiz geschaffen werden, sich etwa für Stadtfahrten und Kurzstrecken ein zusätzliches kleines und sparsames Auto anzuschaffen. Davon würde die Umwelt profitieren - und natürlich auch Händler und Werkstätten.
Doch vor allem die Versicherer sperrten sich noch als "Allianz der Bremser" gegen solche Vorschläge, so die Zeitschrift "Auto Bild": Sie befürchteten viel Aufwand und wenig Ertrag und stünden den Vorschlägen daher skeptisch gegenüber. Dabei gebe es bereits Gespräche zwischen dem Bundesverkehrsministerium und der Versicherungswirtschaft in dieser Angelegenheit.
Neuen Schub bekommen könnte sie durch den Trend zum Elektroauto. Denn um die Einführung der noch verhältnismäßig teuren Strommobile zu fördern, wird weiter über finanzielle Erleichterungen nachgedacht. Auch Zulassung und Versicherung von Elektroautos sollen nach dem Willen des bayerischen Umweltministers Markus Söder (CSU) vereinfacht werden - zum Beispiel mit Hilfe von Wechselkennzeichen, die sich die vor allem für den Stadtverkehr gedachten E-Mobile mit dem ebenfalls im Haushalt weiter vorhandenen herkömmlichen Fahrzeug teilen würden.
Vor dem Hintergrund der beginnenden E-Mobilität begrüße auch die Versicherungsbranche die Idee der Wechselkennzeichen, sagt Christian Lübke vom Branchenverband GDV in Berlin. Man prüfe derzeit, welche Möglichkeiten es gibt und wie ein vernünftiges Konzept für Verbraucher im Hinblick auf die Versicherungstarife aussehen könnte. Noch sei jedoch nicht absehbar, wann in diesem Zusammenhang konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen. Bis sich Zweit- und Drittfahrzeug-Besitzer ein Nummernschild für alle Fälle zulegen können, dürfte es also noch eine Weile dauern.
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