Per Audioguide ein Blick auf das jüdische Leben
Montessori-Schüler rücken Buttenwiesens Geschichte in ein neues Licht
Buttenwiesen Die reiche jüdische Vergangenheit von Buttenwiesen rückt jetzt eine Initiative der Montessori-Fachoberschule (MOS) Wertingen in ein neues Licht. MOS-Schüler erstellten im Rahmen ihrer „Großen gemeinsamen Arbeit“ einen Audioguide, mit dessen Hilfe man einen virtuellen oder auch einen reellen Rundgang durch das jüdische Buttenwiesen machen kann. Bei der offiziellen Vorstellung des Audioguide im Rathaus schilderten die Schüler ihre Beweggründe und das Vorgehen bei ihrer Arbeit. Zunächst recherchierten sie umfangreich bei Dr. Johannes Mordstein, dem Historiker und Archivar der Gemeinde. Große Hilfe waren dabei die Aufzeichnungen des kürzlich verstorbenen Franz Xaver Neuner, der die jüdische Geschichte dokumentiert hatte. Ihm haben die Montessori-Oberschüler ihre Arbeit gewidmet.
Details aus dem jüdischen Leben erfuhren sie bei Interviews auch von der heute in München lebenden Zeitzeugin und KZ-Überlebenden Hannah Zimmermann, die die Präsentation des Audioguide im Rathaus mit verfolgte. Und nicht zuletzt stand den jungen Rechercheuren auch eine Mentorin zur Seite – die Journalistin Kristina Dumas von der Stiftung Zuhören des Bayerischen Rundfunks.
So entstand ein Rundgang – einer für Kinder und einer für Erwachsene – der zu den wichtigsten Stationen des Judentums in Buttenwiesen führt. Los geht er am ehemaligen Bahnhof, die Eisenbahnstrecke, die 1905 mithilfe der jüdischen Bevölkerung gebaut wurde – und denen sie fast 40 Jahre später zum schrecklichen Schicksal werden sollte – zum Abtransport in die Konzentrationslager.
Der Audioguide lenkt seine Nutzer dann in die Donauwörther Straße, in der viele jüdische Familien wohnten. Ester, ein zehnjähriges Mädchen, Tochter eines Viehhändlers, erzählt im Guide für Kinder, wie sie zur Schule gegangen ist und was sie am Sabbat tut: „Feuer darf nur das Hausmädchen machen, weil sie Christin ist“, erklärt Ester die Vorschriften. Und auch in die Schule wirft sie einen Blick, in der deutsches und hebräisches Leben jahrelang gut nebeneinander funktionierte, ehe die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Wichtige Stationen des Rundgangs sind auch die Synagoge und der Friedhof.
Die MOS-Schüler fertigten den Audioguide in jeder Hinsicht selbst – vom Projektplan über das Finanzierungskonzept und die Sponsorensuche bis zur Präsentation. Mit Begeisterung erzählten die MOS-Schüler auch von zwei Studiotagen beim Bayerischen Rundfunk.
Sonja Spiegler, Geschäftsführerin der Montessorischule berichtete über die Intention der Schule für derartige Arbeiten: „Eines der Kernanliegen der MOS ist es, junge Erwachsene ernst zu nehmen in ihren Fragen und bei der Suche nach Antworten.“
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