Oldtimer-Raritäten zeigen sich in Wertingen
Zum Treffen des MC Lech-Schmuttertal in Wertingen gehört auch eine Ausfahrt. Die Bewunderung der Menschen beantworten die Autoliebhaber mit vielseitigen Hupkonzerten.
Dröhnende Motoren kündigen das Ankommen der Oldtimer in Wertingen an. Mit quietschenden Reifen biegen die bunten Klassiker verschiedenster Auto- und Motorradmodelle auf den Parkplatz. Aufpoliert und mit Fahnen geschmückt sind dort die Old- und Youngtimer ausgestellt, denn an diesem Tag heißt es: Teilnahme erst ab 25 Jahren und älter erlaubt. Rund 300 Fahrzeuge aus dem 20. Jahrhundert stehen am Sonntagvormittag vor der Schwabenhalle. Ihre stolzen Besitzer schlendern meist passend gekleidet zu ihren fahrbaren Schätzen über das Gelände und tauschen sich begeistert aus.
Nicht nur Fahrzeugliebhaber und Fahrzeugliebhaberinnen besuchen die Veranstaltung des MC Lech-Schmuttertal. Auch Menschen aus der Umgebung besichtigen den farbig gefüllten Platz. Der 53-jährige Peter Sendlinger aus Laugna besucht zusammen mit seiner 17-jährigen Tochter Hanah die Ausstellung. „Auch wenn wir keine Autokenner sind, schaut man sich das hier gerne an“, so der Familienvater. Mit einer Spiegelreflexkamera spazieren beide von Auto zu Auto.
Er holt seinen Oldtimer zu Hochzeiten und dem Treffen in Wertingen heraus
Der Oldtimerbesitzer Helmut Nikolaus Schaefer erklärt, als Newcomer sei es schwierig gewesen, den Oldtimer in Stand zu setzen, nachdem es sich dabei um einen Scheunenfund handelt. Viel Zeit hat er in das Auto investiert: „Aber auch wenn immer etwas mit dem britischen Autoklassiker ist, es macht ja Spaß.“ Stolz erzählt er, dass sein Auto bis jetzt immer durch den TÜV gekommen ist. Den Jaguar holt Schaefer zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten heraus. Wenn das Pärchen es wünscht, begleitet er es den ganzen Tag, vom Standesamt bis zur Gaststätte. An seinem Oldtimer gebe es drei Besonderheiten: Den Rechtslenker, das Faltdach und die besonderen Speichenfelgen.
Viele Oldtimerbesitzer beantragen Kennzeichen mit dem Buchstaben „H“ an letzter Stelle und das Baujahr davor. Das „H“ steht für historisch. Damit bekommt es nur, wessen Fahrzeug bestimmte Bedingungen erfüllt. So muss das Auto mindestens 30 Jahre alt ist. Auch Helmut Schaefer hat so ein H für seinen britischen Leyland bekommen. „Am Kennzeichen MK468H kann man ablesen, dass mein Jaguar ein Oldtimer mit dem Baujahr April 1968 ist“, so Schaefer.
Es ist keineswegs das erste Oldtimertreffen in Wertingen. Doch kommen auch dieses Mal viele Interessierte. Hans Schustereder hat sein Fahrzeug eigens zur Ausfahrt vorbereitet. Im Alltag fährt er wenig damit. „Man muss darauf achten, den Kilometerstand unter 10.000 zu halten“, erklärt Schustereder. Die Autos der 60er Jahre seien nicht für lange Strecken gebaut, lediglich für das Ausführen am Wochenende. „So waren die Autos in ihren Anfängen – alles nur zum Rumstehen gebaut“, sagt er lachend.
Höhepunkt des Wertinger Oldtimertreffens ist die Ausfahrt
Der Höhepunkt des Sonntags ist die ADAC Zusamtal-Tour mit der Fahrer- und Fahrzeugvorstellung. 58 Autos und Motorräder stellt Vorsitzender Richard Miller nacheinander vor. Diejenigen, die zur Rundfahrt starten. Miller erzählt später, manch schöne Ecke des Zusamtals hätte selbst viele Wertinger überrascht. Einigen Beifall und zahlreiche interessierte Blicke ernten die Oldtimer von entgegenkommenden Fußgängern, Radlern und anderen Verkehrsteilnehmern. Als Antwort sind vielseitige Hupmelodien zu hören.
Nur ein Oldtimer, der Opel P4, kämpft zu Beginn mit Startschwierigkeiten. Mit etwas Hilfe anderer Autokennern ist das Problem schnell behoben. Gemeinsam mit zwei Helfern schiebt der zweite Vorsitzende des Motorsportclubs, Roland Buck, das Auto ein Stück den Fahrradweg hoch. Bis es anspringt und sich mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern in Bewegung setzt. Startschwierigkeiten wie diese kennt Buck. "Wenn ein Auto gar nicht vom Fleck kommt, kann man den gelben Engel hohlen“, sagte er mit Blick auf seine ADAC-Weste.
Opelbesitzer Anton Hauser erzählt, wie Roland Buck ihm bei der Restaurierung geholfen hat. Als er vor sechs Jahren den gewünschten Opel erstanden hatte, musste bei ihm einiges auf Vordermann gebracht werden. Wie viele der Oldtimer hat der Opel seine eigene Geschichte. So gehörte es einst einer Handarbeitslehrerin aus Neuburg. Von Schule zu Schule fuhr sie damit im Donaumoos zum Nähunterricht. Das Auto war so gebaut, dass es sich jemand aus der Arbeiterklasse leisten konnte. Hauser: „Dem Hitler hat das nicht gefallen. Er hat das Auto abschaffen lassen.“ Während der Kriegszeit wurde das knapp 90 Jahre alte Fahrzeug in einer Scheune unter Heu versteckt, um nicht eingezogen zu werden.
Auch seine Eltern fuhren bereits einen Opel P4
Auch Hausers Eltern fuhren einst einen Opel P4. All die Jahre hat er das Foto aufgehoben, dass ihn als Zweijährigen – auf der Motorhaube des Opels sitzend – neben seinen Eltern zeigt. In Erinnerung daran entschied er sich, vor sechs Jahren diesen Oldtimer anzuschaffen. Heute freut sich Hauser, wenn Kinder Interesse an der Geschichte des Opels zeigen. Hauser gibt gerne das Wissen über die Geschichte von früher und von sich selbst an die nächste Generation weiter. Mit Anschauungsmaterial – Zeitungsausschnitten, alten Fotos, Marken und Geld – bringt er den Kindern die Vergangenheit bei jedem Besuch ein Stückchen näher.
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