
Tausende bei Zusamaltheimer V-Party: "Menschen haben richtig Lust, zu feiern"

Plus Die V-Party in Zusamaltheim hat erneut Menschenmassen angelockt. Es gibt wenige Vorfälle, aber am Ende eskaliert eine Situation. So äußert sich die Wertinger Polizei zur Organisation.

Es ist gewaltig, was sich an diesem Pfingstwochenende bei der V-Party in Zusamaltheim abspielt. Vor dem gigantischen Zelt weisen Helfer und Helferinnen der Feuerwehren aus Zusamaltheim, Sontheim und Roggden die Autofahrer und Autofahrerinnen in freie Parkplätze auf der nahezu vollgeparkten Wiese ein. Die Kennzeichen der Wagen verraten, dass die Gäste nicht nur aus dem Kreis Dillingen und den benachbarten Landkreisen Augsburg, Donau-Ries und Günzburg kommen. Bis aus Passau sind Besucher zu dem Spektakel angereist. Manche kommen in Bussen - etwa aus Eichstätt.
Diese Veranstaltung lockt wohl am meisten Besucher im Landkreis an
Schon von weitem sind die wummernden Bässe zu hören. Star-DJs legen am Freitag und Samstag in Zusamaltheim auf. Es ist eine kleine Völkerwanderung zum Partygelände. Tausende bevölkern das Areal an der Zusam. Die V-Party dürfte die Veranstaltung im Landkreis Dillingen sein, die - abgesehen von großen Faschingsumzügen - die meisten Menschen anlockt. Und eines ist nach zwei Jahren Corona-Pause deutlich zu spüren. "Die Leute haben richtig Lust zu feiern", sagt Tobias Lipowsky.
Der 25-Jährige ist der Vorsitzende der Faschingsfreunde Zusamaltheim, die das Spektakel ausrichten. Die V-Party erfordert eine organisatorische Meisterleistung. "Etwa 160 Ehrenamtliche helfen mit, das ganze Dorf ist dabei", sagt Lipowsky. Und da sind die Feuerwehren und der Schützenverein noch gar nicht mitgerechnet. Knapp 30 Mitarbeitende einer Security-Firma sorgen für Sicherheit. Die ersten Entscheidungen fällt das Team um den Vorsitzenden in der Regel bereits ein halbes vorher. Die Zelte müssen gemietet, die DJs engagiert werden. Weil die Lage wegen Corona unsicher war, musste dieses Jahr spontaner geplant werden, informiert Lipowsky - sichtlich erleichtert, dass alles geklappt hat. In der letzten Woche vor dem Start müssen etliche Helfende auch Urlaub nehmen, um die Party-Area aufzubauen. "Die Spannung steigt, bevor es losgeht", erläutert der Maschinenbau-Techniker. Und während der zweittägigen Veranstaltung sei man ebenfalls ein bisschen nervös. "Wir wollen, dass nichts passiert und alle friedlich feiern", sagt Lipowsky.
"Faszinierend, dass so viele Menschen kommen"
Bei den Feiernden ist die Partystimmung greifbar. Die frühere Villenbacherin Claudia Meindorfer sagt: "Wir sind hier aufgewachsen, das gehört die V-Party einfach dazu. Es ist immer wieder faszinierend, dass so viele Menschen kommen." Die Sonderheimerin Annemarie Jung ist mit ihren Freundinnen Miriam Wioncek (Holzheim) und Elisabeth Konle (Höchstädt) zur V-Party gefahren. "In Villenbach ist die ultimative Party, aber man darf erst mit 18 rein." Und weil Corona die V-Party zwei Jahre lang unmöglich gemacht hat, sei sie jetzt mit 20 das erste Mal da. Ähnlich geht es Elisabeth Konle. "Ich habe immer von meinem Bruder Geschichten gehört, wie toll es hier ist, aber ich durfte nicht hin." Und jetzt könne sie endlich diese überragende Party genießen, sagt die 20-Jährige. Und auch die Dritte im Bunde, Miriam Wioncek, schwärmt von "dieser coolen Stimmung hier".
Im großen Zelt geben am Samstagabend Dominik Koislmeyer und DJ Tonic richtig Gas. Am Vorabend haben Harris und Ford, Gianluca Nobile und MA:RK aufgelegt. Zumeist etwas älteres Publikum bevorzugt das Rockzelt, in dem die Bands Fracture, Madmans Dream und Sprachrohr alles geben. Dem Mertinger Michael Sailer gefällt der Vortrag von Sprachrohr. 2019 war Sailer selbst mit seiner Formation "Rock Appartement" bei der V-Party. "Das ist einfach die größte Party weit und breit. Die Größe und die Menge der Leute sind einfach umwerfend", stellt der Metringer fest. Das Ganze sei "ein Gesamtkunstwerk".
Vor Ort sind auch Beamte der Polizeistation Wertingen um ihren Leiter Jürgen Böswald. Verstärkt werden sie durch Unterstützungskräfte der Einsatzhundertschaft des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Wie viel Polizei genau vor Ort ist, sagt Böswald nicht. "Wir haben die Polizeipräsenz erhöht und wollen so sicherstellen, dass die Leute hier friedlich und ausgelassen feiern können." Der Leiter der Polizeistation hat ein großes Lob für das Team der Faschingsfreunde parat. "Die haben das sehr gut organisiert, da hält das ganze Dorf zusammen", stellt Böswald fest. Er schätzt, dass am Samstag etwa 4000 Menschen zur V-Party gekommen sind, am Freitag seien es vielleicht 3000 gewesen. Angesichts der großen Besucherzahl sei wenig passiert, sagt Böswald am Pfingstsonntag gegen 1 Uhr.
Mädchen wird von Unbekanntem unsittlich berührt
In der Nacht zum Samstag wurde eine 18-Jährige gegen 0.50 Uhr von einem Unbekannten gegen ihren Willen unsittlich an den Brüsten und am Intimbereich berührt. Das Mädchen, das 1,5 Promille Alkohol im Blut hatte, konnte den Mann laut Polizeibericht allerdings nicht mehr beschreiben. Die Polizeistation Wertingen bittet unter Telefon 08272/99510 um Hinweise.
18-Jähriger schlägt mit Bierflasche zu, 25-Jähriger wehrt sich mit Schaufel
Am Samstagmorgen um 6 Uhr waren ein 18-Jähriger und ein 25-Jähriger nach dem Ende der Party in Streit geraten. Der Jüngere schlug dem Älteren laut Polizeibericht eine Bierflasche auf den Kopf, der 25-Jährige wehrte sich schließlich mit einer Schaufel und schlug ebenfalls zu. Beide Männer erlitten leichte Verletzungen und mussten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden. Die Polizei hat Ermittlungen gegen die beiden wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.
30-Jähriger verletzt Polizeibeamten
Am Pfingstsonntag um 4.25 Uhr kam es auf dem Veranstaltungsgelände zu einer weiteren Straftat. Ein 30-Jähriger, der von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes aus dem Festgelände gebracht worden war, kam durch den Zaun widerrechtlich zurück auf das Areal. Die Security und Beamte der Polizeistation Wertingen geleiteten den Mann nach draußen. Weil der 30-Jährige äußerst aggressiv und beleidigend wurde, musste er von den Beamten zu Boden gebracht und fixiert werden. Hierbei leistete der Festival-Besucher laut Polizeibericht massiven Widerstand und verletzte einen Beamten.
Auch der Bruder mischt sich ein und wird aggressiv
Als der Randalierer zum Polizeiauto gebracht wurde, mischte sich dessen 27-jähriger Bruder ein. Nachdem dieser einem ausgesprochenen Platzverweis trotz mehrfacher Aufforderung nicht nachgekommen war, musste auch er in Gewahrsam genommen werden. Der 27-Jährige wehrte sich nach Angaben der Polizei ebenfalls. Gegen das Brüderpaar wurden Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erstattet. Gegen den 30-Jährigen wurden weitere Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs, Beleidigung und Körperverletzung eingeleitet.
Eine Frau versucht die Brüder zu befreien
Zudem wollte eine Frau die Polizisten attackieren, um die Gewahrsamnahme der Brüder zu vereiteln. Diese Befreiungsaktion konnte von den Beamten nur durch unmittelbare Zwangsmaßnahmen verhindert werden, mit der die Angreiferin auf Abstand gehalten werden konnte. Die Unbekannte konnte anschließend in der Menschenmenge unerkannt entkommen. Die Polizeistation Wertingen bittet in diesem Zusammenhang um Zeugenhinweise unter Telefon 08272/99510.
Polizeichef: "Die Leute sind hungrig nach solchen Partys"
Gegenüber unserer Redaktion hatte Polizeistationsleiter Böswald vor diesem Vorfall ein positives Urteil gefällt. Alles in allem sei die V-Party bisher friedlich verlaufen. "Die Leute", sagt der Wertinger Polizeichef, "sind hungrig nach solchen Partys."
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