Erdogan kündigt Boykott von Elektrogeräten aus den USA an
Als Reaktion auf Sanktionen aus Washington hat Präsident Erdogan einen Boykott elektronischer US-Geräte angekündigt. Der Konflikt belastet die türkische Währung.
Im Streit mit Washington hat die Türkei einen Boykott elektronischer Geräte aus den USA angekündigt. Es gebe Apple, aber auch Marken wie Samsung und Vestel, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag im Fernsehen. Während sich die türkische Lira nach dem Absturz der vergangenen Tage erstmals wieder leicht erholte, zog die Währungskrise in der Türkei auch andere Währungen nach unten.
Inhaftierung des Pastors Brunson verschlechtert Verhältnis zu den USA
"Wir werden einen Boykott gegen elektronische Geräte aus den USA verhängen. Sie haben das iPhone, doch auf der anderen Seite gibt es Samsung", sagte Erdogan mit Bezug auf den US-Handyhersteller Apple und den südkoreanischen Konkurrenten. Außerdem habe die Türkei ihre eigene Marke Vestel. Apple-Produkte sind in der Türkei sehr verbreitet und werden auch von Erdogan selbst benutzt.
Schon seit Tagen kursiert im Kurzmitteilungsdienst Twitter die Forderung, keine Reklame mehr bei US-Firmen zu schalten. Die Fluglinie Turkish Airlines schloss sich am Dienstag der Bewegung an und verkündete, die notwendigen Anweisungen erteilt zu haben.
Das Verhältnis der Türkei zu den USA ist seit längerem angespannt, hat sich zuletzt aber wegen des Streits um die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson noch einmal verschlechtert. Der evangelikale Pfarrer sitzt seit Oktober 2016 unter Spionage- und Terrorvorwürfen in türkischer Untersuchungshaft. Anfang August verhängte US-Präsident Donald Trump in dem Fall Sanktionen gegen zwei türkische Minister, woraufhin die Lira drastisch einbrach.
Viele sehen Prozess gegen Pastor Brunson als politisch motiviert
Nachdem ein hochrangiges Treffen in Washington keine Einigung gebracht hatte, verkündete Trump am Freitag zudem eine Verdopplung der Zölle auf türkische Stahl- und Aluminiumimporte. Trotz der Eskalation in dem Streit gab es am Dienstag erneut ein Treffen zwischen Trumps Nationalem Sicherheitsberater John Bolton und dem türkischen Botschafter in Washington, Serdar Kilic.
Brunsons Anwalt Cem Halavurt beantragte unterdessen erneut die Freilassung seines Mandanten, wie er der Nachrichtenagentur afp mitteilte. Ein Gericht muss nun binnen drei Tagen über den Antrag entscheiden. Ankara verweist in dem Fall immer wieder auf die Unabhängigkeit der Justiz, doch sehen viele Beobachter den Prozess gegen Brunson als politisch motiviert.
Währungskrise der Türkei wirkt sich auf andere Schwellenländer aus
Die Lira erholte sich derweil erstmals wieder, nachdem die türkische Zentralbank am Montag zugesichert hatte, "alle notwendigen Maßnahmen" zur Wahrung der Finanzstabilität zu ergreifen. Nachdem die Lira am Freitag rund 16 Prozent verloren hatte, gewann sie am Dienstag wieder fünf Prozent dazu und wurde am Nachmittag bei 6,55 Lira zum Dollar gehandelt.
Die Währungskrise in der Türkei drückte zunehmend auch auf die Währungskurse anderer Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und Russland. Insbesondere die indische Rupie brach am Dienstag stark ein und wurde kurzzeitig erstmals über 70 Rupien zum Dollar gehandelt. Aus Furcht vor einem Übergreifen der Krise in der Türkei ziehen viele Investoren ihr Geld aus den Währungen anderer Schwellenländer zurück.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sprach sich für ein Einschreiten des IWF in der Türkei aus. "Der Internationale Währungsfonds ist der letzte Rettungsanker für Ankara", sagte Fratzscher der Passauer Neuen Presse. Es deute vieles darauf hin, dass die Türkei Notkredite brauche. Allerdings lehnt Erdogan IWF-Hilfen ab und widersetzt sich selbst der Anhebung der Leitzinsen durch die türkische Zentralbank. (afp)
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