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06.07.2005

Jeden Tag neue und noch delikatere Enthüllungen

Wenn Begriffe wie "Lustreisen" und "Dirnen" auf der ersten Seite eines seriösen Blattes und nicht einer Boulevardzeitung stehen, muss Schlimmes vorgefallen sein. Da hilft es nichts mehr, dass all dies von der Süddeutschen Zeitung mit dem Zusatz "angeblich" abgemildert wird. Die Katastrophe für das betroffene Unternehmen Volkswagen ist perfekt. Der früher in Augsburg und jetzt in Hannover wirkende Kommunikationswissenschaftler Helmut Scherer sagt gegenüber unserer Zeitung: "Weil der Skandal auch noch scheibchenweise serviert wird, handelt es sich um den größtmöglichen Unfall, eben einen Super-GAU."

Von unserem Redaktionsmitglied Stefan Stahl, Augsburg.

Lassen sich die Recherchen vor Gericht erhärten, hieße das: Die Spitze des Konzerns hat sozusagen den Betriebsrat gekauft. Angeblich werden die Arbeitnehmervertreter seit mehr als einem Jahrzehnt geschmiert. Der Vorstand, so schreibt Deutschlands führender Enthüllungsjournalist, Hans Leyendecker, habe Lustreisen nach Brasilien oder in andere Länder genehmigt. Auch seien "Luxus-Nutten" eingeflogen worden. Im Gegenzug hätten sich Betriebsräte -­ Mitglieder der IG Metall -­ auffällig oft bereit erklärt, bei strittigen Entscheidungen auf Vorstandslinie zu argumentieren.

Es kommt noch schlimmer: Treffen die Nachforschungen des Journalisten zu, könnte der Fall, wie einst der Neue-Heimat-Skandal, die deutsche Gewerkschaftsbewegung in den Grundfesten erschüttern. Den Erkenntnissen Leyendeckers zufolge sind für die Treffen mit Prostituierten Belege über Summen wie 30 000 Euro ausgestellt worden. Weiter heißt es: "Volkswagen-Personal-Vorstand Peter Hartz soll etliche dieser Belege abgezeichnet haben" ­ was dieser am Dienstagabend als "Verunglimpfung" und "aufs Schärfste" zurückwies. Es ist fast schon tragisch: Der Mann, mit dem Gerhard Schröder die Arbeitsmarktkrise der Republik lösen wollte, wird in eben jener Zeit angeschossen, in der auch der Bundeskanzler nach desaströsen Wahlniederlagen den Rückzug betreibt.

Hartz, der wie Schröder aus einfachen Verhältnissen stammt und über den zweiten Bildungsweg den Marsch durch die Institutionen nach oben antrat, wird immer heftiger kritisiert. Der VW-Manager ist SPD-Mitglied und gehört der Gewerkschaft IG Metall an. Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff: "Es kann für Hartz keinen Persilschein geben." Diese Aussage veranlasste IG-Metall-Chef Jürgen Peters, der ebenfalls im Aufsichtsgremium des größten Autobauers Europas heimisch ist, zu einer Retourkutsche: Er warf dem CDU-Mann vor, Hartz öffentlich beschädigen zu wollen. Die Diskussion um den VW-Skandal hat damit längst eine politische Dimension erreicht.

Der führende deutsche Automobil-Experte, Ferdinand Dudenhöffer, zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung davon überzeugt, dass erst die Spitze des Affären-Eisbergs zu sehen sei: "Da kommen weitere Enthüllungen." Der VW-Kenner: "Ich glaube nicht, dass Hartz den Skandal durchsteht." Er hält es für notwendig, dass der Einfluss der IG Metall auf VW zurückgedrängt wird. Dudenhöffer, den manche den "deutschen Automobil-Papst" nennen, fordert Niedersachsens Landesregierung auf, ihren rund 18-prozentigen Anteil an dem Unternehmen zu verkaufen. Nur so könne Volkswagen ein normaler Konzern wie der erheblich erfolgreichere japanische Konkurrent Toyota werden. Dudenhöffer spricht den Kern des VW-Problems an, wird der Autoriese doch nicht grundlos als "Landesversorgungsanstalt VW" und "letzter volkseigener Betrieb Deutschlands" verspottet, weil der Einfluss des Staates derart groß ist ­- ein Umstand, den viele als idealen Nährboden für die Entwicklung von Filz betrachten.

Das VW-System ist eine der letzten Bastionen des deutschen Konsenskapitalismus, der auf größtmöglichen Ausgleich zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen bedacht ist. Durch Hartz sitzen die zu rund 97 Prozent in der IG Metall organisierten Beschäftigten mit am Vorstandstisch. Solange die SPD in Niedersachsen an der Macht war, beschrieben Insider den Einfluss der Gewerkschaft auf die Geschäftspolitik als "für einen börsennotierten Konzern kaum zu übertreffen". Das VW-Gesetz hat die Macht der IG Metall begünstigt. Gegen den Willen des Landes Niedersachsen kann kein Investor bei Volkswagen die Mehrheit übernehmen. Außerdem legt die Regelung fest, dass Niedersachsen zwei Aufsichtsratsmandate für sich reklamieren kann.

All dies hat dazu geführt, dass der Konzern wie kaum ein anderer die Interessen der Beschäftigten und die Renditevorstellungen der Aktionäre gleichberechtigt nebeneinander stellt, was an sich nicht verwerflich ist. So war die Unternehmensleitung stets auf das Wohlwollen der Arbeitnehmervertreter angewiesen, wenn es zum Beispiel darum ging, Produktion in kostengünstigere Länder zu verlagern. Hierin sehen Beobachter aber eine Konstellation, die zu den erwähnten Vergünstigungen für Betriebsräte geführt haben könnte.

Der Fall VW beunruhigt Peter von Blomberg, den Vize-Chef der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland. Der frühere Allianz-Personalmanager zeigt sich verblüfft über Berichte, nach denen Ex-Mitarbeiter der VW-Personalabteilung über Aufträge mitentschieden haben. "In diesem Ressort müsste Korruptionsbekämpfung vorgelebt werden." Von Blomberg spielt damit auf den einstigen Hartz-Vertrauten Helmuth Schuster an, der als früherer Personal-Chef der VW-Tochter Skoda von Zulieferern Schmiergelder verlangt haben soll. Die ernüchternde Botschaft des Transparency-Mannes: "Korruption ist in vielen deutschen Unternehmen keine Seltenheit." 

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